DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-05-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.05.2020 um 10.30 UTC



Samstag frühsommerlich mit Gewittern. Ab Sonntag Temperatursturz zu den
Eisheiligen.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 11.05.2020


Eingangs der Mittelfrist am Donnerstag und Freitag bestimmt ein Höhenrücken, der
langsam nach Osten schwenkt unser Wettergeschehen. Der Substanzverlust dieses
Rückens spiegelt sich auch in der Zone hohen Druckes am Boden wieder, die
ebenfalls schwächelt und ihren Schwerpunkt nach Osten verschiebt. Dabei erwärmt
sich die Luftmasse bei uns langsam und am Freitag sind im Südwesten wieder
frühsommerliche Temperaturen bis 25 möglich, während im Norden die 20 Grad ins
Visier genommen werden. In den Alpen sind am Freitag vereinzelte Gewitter nicht
ausgeschlossen, sonst scheint die Sonne und es bleibt trocken.
Am Samstag zieht sich der Rücken nach Süden zurück und von Norden her nähert
sich ein Trog, der mit dem Ausbruch kalter Polarluft vom Nordmeer nach Süden
verbunden ist, deren Vordergrenze in Form einer Kaltfront Südskandinavien
erreicht. Davor breitet sich von Südwesten noch etwas wärmere Luft bei uns aus,
die aber zusehends feuchter wird, so dass vor allem in der Südwesthälfte
Deutschlands die Gewitterneigung zunimmt. Dabei sind auch kräftige Entwicklungen
bis hin zu lokalen Unwettern nicht ausgeschlossen. Die Temperaturen liegen im
Norden um 20 Grad, im Süden und der Mitte gebietsweise nahe oder um 25 Grad.
Am Sonntag dehnt sich der Trog südwärts nach Deutschland hinein aus. Das
zugehörige Bodentief zieht zur Ostsee, wobei uns deren Kaltfront von Nordwest
nach Südost überquert. Die feuchtwarme Luft wird dadurch von kalter Meeresluft
polaren Ursprungs verdrängt. Vor allem nach Süden und Osten hin kann es dabei
kräftig regnen und einzelne Gewitter geben.
Am Montag dehnt sich der Trog ins westliche Mittelmeer aus und löst südlich der
Alpen eine Zyklogenese aus. An deren Nordflanke kommt es nördlich der Alpen zu
kräftiger Hebung, wobei in den Alpen und im Vorland länger anhaltende
Niederschläge möglich sind, die gebietsweise Stark- oder Dauerregenkriterien
erfüllen würden. Da aber die Schneefallgrenze in der kalten Luft durch
Niederschlagsabkühlung deutlich unter 1000m sinken dürfte, wären eher kräftige
Schneefälle bis in Tallagen und im Alpenvorland die Folge. Die Entwicklung ist
noch unsicher, eine Option sind die kräftigen Schneefälle bis ganz runter aber
allemal. Bei höherem Temperaturniveau dürfte über Dauerregen nachgedacht werden.

In der erweiterten Mittelfrist bestimmt dann kalte Meeresluft unser Wetter.
Dabei ist es bei überlagertem Trog leicht wechselhaft, Nachtfröste, vor allem in
Bodennähe, lokal aber auch in 2m Höhe sind wieder möglich. Die Eisheiligen
lassen grüßen.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist bis zum Wochenende gut. Der Hochdruckeinfluss
schwächt sich ab, bei gleichzeitiger Erwärmung. Am Wochenende erfasst uns hinter
einer Kaltfront ein Schwall maritimer Polarluft, die einen kälteren
Witterungsabschnitt einleitet. Unsicher sind das Timing und die
Begleiterscheinungen des Wetterumschwungs. Der aktuelle Lauf simuliert vor allem
gegenüber dem gestrigen 00 UTC Lauf deutlich schneller und im Süden mit viel
Niederschlag, der bis in die tiefe Lagen in Schnee übergehen könnte. Die
Vorläufe hatten nicht nur den Schnee nicht so im Programm, sie simulierten auch
insgesamt weniger, und natürlich auch ganz anders positioniert. Danach stimmen
die letzten Läufe zumindest in der Aussage überein, dass es auf unterkühltem
Temperaturniveau weitergeht.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich lassen sich die Aussagen des letzten Abschnittes auch auf den
Modellvergleich übertragen. Die betrachteten globalen Modelle bieten keine
wirklichen Alternativen. Fraglich sind die Ausprägung der Gewitterlage am
Samstag sowie in der Folge der Übergang zum kälteren Wetter. Hier lässt GFS die
kalte Luft zuletzt ankommen. Über der Mitte kommt sie am Montag an, im Süden zum
Schluß erst im Laufe des Dienstags. ICON liegt in diesem Punkt zwischen GFS und
IFS. Auch GFS hat zu Wochenbeginn im Süden viel Niederschlag auf der Karte, bei
höheren Temperaturen aber meist Regen.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles im Wesentlichen die Aussagen des
operationellen Laufs. Am avisierten Temperaturrückgang führt auch aus Sicht der
Ensembles wohl nichts vorbei. Bis Samstag steigen die 850 hPa Temperaturen
landesweit an, dann erfolgt ein jäher Rückgang um 10 bis 15 K. Die Frage ist
auch aus Sicht der Ensembles wann und mit welchen Begleiterscheinungen das
geschieht.
Der Spread wird ab Samstag sehr groß, so dass auch die Ensembles keine
Sicherheit verschaffen. Die ersten Members zeigen die Kaltfrontpassage über der
Landesmitte in der Nacht zum Sonntag, die letzten in der Nacht zum Dienstag.
Auch die Niederschlagssignale sind recht breit gestreut vom Samstag bis zum
Dienstag, im Süden auch darüber hinaus, wobei hier der operationelle Lauf von
den Intensitäten mit am kräftigsten simuliert.
Die 4 Cluster im ersten Zeitschritt unterscheiden sich kaum. Im darauffolgenden
Zeitschritt bis +168h spiegeln sich die Unsicherheiten u.a. in der Belegung der
Cluster wieder. Cluster 1 hat 11 Member, Cluster 2 bis 4 jeweils 10 Member.
Cluster 5 und 6 vereinen 10 Member auf sich. Cluster 1, 2 und 6 haben den Trog
weiter westlich positioniert und verzögern damit die (in diesen Fällen eher
schleifende) Kaltfrontpassage. In Cluster 5 kommt der Trog nicht wirklich bei
uns an, wogegen Cluster 3 und 4 (zusammen 20 Member) die operationelle Lösung
favorisieren.
Die 3 Cluster in der erweiterten Mittelfrist zeigen ein uneinheitliches Bild mit
diversen Trögen und Keilen über Mitteleuropa, letztlich aber leicht
wechselhaftes Wetter auf ziemlich niedrigem Temperaturniveau.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag sind inneralpin einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen, die
möglicherweise den äußersten Süden tangieren können.
Am Samstag sind in der Südwesthälfte Gewitter wahrscheinlich, die in feucht
warmer Luftmasse durchaus markanten Kriterien genügen können. Auch
unwetterartige Entwicklungen sind nicht ausgeschlossen.
Am Sonntag sind im Vorfeld der Kaltfront vor allem im Süden und Südosten
kräftige Gewitter gering wahrscheinlich.
Am Montag sind im Süden kräftige Dauerniederschläge zu erwarten. Auch markante
Schneefälle bis ins Alpenvorland sind dabei nicht ausgeschlossen.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-det., IFS EPS, Mos Mix
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner