DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
17-05-2020 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.05.2020 um 10.30 UTC
Nach Hochdruckeinfluss zum kommenden Wochenende wieder unbeständiger mit
potentieller Gewitterlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 24.05.2020
Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zeigt die Prognose des IFS
einen markanten Rücken westlich unseres Landes, der bis in die Ostgrönlandsee
reicht. Diesem steht ein Langwellentrog über dem östlichen Mitteleuropa und
Osteuropa gegenüber. Bodennah dominiert eine Hochdruckzone, die sich vom
Azorenhoch ausgehend über Biskaya, Nordsee und Nordmeer bis in die
Ostgrönlandsee erstreckt. An ihrer Ostflanke gelangt recht kühle Luft in den
Nordosten Deutschlands (1 bis 4 Grad in 850 hPa), während sich im Südwesten
warme Luft hält (8 bis 10 Grad). Mit der bodennah nördlichen Strömung gelangt
auch feuchte Luft zu uns, so dass es teils wolkig ist, zu Niederschlag reicht es
aber kaum.
Am Donnerstag verlagern sich die wetterbestimmenden Systeme etwas nach Osten. Da
der Schwerpunkt des Hochs dann über Skandinavien erwartet wird, drehen die Winde
auf östliche Richtungen. Die Sonnenanteile nehmen wieder zu und es wird etwas
wärmer.
Am Freitag erreicht die Achse des Langwellenrückens Deutschland und Norwegen,
gleichzeitig stößt ein Trog im Bereich der Britischen Inseln nach Südosten. Ein
kräftiges Bodentief zieht nördlich von Irland vorbei. Damit dreht der Wind auf
Süd, später Südwest, und im Tagesverlauf erreicht die markante Kaltfront des
Tiefs den Nordwesten. Da zuvor die warme Luft weit in den Norden kommt und die
Lage auch dynamisch gesehen ein bisschen was zu bieten hat, könnte eine stärkere
Gewitterlage anstehen. In der Nacht zum Samstag zieht die Front im Norden rasch
durch, im Süden hängt sie zurück. Weiter kann es zu Gewittern und teils
kräftigen Regenfällen kommen.
Am Samstag tritt das Azorenhoch wieder stärker in Erscheinung, während das oben
erwähnte Tief im Bereich nördlich Schottlands verbleibt. Entlang seiner weit
nach Osten gelaufenen Kaltfront befindet sich ein Teiltief im Bereich der
Ostsee, so das zwischen diesem und einem Keil des Azorenhochs der Wind bei uns
mäßig aus Westsüdwest kommt. In 850 hPa fließt eine mit 2 Grad recht kühle
Meeresluft ein. Da die Vorderseite des Langwellentroges auf Deutschland
übergreift, kommt die Kaltfront im Süden im Tagesverlauf wieder zurück und wird
aktiviert, was im Süden und Südosten zu kräftigen Regenfällen führt. Sonst ist
es wechselnd bewölkt mit Schauern. In der Nacht schwenkt die erste Achse des
Langwellentroges dann durch.
Am Sonntag präsentiert sich dann der Langwellentrog über Deutschland, auch das
Bodentief nähert sich allmählich und zieht am Montag über uns hinweg. Somit
bleibt es kühl, regnerisch und windig. Im weiteren Verlauf soll sich dann ein
Höhentief abspalten und Richtung westliches Mittelmeer ziehen, wohingegen sich
bei uns von Nordwesten her wieder Hochdruckeinfluss durchsetzen kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Insgesamt zeigen die letzten drei vorliegenden IFS-Läufe eine recht gute
Konsistenz, auch wenn der gestrige 12-UTC-Lauf die Kaltfront am Freitag noch
deutlich früher brachte. Zum Sonntag und Montag laufen die Prognosen dann
vollständig auseinander. Während der aktuelle Lauf den Trog über uns zeigt, ließ
der gestrige 12-UTC-Lauf den Trog rasch nach Osten abziehen und einen Rücken bei
uns übergreifen. Der gestrige 00-UTC-Lauf lag in etwa dazwischen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis zum Donnerstag zeigen die vorliegenden Modelle eine gute Übereinstimmung
auf. Danach laufen sie völlig auseinander: GFS zeigt einen breiten und recht
flachen Rücken, an dessen Nordwestflanke am Samstag ein Tief nordwestwärts
läuft, dass dann den Wetterwechsel einläutet. ICON behält lange noch den weit
nach Norden reichenden Rücken, der dann zum Sonntag von Westen von einem
Höhentief angegriffen wird. Es bildet sich eine Bodenrinne, nach deren Durchgang
sich von Westen ebenso wieder die kältere Luft durchsetzt. Die Kanadier ähneln
zunächst dem IFS, lassen dann aber am Sonntag den Trog recht flach
durchschwenken und erst über dem Osten Europas nach Süden ausgreifen, so dass
sich bei uns bald wieder Hochdruckeinfluss durchsetzen würde. In etwa so ähnlich
zeigt es auch NAVGEM.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum von Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00
UTC auf drei Cluster. Diese zeigen alle den Übergang zu einem
"positiven-NAO"-Wetterregime, also zu einer prinzipiell von Westwinden
dominierten Lage. Nach C1 (22 Mitglieder) soll zum Samstag der Keil über
Skandinavien verschwinden und sich dann eine recht flotte Westströmung bei uns
einstellen, mit recht rasch durchziehenden flachen Trögen und Rücken. C2 (17
Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) zeigt über Mitteleuropa am Sonntag noch
einen etwas stärkeren Trog, aber ohne signifikante Abtropftendenz. Ein
wesentlich stärkerer Trog südwestlich von Island tritt allerdings schon
Erscheinung (wie bei allen Clustern). Dieser ist im Hauptlauf gerade vor der
Südspitze Grönland angekommen und damit noch weit weg. C3 (12 Mitglieder) zeigt
einen über Westeuropa etwas weiter nach Norden reichenden Rücken, so dass wir an
der recht kühlen nordöstlichen Schulter eines Bodenhochs lägen.
Interessanterweise zeigen in der erweiterten Mittelfrist wieder vier von fünf
Clustern den Rückfall zu Blocking-Lagen, wobei Blockings über dem Westen und
Nordwesten Europas dominieren (32 von 51 Ensembleläufen), also das bekannte
Muster.
Die Rauchfahnen für die Mitte Deutschlands (Erfurt) zeigt bereits ab Donnerstag
deutliche Unsicherheiten bei der Temperaturentwicklung. Die Mehrheit der
Ensembleläufe hat zwar einen Anstieg auf etwa 12 Grad in 850 hPa anzubieten,
einzelne Läufe bleiben aber schon deutlich kühler. Zum Samstag gibt es einen
Einbruch auf 0 bis 3 Grad, wo die Mehrheit der Läufe bis zum Beginn der
Folgewoche so tief verharrt. Beim Potential ist der Einbruch wesentlich weniger
klar: Zwar folgt die Mehrheit der Läufe einem leichten Einbruch (wenn auch
weniger als der Hauptlauf), danach werden teils aber auch Anstiege auf sehr
hohes Niveau (über 580 gpdam) simuliert. Von Freitag bis Montag zeigen viele
Läufe Niederschlagssignale. Beim GFS fällt der Anstieg der Temperatur (bis
Samstag) eindeutiger und stärker aus, der nachfolgende Temperaturrückgang fällt
bei den meisten Ensemblemitgliedern schwächer aus. Auch beim Potential ist bei
der Mehrheit der Läufe kein signifikanter Rückgang zu sehen. Die
Niederschlagssignale sind schwächer und fokussieren sich auf Freitag bis
Sonntag. Insgesamt sieht also das gesamte GFS-Ensemble am kommenden Wochenende
hochdrucklastiger aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt keine Hinweise auf außergewöhnlich intensives Wetter.
Am Mittwoch kann es in den Alpen einzelne Gewitter mit Starkregen geben. Für
Freitag und Samstag deutet sich an allen Landesteilen ein erhöhtes
Gewitterpotential an, so dass Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen
durchaus vorstellbar sind, wenngleich die genaue Wetterlage noch unsicher ist.
Auch eine Unwetterlage ist nicht ausgeschlossen. Auch am Sonntag sind noch
Gewitter vorstellbar.
Das IFS-EPS zeigt ab Freitag geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen in
allen Landesteilen, die wohl teils in Verbindung mit Gewittern stehen, aber
nicht zwangsläufig.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann