DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
09-04-2020 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.04.2020 um 10.30 UTC
Auf leicht unbeständige, zunehmend kühlere und teils windige Osterfeiertage
folgen Sonnennachschub und wieder wärmere Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 16.04.2020
Während zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums über die Ostertage hinweg bis
einschließlich Dienstag vorübergehend ein kühlerer und zunächst auch
unbeständiger Witterungsabschnitt zu erwarten ist, soll das Land zur Wochenmitte
wieder von warmer Luft geflutet werden.
Am Sonntag, zum Einstieg in die Mittelfrist, gelangt Mitteleuropa auf die
Rückseite eines nach Osten schwenkenden Rückens und somit auf die Vorderseite
eines Langwellentroges, der von den Britischen Inseln bis zur Iberischen
Halbinsel reicht und vor Irland sowie über Portugal über Drehzentren verfügt. Im
Bodenniveau ist zu den Höhenstrukturen korrelierend ein Tief über Skandinavien
dominierend, dessen Kaltfront sich über Dänemark und England hinweg bis auf den
Nordatlantik erstreckt. Mit Abzug des Höhenrückens gewinnen vor allem im Norden
und Westen zunehmend zyklonal geprägte Strömungen die Oberhand. Die dynamischen
Hebungsprozesse gepaart mit einer diabatischen Komponente sorgt nach Leseart des
IFS schließlich von der Nordsee bis zum Hochrhein sowie am Alpenrand für
Quellungen und ein steigendes Schauerrisiko. Allerdings verfügt die Luftmasse
noch über einen signifikanten Deckel, sodass es trotz Cape-Werten bis 500 J/kg
nicht verbreitet zur Auslösung bzw. Niederschlägen kommen sollte. In der Höhe
wird die Konvektion teils noch von sehr trockener Luft gestoppt, während im
Bodenniveau vor allem in der Südhälfte noch antizyklonale Verhältnisse
vorliegen. Nachfolgend zeigen die Prognoseaufstiege meist nur zwischen 750 und
550 hPa eine labile Schichtung.
Der Ostermontag steht nach dem neusten deterministischen Lauf des IFS ganz im
Zeichen einer von Norden südwärts durchschwenkenden Kaltfront des
Skandinavien-Tiefs, welches wiederum in Verbindung zu einem Höhentief über der
nördlichen Ostsee steht. Der Langwellentrog verkürzte von Sonntag an seine
Wellenlänge und tropfte vor der Iberischen Halbinsel ab. Vom Nordatlantik bis zu
den Britischen Inseln kann sich dadurch ein Rücken vorarbeiten und im
Bodenniveau ein Hoch stützen. Somit kann sich zwischen den Britischen Inseln und
dem skandinavischen Festland eine hochreichende nördliche Strömung ausbilden,
die der Kaltfront mit Luft polaren Ursprungs im Gepäck ordentlich Schub nach
Süden gibt. Werden am Montag am Alpenrand, vorderseitig der Front, auf 850 hPa
noch Werte bis 10 Grad erreicht, sind es rückseitig im Nordwesten des Landes nur
noch -7 Grad. Gleichermaßen werden dynamische Hebungsprozesse simuliert, sodass
im Umfeld der Front sowie auf dessen Vorderseite schauerartige Niederschläge zu
erwarten sind. Auf der Rückseite setzt zunächst kompensierenden Absinken ein,
bevor sich von Nord- und Ostsee her allmählich Schauer entwickeln und ins
Landesinnere ziehen.
Am Dienstag hat sich der Trog unter Verkürzung der Wellenlänge nach Osten
verlagert und erstreckt sich von Nordwestrussland über das Baltikum und Ostpolen
sowie Weißrussland hinweg bis in den südosteuropäischen Raum. In Deutschland
liegt allenfalls der äußerste Osten bei leicht zyklonalen Verhältnissen noch in
dessen Einflussbereich. Ansonsten dominieren das ausgeprägte Höhenhoch mit
Zentrum über England sowie dessen korrelierendes Bodenhoch über der westlichen
Nordsee zunehmend das Wetter in Deutschland. Da das Land jedoch noch auf der
Vorderseite des Hochs liegt, wird zunächst weiter kühle Luft polaren Ursprungs
herangeführt. Geringe Niederschlagswahrscheinlichkeiten gibt es neben den
Regionen im Umfeld von Oder und Neiße auch im Süden des Landes. Dort ist in
höheren Luftschichten noch eine schwache Brücke tiefen Geopotential wirksam, die
den Trog im Osten mit dem Cut-Off vor der Iberischen Halbinsel verbindet. Im
Bodenniveau ist in diese Brücke auch noch das wellende Frontensystem mit
schwachem Wellentief über der Schweiz eingelagert.
Der Mittwoch ist schnell erzählt. Das Höhenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
über Deutschland und die Nordsee, sodass hochreichend hoher Luftdruck Trumpf ist
und verbreitet trockene und sonnige Witterungsbedingungen bringt.
Auch im Donnerstag dominiert der Rücken sowie das Bodenhoch weite Teile des
Landes. Allerdings schwenkt allmählich die Achse des Rückens über den Westen
hinweg. Gleichermaßen verlagert auch das Bodenhoch seinen Schwerpunkt Richtung
Südosteuropa. Nachfolgend wird vom IFS auf der Trogvorderseite vom Nieder- bis
zum Hochrhein im Tagesverlauf Hebung simuliert, die zu ersten konvektiven
Umlagerungen und somit zu Quellwolken und Schauern führen kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die großskaligen Geopotential- und Luftdruckstrukturen des aktuellen
00-UTC-Laufes werden vor allem bezüglich des gestrigen 00-UTC-Laufes
vergleichbar simuliert, sodass eine recht hohe Konsistenz vorliegt. Der
vergangene 12-UTC-Lauf weicht von den 00-UTC-Läufen überwiegend nur geringfügig
bei der Intensität und der Lage der Muster ab.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch weitere Globalmodelle (ICON, GFS, GEM, UKMO) zeigen zum IFS vergleichbare
Geopotential- und Luftdruckmuster und stützen somit die Prognosen des IFS.
Unterschiede sind vor allem bei der Phase/Lage zu verzeichnen, während die
Phasengeschwindigkeit überwiegend identisch ist. Das GFS beschreibt über den
gesamten Zeitraum eine etwas vorlaufende Interpretation. Alle Muster sind von
Beginn an etwas nach Osten verschoben, was bei nahezu gleicher
Verlagerungsgeschwindigkeit der Strukturen bis zum kommenden Donnerstag auch so
bleibt. Das GEM zeigt ähnliche Strukturen wie das GFS und stützt dieses somit.
Das ICON hinkt entgegen dem GFS dem IFS etwas hinterher. Dessen Strukturen sind
somit nach Westen verschoben. Niederschlagsfelder ziehen dadurch etwas später
durch. Das UKMO pendelt bei seinen Interpretationen zwischen GFS und IFS hin und
her.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass alle betrachteten Modelle die
Geopotential- und Luftdruckmuster vergleichbar simulieren und sich nur beim
Timing und Ausprägung etwas unterscheiden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener Städte über Deutschland verteilt zeigen bis
einschließlich Sonntag bei einem geringen Spread sowohl bei der 850
hPa-Temperatur als auch bei dem 500 hPa-Geopotential eine sehr gute
Vorhersagegüte. Auch ab Mittwoch sind sich die Mehrzahl bzw. größte Teil der
ENS-Member wieder einig. Der ENS-Raum wird durch allenfalls einzelner kalter
Ausreißer aufgespannt. Der Montag und Dienstag sind dagegen keineswegs von einer
hohen Prognosegüte gekennzeichnet. Die Mehrzahl der ENS-Mitglieder sieht zwar
einen steilen Temperaturrückgang nach der Front, die im Geopotential durch ein
Minimum gekennzeichnet ist. Wie stark der Rückgang jedoch ausfällt, ist nicht
sicher. Sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf befinden sich im Bereich der meisten
ENS-Läufe und beschreiben einen Temperaturrückgang in 850 hPa von 10 bis 15
Grad. Da einige Läufe die Front schwächer und ohne gravierende Temperaturabnahme
simulieren, ist über das gesamte Bundesgebiet ein Spread um 20 Grad in 850 hPa
und um 30 hPa auf 500 hPa zu verzeichnen. Die Meteorgramme stützen die
Rauchfahnen. Bis einschließlich Sonntag sind die Box-Plots aufgrund des geringen
Spread nur sehr klein. Ab Montag wachsen diese jedoch mit Zunahme der
Unsicherheit deutlich an. Auch ab Mittwoch sind die Box-Plots weiter recht groß,
dass der ENS-Raum von einigen wenigen Membern weiter gespreizt wird.
In der Clusteranalyse braucht es im Zeitraum von +72 bis +96h insgesamt sechs
Cluster um die Unsicherheiten ausreichend zu beschreiben. Dabei wechseln alle
Cluster nach dem ersten Termin vom Schema Blocking hin zum Schema eines
atlantischen Rückens, der die Blockierung lediglich weiter nach Westen auf den
Atlantik schiebt. Insgesamt sind die Unterschiede zwischen den sechs Lösungen
gering und beziehen sich überwiegend auf den Abtropfprozess des Langwellentroges
bei den Britischen Inseln und über dem Ostatlantik. Die Lage, die
Abtropfgeschwindigkeit und auch die Ausprägung des Höhentiefs werden leicht
abweichend dargestellt. Gewisse Unterschiede sind zudem bei der Intensität des
Rückens über Südosteuropa zu verzeichnen. Sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf
befinden sich in Cluster 1, welches mit 14 Mitgliedern im Vergleich zu den
anderen Clustern überpräsentiert ist.
Im Zeitraum von 120 bis 168h beschreiben vier Cluster die Unsicherheiten im
Geopotential- und Luftdruckfeld. Dabei wechseln die Cluster unterschiedlich
schnell wieder zurück in das Schema einer Blockierung, mit einem ausgeprägten
Rücken über Nordwest- und Mitteleuropa. Vor allem die Strukturen der ersten
beiden Cluster sind sehr ähnlich. Cluster 2 enthält bei 16 Mitgliedern den
Haupt- und Kontrolllauf des IFS. Cluster 1 mit insgesamt 17 Repräsentanten zeigt
dagegen eine zum GFS vergleichbare Entwicklung mit einer etwas weiter nach Osten
verschobenen Trog-Rücken-Trog Kombination. Cluster 3 und Cluster 4, die beide
ähnliche Strömungsverhältnisse aufweisen, weichen von den ersten beiden Clustern
deutlicher ab. Der Rücken über Mitteleuropa ist schwächer ausgeprägt und auch
die Ausrichtung des Troges über Osteuropa unterscheidet sich von den beiden
zuvor beschriebenen Anordnungen. Beide lassen den Kurzwellentrog über Osteuropa
sogar rasch abtropfen und als eigenständiges Höhentief über das westliche
Schwarze Meer hinweg verschieden schnell südwärts ziehen. Zudem verlagern beide
letzteren Cluster auch den Cut-Off vor der Iberischen Halbinsel schneller
ostwärts.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis 240h beschreiben erneut vier Cluster
die Abweichungen bei der Entwicklung des Geopotential- und Luftdruckfeldes. Die
ersten drei Cluster werden dabei weiter dem Schema eines Blocking zugeordnet,
während Cluster vier schon zu Beginn in das Schema einer positiven NAO übergeht.
Selbst bei den ersten drei Clustern, die in das gleiche übergeordnete Schema
einsortiert sind, gibt es nun signifikante Unterschiede. Während alle
Interpretationen mehr oder weniger stark ausgeprägt den Cut-Off im Bereich der
Iberischen Halbinsel zeigen, weichen die Strukturen bei Betrachtung des Rückens
sowie des Höhentiefs über Ost- bzw. Südosteuropa deutlich voneinander ab. Bei
Cluster 1 mit dem Kontrolllauf sowie insgesamt 17 Mitgliedern wird der Rücken
von beiden Höhentief am stärksten in die Mangel genommen. Bei diesem Cluster
würde das Wetter durch zunehmend zyklonale Einflüsse wohl nicht mehr nur mit
eitel Sonnenschein aufwarten. Bei Cluster 2 würde allenfalls der Westen auf der
Trogvorderseite von gewissen Hebungsprozessen heimgesucht, während weite Teile
Deutschland noch weiter vom Rücken und Absinken profitieren. Bei Cluster 3 mit
dem Hauptlauf des IFS würde das Land durch den kräftigen Rücken wohl weiter mit
viel Sonnenschein rechnen können.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt zunächst vor allem in der Südhälfte zum Modellklima
überdurchschnittliche Temperaturen. Für Montag gibt es dann auch geringe
Hinweise für überdurchschnittliche Windspitzen im Küstenumfeld.
Diese werden schließlich auch von der Probabilistik gezeigt. Demnach sollen an
der See sowie in Gipfellagen, bevorzugt der östlichen Mittelgebirge, mit einer
Wahrscheinlichkeit von 2,5 bis 15% bei ICON, 5 bis 25% bei EZ-EPS und 20 bis 50%
bei C-Leps stürmische Böen oder Sturmböen auftreten. Weiter ins Binnenland
zeigen bei ICON und EZ nur wenige Läufe (<5%) stürmische Böen, bei C-Leps sind
es dagegen 10 bis 30% die im kompletten Norden und Osten entsprechende
Windspitzen wiedergeben. Am Dienstag sind insgesamt nur noch sehr geringe Werte
für markante Böen im äußersten Osten und äußersten Süden und Südwesten zu
verzeichnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, det. EZ, MOSMIX für TT
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel