DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-05-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.05.2020 um 10.30 UTC



Eisheilige in Anmarsch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 16.05.2020


Am Dienstag (Pankratius), zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, bestimmt nach
dem IFS-Modell ein umfangreicher Trog das Wettergeschehen. Er liegt über weiten
Teilen Skandinaviens und Mitteleuropas und ist vor allem im Norden mit sehr
kalter Luft angefüllt. Seine markanteste Achse liegt am Dienstagmorgen bereits
östlich unseres Landes. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass an seiner
Westflanke ein neuer Randtrog zur Nordsee läuft, der nach Westen hin für
Regeneration sorgt. Nordwestlich der Britischen Inseln liegt dagegen ein Keil,
der ein blockierendes Hoch an ebendieser Stelle stützt. Dieses lenkt in
Zusammenarbeit mit Tiefs über dem Osten und Norden Europas Kaltluft arktischen
Ursprungs nach Deutschland, so dass um die Mittagszeit in 850 hPa zwischen 0
Grad in den Alpen und -4 Grad über dem Nordosten Deutschlands gemessen werden.
Am frühen Morgen lassen an den Alpen letzte Regen- und Schneefälle einer nach
Süden durchgezogenen Kaltfront nach, im Laufe des Tages ziehen im Norden dann
auf der Vorderseite des Randtroges wieder viele Wolken auf, aus denen auch etwas
Regen fallen kann. Der Wind weht zunächst meist schwach aus Nord bis Nordwest.
Da es aber im Oslofjord im Laufe des Tages zu einer Zyklogenese kommt, frischt
der Nordwestwind im Norden stark auf. In der Nacht zum Dienstag zieht der
Randtrog in die westliche Ostsee und dort bildet sich ein Höhentief. Ein
weiterer zieht in der Nordsee südwärts. Dies lässt den Höhenwind in
Süddeutschland auf Westsüdwest rückdrehen, womit dort die Front wieder
zurückkommt mit etwas milderer Luft und Regen im äußersten Süden. Auch im
Nordosten kann es im Einflussbereich des vorangehenden Randtrogs etwas regnen.
Dazwischen dürfte es Wolkenauflockerungen geben und dort besteht bei teils
schwachem Wind Frostgefahr.
Am Mittwoch (Servatius) schwenkt der zweite Randtrog südwärts nach
Westdeutschland. Auf seiner Vorderseite herrscht weiter Südwestwind. Diese
Konstellation hat Frontogenese zur Folge, da in den Süden wieder wärmere Luft
gelangt (um 12 UTC +4 Grad in 850 hPa im Allgäu), während im Nordwesten -6 Grad
in 850 hPa erwartet werden. Leichte Schauer werden im Norden im Einflussbereich
des Troges simuliert, ganz im Süden und Südosten dagegen an der rückkehrenden
Front leichter Regen. Auch dazwischen dürfte es viele Wolken geben, so dass ein
erneuter sehr kühler Tag zu erwarten ist. In der Nacht kommt der zweite Randtrog
(bzw. die stark zurückhängende Achse des Langwellentroges, je nachdem, wie man
das sieht) kaum noch nach Südosten voran. Während große Teile des Landes im
Bereich des Bodenhochs liegen, schleift über dem Südosten weiter die Front mit
Regenfällen. Wo es aufklart, wird es wieder kalt.
Am Donnerstag (Bonifatius) nimmt der Trogeinfluss dann endlich ab und ein Rücken
nähert sich von Südwesten. Der Norden des Landes liegt unter Hochdruckeinfluss,
während von Südwesten der Druck fällt. Damit dreht im Süden der Wind auf
Nordost. Die etwas wärmere Luft kommt wieder nordwärts voran und es bleibt bei
teils sogar sonnigem Wetter dann niederschlagsfrei. In der Nacht zum Freitag
liegt dann weiterhin der Norden des Landes unter dem Hoch und somit herrschen
dort bei weiterhin kühler Luftmasse schwache Windverhältnisse, so dass dort
Frostgefahr besteht.
Am Freitag (Kalte Sophie) ändert sich an der Konstellation nicht sehr viel.
Während in den Norden von Nordwesten her wieder Bewölkung ziehen soll, ist es im
Süden recht sonnig und die Erwärmung setzt sich fort. Allerdings ist im
Südwesten der Gradient recht stark, so dass böiger Nordostwind den
Temperaturanstieg limitiert. In der Nacht zum Samstag soll ein schwacher, von
Nordwesten hereinlaufender Trog im Süden für zunehmende Wolkenbildung und etwas
Regen sorgen, während im Norden teils noch tiefe Wolken liegen. Teils wird es
wieder klar, allerdings ist bei allmählich doch etwas erwärmter Luftmasse die
Frostgefahr deutlich geringer als in den Vornächten.
Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag sind zwar die Eisheiligen kalendarisch
gesehen vorbei, an der Wetterlage ändert sich aber nichts Wesentliches.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich an, dass sich ein neuer, von
Skandinavien heranziehender Trog, bzw. ein Höhentief, weiter nach Süden
durchsetzen soll, so dass erneut die Kaltluft die Oberhand gewinnt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs des IFS mit seinen beiden Vorgängern ist nur
am Dienstag hoch. Den zweiten Randtrog am Mittwoch hatte der gestrige
00-UTC-Lauf schwächer, der 12-UTC-Lauf gar nicht. In der Folge hatte der
gestrige 12-UTC-Lauf auch am Donnerstag ein etwas wärmeres Szenario. Am Freitag
und Samstag zeigten beide gestrigen Läufe den Warmluftvorstoß von Süden noch
stärker und damit auch für den Norden ein etwas wärmeres Szenario. Die Rückkehr
der Kaltluft in der erweiterten Mittelfrist zeigen dagegen alle der drei
jüngsten IFS-Läufe.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum kommenden Freitag zeigen IFS, ICON, GFS und die Kanadier recht ähnliche
Entwicklungen, wobei IFS tendenziell am kältesten ist. Dagegen zeigen NAVGEM und
UKMO ein deutlicheres Vorstoßen der Warmluft nach Norden nach der Wochenmitte.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen sowohl GFS als auch IFS die Rückkehr der
Kaltluft von Norden, wobei GFS sogar schneller ist. Bei den Kanadiern geht der
Kaltluft dagegen die Puste aus und es bleibt milder.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-ENS verteilt sich im Mittelfristzeitraum (Do, 00 UTC bis Sa, 00 UTC) auf
4 Cluster, die sich aber insgesamt stark ähneln. Interessant wird es in der
erweiterten Mittelfrist mit 3 Clustern: C1 (21 Mitglieder) zeigt den Übergang zu
einer Hochdrucklage (HM) mit deutlicher Erwärmung. C2 (16 Mitglieder, Hauptlauf,
Kontrolllauf) hat dagegen die oben schon beschriebene Rückkehr der Troglage mit
Kaltluft im Programm. C3 (14 Mitglieder) zeigt ein kräftiges Hoch über dem
Nordmeer und eine Ostlage, die dann etwas wärmer wäre. Eine Wetterlage, die wir
dieses Jahr auch schon gesehen haben.
Die Rauchfahnen für Erfurt (Mitte Deutschlands) zeigen bei der Temperatur nach
einem Minimum in der Nacht zum Dienstag (-5 Grad in 850) einen langsamen und
stetigen Anstieg sowohl bei der Temperatur, als auch bei der Streuung nach oben.
Am Samstag erreicht die Mehrheit der Modelle wieder 0 bis 5 Grad. Danach ist
tendenziell wieder ein leichter Rückgang zu erwarten. Insgesamt streuen die
Ensembles aber recht weit zwischen -5 und über +10 Grad. Die
Niederschlagssignale sind recht verhalten. Betrachtet man das GFS-Ensemble, so
zeigt sich noch einmal ein kleiner Temperaturrückgang zum Donnerstag. Insgesamt
ist die Streuung bei den Amerikanern geringer. Der Hauptlauf liegt am Freitag am
unteren Rand des Ensembles und fällt teilweise sogar nach unten raus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt am Dienstag ein deutschlandweites Signal für zu kaltes Wetter.
Dieses Signal zieht sich im Wochenverlauf immer mehr nach Nordosten zurück.
Das IFS-EPS hat am Dienstag sehr schwache Signale für stürmische Böen an einigen
Küstenabschnitten im Angebot.
Vor allem zum Freitag zeigt sich im Süden wieder erhöhtes CAPE. Dort könnten
auch Gewitter ausgelöst werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann