DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-04-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.04.2020 um 10.30 UTC



Zunehmend unbeständig, zu Schauern und Gewittern neigende Witterungsperiode.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 30.04.2020


Am Sonntag, zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums, liegt Deutschland nach
Leseart des IFS im Einflussbereich eines schwachen Rückens, dessen Achse sich
etwa von der Eifel bis zur Ostsee erstreckt. Am Boden korreliert dieser mit
einem Hoch über Nordwestdeutschland und den Beneluxstaaten, das auf der
Vorderseite bis in die Mitte des Landes kühle aber trockene Luft transportiert.
Im Süden ist dagegen bei schwachen Luftdruckgegensätzen schon ein Tiefdrucksumpf
wetterwirksam, der vom Südschwarzwald bis zum östlichen Alpenrand Schauer und
Gewitter bringen kann.

Am Montag schwenkt die Rückenachse langsam ostwärts über das Land weg, sodass
dieses von Westen allmählich auf die Vorderseite eines Langwellentroges gelangt,
der sich vom Ostatlantik und den Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel
erstreckt. Dabei macht sich bodennah nahezu über den gesamten West- und
mitteleuropäischen Raum tiefer Luftdruck breit. Während der Norden von einem
schwachen Frontensystem geschrammt wird, steigt im Süden, durch induzierte
dynamische Hebung, das Schauer- und Gewitterrisiko.

Der Dienstag steht dann komplett im Zeichen der Trogvorderseite. Die Trogachse
liegt von Cornwall ausgehend bis zu den Balearen. Das mit der Höhe korrelierende
Bodentief reicht von Südengland bis zur Elbe und verfügt über Südengland und
Norddeutschland über zwei Drehzentren. Auf der Südostflanke des Tiefs wird
feuchtwarme Subtropikluft angezapft, ins Land geführt und schließlich durch
dynamische und diabatische Prozesse gehoben. Entsprechend sind vor allem in der
Südhälfte wiederholt Schauer und Gewitter zu erwarten, Westen und Norden wird es
ebenfalls zunehmend unbeständig bei schauerartigem Regen.

Am Mittwoch schwenkt nach IFS ein Kurzwellentrog über Deutschland hinweg. In
Verbindung mit einer Kaltfront, ausgehend vom Tief über der Nordsee, sorgen die
Hebungsprozesse im Süden und Osten zu weiteren teils kräftigen schauerartigen,
teils gewittrigen Niederschlägen. Im Westen und Nordwesten setzt dagegen
Rückseitenwetter mit einzelnen Schauern ein. Die Temperaturgegensätze an der
Front sind dabei nicht zu vernachlässigen, werden am Dienstag in Südostbayern in
850 hPa noch +15 Grad erwartet (in Bremen auch noch über 8 Grad), sinken die
Temperaturen bis Mittwochabend im Nordwesten auf 0 Grad und im Südosten auf 6
Grad.

Am Donnerstag nähert sich der Haupttrog von Westen unter Verkürzung der
Wellenlänge an und reicht am Freitag von Skandinavien über Deutschland hinweg
bis nach Tunesien. Dabei verfügt dieser über Dänemark und dem nördlichen
Mittelmeer über zwei Höhentiefkerne und wird von einem Rücken über Westeuropa
gestützt, dessen Achse sich von Portugal über die Britischen Inseln hinweg bis
ins seegebiet vor Norwegen erstreckt. Am Boden verlagert sich die Tiefdruckzone
ostwärts über den Osteuropäischen Raum und macht Platz für eine Hochdruckbrücke,
die sich von Spanien über Frankreich hinweg bis nach Skandinavien zieht. Die
erwärmte Meeresluft polaren Ursprungs gerät entsprechend in der Westhälfte
zunehmend unter Hochdruckeinfluss, sodass meist nur im Nordseeumfeld weitere
Schauer auf dem Programm stehen. Ansonsten bringt die nach Osten abziehende und
an den Alpen schleifende Kaltfront noch schauerartige Niederschläge.

Zum Samstag verliert der Trog an Struktur. Bei schwachen Geopotentialgegensätzen
über Mittel- und Osteuropa wirbeln zwei Höhentiefs über Süddeutschland und dem
östlichen Mittelmeerraum. Der nachstoßende Rücken verliert ebenfalls an Kraft
und kommt auch nur langsam ostwärts voran. Es reicht aber aus, ein Bodenhoch
über Skandinavien zu platzieren, sodass auf der Südflanke das Frontensystem
unter Auflösungserscheinungen rückläufig wird und vor allem noch dem Osten und
Südosten des Landes bei Temperaturen in 850 hPa um 0 Grad weiter Niederschläge
präsentiert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die großskaligen Strukturen werden von den vergangenen Modellläufen des IFS
recht konsistent wiedergegeben. Allerdings wird im neusten 00 UTC-Lauf der Trog
über Westeuropa etwas stärker und auch in der ostwärtigen Verlagerung zunächst
rascher simuliert. Einhergehend würde das Land schon ab Montag auf die
Trogvorderseite geraten, die am Boden mit einer Tiefdruckzone einhergeht.
Nachfolgend sind im Vergleich zum gestrigen 00 UTC-Lauf schon ab dem
Montagnachmittag von Südwesten schauerartige, teils gewittrige Niederschläge zu
erwarten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Weitere im Vergleich zum IFS betrachtete globale Wettermodelle (ICON, GFS, GEM,
UKMO) zeigen bis Dienstag vergleichbare Strukturen des Geopotential- und
Luftdruckfeldes. Ab Dienstag nehmen die Unterschiede sehr stark zu. Nahezu alle
Modelle zeigen dabei zum deterministischen IFS konträre Entwicklungen. Während
ICON, GFS und UKMO diese recht ähnlich sehen, beschreibt das GEM eine weitere
Lösung. Das Triumvirat um ICON und GFS simuliert die Verlagerung des Troges zur
Wochenmitte etwas langsamer und lässt ihn im Verlauf auch ohne größere
Änderungen der Wellenlänge oder Amplitude ostwärts durchschwenken. Insgesamt
sehen die drei Modelle auch ein höheres Maß an zonaler Strömungskomponente.
Entsprechend gibt es ab Mittwoch teils signifikante Unterschiede bei der
Einordnung der Niederschläge. Nach GEM wäre in der Mitte und im Süden über die
Woche hinweg hochreichend hoher Luftdruck weiter wetterbestimmend. Der Trog über
dem Ostatlantik verlagert sich in diesem deterministischen Modell kaum ostwärts
und vergrößert stattdessen seine Amplitude. Bei einer südwestlichen
Grundströmung würde allenfalls der Norden Deutschlands in den frontalen Bereich
gelangen, sodass man dort mit Niederschlägen rechnen müsste.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen unterschiedlicher Städte in Deutschland zeigen bis
einschließlich Sonntag bei einem geringen Spread der 850 hPa Temperatur und dem
500 hPa Geopotential eine recht hohe Vorhersagegüte. Auch im weiteren Verlauf
ist sich die Mehrzahl der ENS-Member des IFS einig, indem bei diesen das
Geopotential nahezu gleichbleibende Werte und bei der Temperatur zunächst
übereinstimmend ein steigendes und dann absinkendes Niveau zu verzeichnen ist.
Allerdings gibt es an allen Städten, von Norden nach Süden zeitlich versetzt,
Ausreißer, die mit einem zunächst tieferen, später teils auch höheren
Temperatur- und Geopotentialverlauf, den ENS-Raum signifikant aufspannen. Ab
Donnerstag gehen die Strukturen insgesamt langsam verloren, sodass ab Freitag
eine seriöse Vorhersage kaum mehr möglich ist.
Die Meteogramme stützen die Aussagen der Rauchfahnen, indem sich die Box-Plots
ab Sonntag deutlich vergrößern.

Bei der Clusteranalyse werden für den Zeitraum von +72 bis +96h insgesamt 6
Cluster benötigt, um die Unsicherheiten im Geopotential- und Luftdruckfeld
ausreichend abzubilden. Alle Cluster werden dabei jedoch in das Schema eines
atlantischen Rückens eingeordnet. Entsprechend gering sind zunächst auch die
Unterschiede der Cluster untereinander. Eine gewichtige Rolle kommt dem
Höhentief im Bereich von Schottland bzw. der nördlichen Nordsee zu. Die Cluster
simulieren dieses unterschiedlich stark und auch in der Lage verschieden. Die
stärkste und südlichste Entwicklung wird von Cluster 4 mit 4 Repräsentanten
dargestellt. Ähnlich weit südlich jedoch wesentlich schwächer ausgeprägt ist das
Höhentief im Cluster 5 mit ebenfalls 4 Mitgliedern. Im Vergleich der
Schwergewichte zeigt Cluster 1 das Höhentief inklusive Haupt- und Kontrolllauf
bei 22 Member im Vergleich zu Cluster 2 (12 Mitgliedern) intensiver und auch
etwas südlicher. Cluster 6 will von dem genannten Höhentief gar nichts wissen
und stellt stattdessen den osteuropäischen Trog stärker und weiter westlich
verschoben dar.
Im Zeitraum von +120 bis +168h reichen drei Cluster um die Abweichungen im ENS
zu beschreiben. Dabei steigen alle Cluster mit dem Schema einer negativen NAO
ein. Cluster 1 wechselt im Verlauf zurück zum Schema eines atlantischen Rückens,
während Cluster 3 mit Haupt- und Kontrolllauf eher eine positive NAO wiedergibt.
Das Cluster 1 zeigt grundsätzlich eine zu Cluster 3 vergleichbare Lösung, wobei
die meridionale Komponente bei Cluster 1 noch deutlich stärker ausgeprägt ist.
Cluster 1 tendiert im Verlauf dieses Zeitraums zur Wetterlage Trog Mitteleuropa.
Cluster 2 simuliert die Entwicklung ähnlich zu ICON, GFS und UKMO. Den Trog
zeichnet eine geringere Amplitude aus. Vor allem über dem Atlantik zonalisiert
die Strömung stark. Die Variante des GEM findet sich nicht in den Clustern des
IFS-ENS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt über den mittelfristigen Zeitraum lediglich Hinweise für geringe
positive Temperaturabweichungen im Vergleich zum Modellklima in Süddeutschland.
Auch von der Probabilistik gibt es keine nennenswerten Signale für markante oder
unwetterartige Wetterereignisse. Allenfalls an der Küste sind laut C-LEPS am
Dienstag mal geringe Wahrscheinlichkeiten bis 10% für einzelne stürmische Böen
zu verzeichnen.
Abgesehen von den Aussagen der recht grob aufgelösten Modelle besteht ab Sonntag
unter Berücksichtigung der Zutatenmethode regional in Verbindung von Gewittern
durchaus das Risiko von Starkregen mit Regenmengen zwischen 15 und 25 l/qm/1h.
Zudem lässt das GFS die Niederschläge an der schleifenden Kaltfront an den Alpen
intensiver ausfallen, sodass die Werte nahe an die Dauerregenschwelle
herankommen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, für Temperaturen MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel