Thema des Tages

11-04-2020 10:20

Ostern - Das Fest der Wettergegensätze

Die Osterfeiertage hatten in den letzten Jahrzehnten wettermäßig
einiges zu bieten - von Schnee und Frost bis (Hoch-)Sommer war alles
schon einmal dabei.

In diesem Jahr erlebten wir eine fast makellose Karwoche mit Sonne
satt und Nachmittagstemperaturen, die (außer im Norden und Nordosten)
meist zwischen 20 und 25 Grad lagen. Zu Beginn der kommenden Woche
schwächelt dann das frühsommerliche Wetter. Eine aus Norden herein
ziehende Kaltfront bringt etwas Regen und die Temperaturen gehen
deutlich zurück, ganz im Süden kann es sogar nochmals schneien (mehr
dazu in unseren regionalen und nationalen Wetterberichten unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/vorhersage_aktuell/vhs_brd_node.html).
Aber was hatte das Wetter an Ostern in anderen Jahren zu bieten?

Das Osterwetter der vergangenen Jahrzehnte könnte unterschiedlicher
kaum gewesen sein. In manchen Jahren mussten die Kinder die Eier im
Schnee suchen und das Osterfest bot der Familie die passende
Gelegenheit, mögliche Restbestände an Glühwein zu leeren, während man
in anderen Jahren bis spät in den Abend bei einer Grillparty auf der
Terrasse zusammensitzen und sich mit einem Cocktail auf den
bevorstehenden Sommer einstimmen konnte. Ein Blick in die
Wetterstatistiken zeigt, wie groß die Spanne beim Osterwetter ist
(Referenzdatum: Ostersonntag).

Im letzten Jahr war Ostern erst am 22. April. So war es nicht allzu
überraschend, dass sich das Wetter frühsommerlich gestaltete. An
Rhein und Neckar stiegen die Höchsttemperaturen über 25 Grad, aber
auch in den übrigen Landesteilen ließ es sich am Nachmittag bei viel
Sonnenschein und um oder über 20 Grad im Freien gut aushalten. Der
Ostersonntag kann aber noch mehr: Im Jahre 2000 (23.4.) wurde in
Potsdam mit 30,0°C letztmals ein heißer Tag registriert! Allerdings
war damals das Osterwetter zweigeteilt. Während in der Osthälfte bei
sommerlichen 25 bis 30 Grad die Sonne schien, fiel der höchste
christliche Feiertag im Westen bei nur 15 bis 20 Grad regelrecht ins
Wasser. Ähnlich sahen die Temperaturen an Ostern 1962 (22.4.) aus,
als ebenfalls in Potsdam und in Berlin-Tegel mit 29,0°C die höchsten
Werte gemessen wurden. Kurioserweise war es auch damals im Westen
rund 10 Grad kühler, aber zumindest weitgehend trocken. Der absolute
Spitzenreiter liegt allerdings im Westen: Am Ostersonntag im Jahre
1949 (17.4.) wurden in Bernkastel-Kues an der Mosel schweißtreibende
31,2°C erreicht.

Ganz anders gestaltete sich das Osterwetter vor zwei Jahren
(1.4.2018). Starke Schneefälle brachten in Mecklenburg-Vorpommern bei
rund 0 Grad lokal neue Schneerekorde von teils über 30 cm. Im
restlichen Land war es kühl und regnerisch. In Hochlagen der
Mittelgebirge ist Schnee an Ostern nichts Ungewöhnliches, im Tiefland
hingegen ist zumindest eine Schneedecke doch eher selten. Das letzte
teils tief verschneite Ostern war im Jahre 2013 (31.3.). Vor allem im
Osten und Nordosten lagen selbst im Tiefland vielerorts 5 bis 10 cm,
stellenweise sogar 15 cm Schnee; auf Rügen türmten sich die
Schneemassen sogar bis zu 30 cm hoch. Auch das Alpenvorland zeigte
sich damals weiß verschneit. In den übrigen Regionen war es nasskalt
mit Regen und Schnee bei Temperaturen von maximal 0 bis 6 Grad.
Ähnlich kalt war es auch Ostern 2008 (23.3.), in Nordhessen und im
Thüringer Becken herrschte sogar Dauerfrost! Damals lag vor allem in
den mittleren Landesteilen selbst im Tiefland eine Schneedecke. Auch
Ostern 1970 (23.3.) präsentierte sich regional mit einer
Schneelandschaft. In der besagten Osternacht im Jahre 2013 war es
zudem regional bitterkalt. In Herzberg am Harz sank die Temperatur
auf -9,7°C. Die bisher kälteste Temperatur in einer Osternacht durfte
der Wetterbeobachter am Morgen des 23.3.1970 auf der Zugspitze
ablesen: -20,4°C.

Ein Grund für das derart unterschiedliche Osterwetter ist die
Tatsache, dass Ostern zu den beweglichen Feiertagen zählt. Der
Überlieferung nach ist Jesus Christus zur Zeit des vom
Frühlingsvollmond abhängigen jüdischen Pessachfests auferstanden.
Deshalb beschloss man im Konzil von Nicäa im Jahre 325 n.Chr., dass
Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im (kalendarischen)
Frühling gefeiert wird. Demnach fällt das früheste Osterdatum auf den
22. März und das späteste Datum auf den 25. April.

Gerade im Frühling (als Übergangsjahreszeit zwischen Winter und
Sommer) ist zudem die Schwankungsbreite beim Wetter besonders groß.
Einfließende Polarluft arktischen Ursprungs kann uns bei
Kaltlufteinbrüchen aus Norden noch bis weit in den April hinein Frost
und Schnee bescheren, während mit einer südwestlichen Strömung
bereits im März subtropische Luftmassen frühsommerliche Temperaturen
bringen können.

Auch wenn das sonst oft gesellige Ostern morgen bei den meisten von
uns anders ausfallen muss als in vergangenen Jahren, so wünsche ich
Ihnen dennoch ein frohes Fest und genießen Sie die Feiertage im
engsten Familienkreis.


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2020

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst