DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
            12-06-2020 10:01
          
          
            
S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.06.2020 um 10.30 UTC
Im Nordosten insgesamt freundlich, sonst wechselhaft und gebietsweise Schauer 
und teils kräftige Gewitter.  
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 19.06.2020
Am Montag zeigt sich das Geopotentialfeld in 500 hPa recht gradientschwach, die 
am deutlichsten hervortretenden Strukturen sind ein kleinräumiges Höhentief im 
Bereich der Memelmündung, das im Tagesverlauf und auch in der Nacht nur sehr 
geringe Verlagerungstendenzen zeigt. Dies gilt auch für sein kleinräumiges 
Bodenpendant. Ein zweites, etwas großräumigeres Höhentief, welches den südlichen
Schwerpunkt eines Langwellentroges über dem Atlantik bildet, liegt südlich von 
Irland. Auch dieses zeigt keine Tendenzen sich raumgreifend zu bewegen. Ein mit 
ihm korrespondierendes 1015er-Tief verlagert sich von der Südspitze Irlands zur 
Südwestspitze Englands, wobei es eine schwache Tendenz zum Druckanstieg und 
somit zum Auffüllen zeigt. Letztendlich bedeutet dies, dass Deutschland zwischen
den besagten Höhentiefs unter einem sehr schwach ausgeprägten Geopotentialrücken
liegt, und auch am Boden sind die Druckgegensätze gering. Bei genauer 
Betrachtung fällt allerdings auf, dass sich ein schwacher Bodenkeil von 
Südwestfrankreich nach Süddeutschland erstreckt, und das über dem Norden als 
Pendant ein schwacher Bodentrog auszumachen ist. Durch den Keil kommt es südlich
der Donau und an den Alpen bei nördlicher, stauaffiner Anströmung zu etwas 
Regen, der teils schauerartig verstärkt sein kann. Da sich im Feld der 
äquivalentpotentiellen Temperatur (850er Niveau) eine warm-feuchte Schliere von 
Franken und dem Erzgebirge bis zum Emsland andeutet, ist die Luftmasse dort 
etwas labiler geschichtet, was ebenfalls zu Hebung und in der Folge Regen führen
kann, der trotz des schwachen Geopotentialrückens zumindest lokal kräftiger 
ausfallen und von Gewittern begleitet sein wird. In diesem Bereich zeigen sich 
auch die mit Werten knapp über 10 Grad höchsten 850er Temperaturen, nordöstlich 
und südwestlich davon liegen die entsprechenden Temperaturen dagegen im 
einstelligen Bereich. 
Am Dienstag verlagert sich das Höhentief bei Litauen zögerlich nordwärts und 
erreicht am Mittwochmorgen, zusammen mit seinem schwächer werdenden Bodentief, 
die Umgebung von Gotland. Von Westen her können sich der Langwellentrog und das 
Höhentief nähern, letzteres zieht am Tage über die südliche Bretagne hinweg und 
erreicht ausgangs der Nacht den Unterlauf der Loire. Damit wird die 
Höhenströmung deutlich zyklonaler, sie dreht dabei auf südliche Richtungen und 
insgesamt präsentiert sich der Südwesten damit etwas labiler als am Vortag, was 
nach jetzigem Stand (EZMW-deterministisch) ab dem Nachmittag und bis in die 
Nacht hinein kräftige Gewitter bedeuten könnte. Über dem Nordosten ist dagegen 
weiterhin die schwache Geopotentialbrücke wetterwirksam, dort bleibt es auch 
weitgehend trocken. Die feucht-warme Theta-Schliere zerbröselt etwas, dass sich 
in der Gesamtschau die synoptischen Strukturen aber etwas nach Osten verschieben
kann man an den 850er Temperaturen erkennen, die Ausgangs der Nacht im Norden 
und der Osthälfte über, sonst jedoch unter 10 Grad liegen. 
Am Mittwoch kommt der westeuropäische Langwellentrog nur sehr langsam nach Osten
voran, das zugehörige Höhentief ändert seine Position an der Loire kaum. Trotz 
der zögerlichen Verlagerung werden die Hebungsantriebe aus der Höhe durch leicht
sinkendes Geopotential etwas intensiviert. Zusätzlich steigt die Labilität durch
eine allmähliche niedertroposphärische Erwärmung der Luftmasse. Letztendlich 
steigt die Gewitteraktivität im Süden und Westen dadurch an. In möglichen 
Gewittern liegt der Fokus auf dem Starkregen, da die Zellen nur langsam ziehen 
sollten. Über dem Nordosten hält sich wie schon am Vortag die 
Geopotentialbrücke, dort präsentiert sich die Atmosphäre stabiler und das Wetter
in der Folge freundlicher. Die 850er Temperaturen liegen nur noch im äußersten 
Südwesten unter, sonst über 10 Grad. 
Am Donnerstag tropft der Langwellentrog über Frankreich ab, das entstehende 
isolierte Höhentief wandert zügig über die westlichen Alpen hinweg nach 
Oberitalien. In der Nacht zum Freitag zieht es schon über den Balkan hinweg, in 
der Nacht zum Samstag erreicht es den Bosporus. Über dem Süden und der Mitte 
Deutschlands bleibt als Überbleibsel der geschilderten Prozesse eine 
Geopotentialrinne vorhanden, so dass dort an beiden Tagen eine insgesamt labile 
Schichtungsstruktur vorherrscht. In der Folge ist mit teils kräftigen Schauern 
und Gewittern zu rechnen, die bei schwachgradientiger Bodenkonstellation 
bezüglich Starkregen durchaus unwetterartige Züge annehmen können. Im Norden und
Nordosten fällt nur vereinzelt schauerartiger Regen.
Am Samstag und Sonntag bleibt es bei tiefem Geopotential wechselhaft mit 
Schauern und Gewittern. 
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Übereinstimmung des aktuellen EZMW-Laufs mit dem Vorlauf (gestern 12 UTC) 
ist bis in die Nacht zum Donnerstag hinein sehr gut. Dies gilt für das 
Geopotential mit dem kleinräumigen Höhentief über der Loire ebenso wie für das 
(zugegebenermaßen schwachgradientige) Bodendruckfeld oder die Feuchte. 
Deutlicher werden die Unterschiede zwischen dem aktuellen Lauf und seinem 
jüngsten Vorgänger ab Donnerstag. Zwar soll in beiden Lösungen der Trog über 
Frankreich abtropfen und dann über die Adria und den Balkan nach Südosten 
ziehen, dieser Prozess wird aber vom aktuellen Lauf deutlich langsamer simuliert
als vom Vorlauf. In der Folge sollte sich im Vorlauf noch von Westen ein 
geopotentialrücken zur Nordsee schieben, von dem nach jetzigem Stand nicht mehr 
zu sehen ist. 
Der gestrige 00-UTC-Lauf klinkt sich schon in der Nacht zum Dienstag aus der 
Modellgemeinschaft aus. Bei ihm verlagert sich das Höhentief über Westeuropa 
deutlich zögerlicher nach Süden, es verharrt dann bis Mittwoch als Dipolstruktur
über Großbritannien und Irland, um erst dann weiter nach Süden Richtung 
westlicher Ärmelkanal auszugreifen - um dort dann von einem neuen Langwellentrog
eingefangen zu werden. 
Von den Strukturen des Geopotentials abgesehen ist man sich aber dahingehend 
einig, dass die Geopotential- wie auch die Druckgegensätze bis zum Mittwoch nur 
schwach ausgeprägt sein sollen. Erst dann liefert der gestrige 00-UTC-Lauf etwas
mehr Dynamik - bei den jüngeren Läufen muss man selbst dann noch auf selbige 
warten.   
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
 
Bis zum Montag (12 UTC) ist die Übereinstimmung der hier betrachteten Modelle 
(EZMW, ICON, GFS) gut, wenngleich sind in Position und Kerndruck bzw. 
Geopotential schon kleiner Unterschiede bei den Bodentiefs und auch den 
Höhentiefs über der zentralen Ostsee und südlich von Irland zeigen. 
Am Dienstag zeigt sich zwar ein weiteres, allerding nur moderates 
Auseinanderdriften der Modelle. Einig sind sich die Modelle z.B. darin, dass 
sich das Tief über der Ostsee nur zögerlich nach Norden verlagern soll, wobei 
die Geschwindigkeit bei GFS am höchsten ist. EZMW und GFS zeigen über Westeuropa
zu diesem Zeitpunkt einen von Norden nach Süden ausgreifenden Trog mit 
Einschnürung nördlich von Irland, während ICON ein großräumiges, abgeschlossenes
Höhentief von der Bretagne bis zum Mittelmeerraum modelliert. 
Am Mittwoch schwinden die Gemeinsamkeiten von ICON mit den beiden anderen 
Modellen. Während der DWD-Vertreter das großräumige Höhentief nunmehr über dem 
westlichen Mittelmeer ansiedelt, setzen EZMW und GFS auf das kleinräumige 
Höhentief im Bereich der Loire.
Im Weiteren laufen die Modelle weiter auseinander, GFS setzt am Donnerstag auf 
ein rasches, EZMW auf ein langsames Abtropfen des Langwellentroges, während ICON
von Westen einen über England, die Nordsee und Schleswig-Holstein nach Osten 
verlaufenden Rücken anbietet.  
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die EZMW-Cluster leben in einer "Blockierungswelt". Erst in der erweiterten 
Mittelfrist (+192 bis +240 Stunden) wechselt der mittlere von dann 3 Clustern 
mit seinen 15 Mitgliedern zum letzten Zeitpunkt (+240h) in die Wetterkategorie 
"Positive NAO". Und der ganze Rest ist: Blocking.
Im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden liegen alle 5 Cluster durchweg in einer 
Blockierungslage. Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden sind es dann 3 Cluster, 
die alle die Blockierungslag zeigen. Dabei liegen der Haupt- und Kontrolllauf im
ersten genannten Zeitfenster im Cluster 1, im zweiten Zeitfenster dann in 
Cluster 2. Dabei ähneln sich die Geopotential- und die Druckmuster der einzelnen
Cluster, einig ist man sich insbesondere darin, dass die Geopotential- wie auch 
die Druckgegensätze schwach ausgeprägt sein sollen.
Die EZMW-EPS-Rauchfahnen für Offenbach zeigen nach einem kurzen und raschen 
Anstieg der 850er-Temperatur bis in die Nacht zum Samstag einen allmählichen 
Rückgang derselben. Dabei bleibt die Streuung bis zum Mittwoch der kommenden 
Woche recht moderat (Spanne etwa 6 Grad, am Dienstag beispielsweise zwischen 7 
und 13 Grad), danach nimmt die Streuung dann deutlich zu. 
Für das Geopotential zeigt sich bis Montag ein moderater Anstieg, dann ein 
moderater Rückgang, beides bei allmählich zunehmender Streuung. Ab Donnerstag 
nimmt dann auch bei Geopotential die Streuung deutlich zu. 
Die GFS-EPS-Rauchfahnen stützen bezüglich der Temperatur die Aussagen von EZMW. 
Nach einem markanten Anstieg bis Samstagnacht folgt ein moderater Rückgang, 
wobei die Streuung kaum zunimmt. Sie wird bei GFS erst ab Mittwoch größer, 
allerdings zögerlicher als dies bei EZMW der Fall ist.   
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im Mittelfristzeitraum zeigt EFI keine Signale für signifikante 
Wettererscheinungen. 
COSMO-LEPS zeigt am Montag und in der Nacht zum Dienstag im Süden und in der 
Mitte geringe Wahrscheinlichkeiten von bis zu 20% für Dauerregen über 25 l/qm in
12 Stunden. Das gleiche gilt am Mittwoch für den Südwesten.  
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-MOS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl.  Met. Martin Jonas