DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
02-06-2020 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.06.2020 um 10.30 UTC
Unbeständig und eher kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 09.06.2020
Am Freitag zu Beginn des Mittelfristzeitraumes erstreckt sich 00 UTC ein
Langwellentrog von Island bis nach Nordfrankreich. Über der südwestlichen
Nordsee befindet sich ein dazugehöriges Höhentief mit 500 hPa Temperaturen um
-25 Grad. Vorderseitige Hebung sorgte am Donnerstag zu der Bildung einer
Tiefdruckrinne, die bereits in der Nacht zu Freitag mit Blitz und Donner weite
Teile von Deutschland von West nach Ost überquert hat. Auch Ausgangs der Nacht
zu Freitag können in der (Nord-) Osthälfte von Deutschland noch Gewitter mit
Starkregen und stürmischen Böen auftreten. Nachfolgend setzt zwar kurzzeitig
kompensatorischen Absinken ein, mit dem Übergreifen des (Rand-) Troges bzw. des
relativ kalten Höhentiefs auf Deutschland nimmt die Labilität wieder zu und die
Schauer und Gewitterneigung steigt im Laufe des Tages wieder an. Insgesamt ist
die Luftmasse aber nicht mehr so feucht und so warm wie am Tag zuvor.
Starkregenereignisse sind mit PPW`s um 15 l aber nicht völlig auszuschließen.
Im Laufe des Tages überquert ein weiterer Randtrog Deutschland von West nach
Nordost. Gleichzeitig entwickelt sich über Schottland ein neues Höhentief. Der
Zustrom relativ kühler und trockener Luftmassen nach Deutschland bleibt
bestehen. Auf der Vorderseite des neuen Höhentiefs, dass sich langsam nach
Südengland verlagert, setzt Hebung ein und eine Warmfrontwelle bildet sich.
Diese greift in der Nacht zu Samstag von Frankreich her auf Deutschland über.
Am Samstag verlagert sich das Höhentief Richtung Nordsee, dabei entwickelt sich
an der Welle auch ein Bodentief, das sich anfangs von der südwestlichen Nordsee
bis zum Abend zur nördlichen Nordsee verlagert. Die Welle beginnt zu Okkludieren
und verlässt Norddeutschland bereits in der Nacht zu Sonntag. Über
Süddeutschland bleibt die Luftmassengrenze an den Alpen "hängen" und sorgt dort
für länger anhaltende Niederschläge.
Auch am Sonntag bleibt das Höhentief über der Nordsee quasistationär liegen.
Wobei sich ein neuer Randtrog an ihrer Südwestflanke entwickelt und für
unbeständiges Wetter auch im Nordwesten des Landes sorgt. Die neue Trogachse
greift in der Nacht zu Montag auf Deutschland über und verlagert sich im Laufe
des Montags nur langsam nach Nordosten. Dabei werden die letzten Reste der
feuchteren Luft an den Alpen nach Osten verdrängt und die anhaltenden
Niederschläge lassen auch am Alpenrand nach. Insgesamt bleibt aber ein
wechselhafter und kühler Witterungscharakter erhalten.
Am Dienstag bleibt Trog Mitteleuropa erhalten. Mit 850 hPa Temperaturen um +2
Grad bleibt es, je nach Einstrahlung, etwas zu kühl für die ersten "Sommertage".
Im Laufe des Tages füllt sich das Höhentief immer mehr auf und verlagert sich
Richtung Skandinavien. Gleichzeitig nähert sich vom Atlantik ein schmaler Trog,
der die Anströmung über Mitteleuropa allmählich wieder auf Südwest drehen
sollte.
In der erweiterten Mittelfrist liegt die Großwetterlage zwischen Trog West- oder
Trog Mitteleuropa. Es wird wieder wärmere und feuchtere Luft advehiert, die aber
auch für das eine oder andere kräftige Gewitter sorgen könnte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Montag sind im Groben die synoptischen Abläufe zwischen den Vorläufen und
dem aktuellen IFS Lauf recht ähnlich. Der Trog, der in der Nacht zu Freitag auf
Deutschland übergreift, soll zwar nicht mehr so weit nach Süden ausgreifen wie
im gestrigen 00 UTC Lauf angedacht, nachfolgend ergibt sich aber wieder ein
ähnliches Bild von der Wetterlage.
Mit Annäherung des Troges und auch postfrontal in der "Kaltluft" kommt es immer
wieder zum Teil kräftigen evtl. auch unwetterartigen Gewittern. Starkregen bis
in den Unwetterbereich ist lokal, wie auch strichweise nicht ausgeschlossen. Es
sollte schon verbreitet am kommenden Wochenende Mengen zwischen 1 und 5 l/qm
fallen, regional können sich aber große Unterschiede ergeben (Alpenrand).
Ab Donnerstag setzt sich kühlere Polarluft durch. Das Temperaturniveau (Tmax)
sinkt auf etwa 15 - 19 Grad. Der Wind frischt immer mal wieder böig auf, gerade
in höheren Lagen und in Gewitternähe kann es auch zu Sturmböen kommen.
Eine nennenswerte Sturmlage ist aber nicht in Sicht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Alle betrachteten Globalmodelle simulieren die Änderung der Großwetterlage in
den kommenden Tagen. Jedoch wird der Trog bzw. das Höhentief immer leicht
variierend simuliert. GFS und IFS simulieren im Gro bis einschließlich Dienstag
das selbe Szenario. ICON lässt das Höhentief jedoch von der Nordsee am Montag in
Richtung Südfrankreich abtropfen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
In den Plumes von IFS ist der Wetterumschwung gut und eindeutig zu erkennen.
Nachfolgend öffnet sich der Spread etwas, im Trend zeigt sich vor allem ab
nächste Woche Montag bzw. Dienstag wieder einen deutlichen Anstieg der 850 hPa
Temperaturen und des 500 hPa Geopotenzials.
Im Ensemble des GFS ist eine ähnliche Verteilung zu erkennen.
Im Zeitbereich 120 bis 168 h gibt es 3 Cluster. Der Operationelle und der
Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 25 Membern in Cluster 1. In den anderen
Clustern wird aber ebenfalls Trog West bzw. Mitteleuropa präferiert.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Gewitter:
Im mehr oder weniger gesamten Mittelfristbereich können kräftige
Gewitterentwicklungen (Starkregen, stürmische Böen und kleinkörniger Hagel)
nicht ausgeschlossen werden.
Wind: Am Samstag frischt der Wind zeitweise böig auf, ob und wie verbreitet
Windböen auftreten werden, ist unklar. Einige stürmische Böen oder Sturmböen auf
den Berglagen können aber durchaus auftreten. Abgesehen von den konvektiven
Böen, gibt es keine nennenswerte Windlage im Mittelfristzeitraum.
Niederschlag:
Es gibt zwar keine eindeutigen probabilistischen Hinweise auf eine
Dauerregenlage, aber am Alpenrand könnte mit der sich entwickelnden
Warmfrontwelle und der schleifenden Frontalzone länger anhaltender Reden hi und
da das Dauerregenkriterium reißen. Gerade wenn konvektive Umlagerungen
mitberücksichtigt werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher