DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
25-07-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.07.2016 um 10.30 UTC
Weiterhin unbeständig mit einzelnen Schauern und Gewittern, im Süden vor allem
am Samstag dabei Unwettergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 01.08.2016
Zu Beginn der Mittelfrist, am Donnerstag, befindet sich Deutschland an der
Südostflanke eines hochreichenden Tiefdruckgebietes über dem südlichen Nordmeer.
Im Tagesverlauf und in der Nacht zum Freitag weitet sich - ausgehend vom
Höhentief - ein Trog von Nordwesten her weiter ins Vorhersagegebiet aus.
Eine mit dem Trog korrespondierende Kaltfront überquert Norddeutschland rasch
nordostwärts und geht dort über in die Warmfront eines Bodentiefs, das sich bis
Freitag, 00 UTC zur westlichen Nordsee verlagert. Dabei kommt es über Nord- und
Nordostdeutschland zu schauerartigen Regenfällen, wobei auch einzelne Gewitter
eingelagert sein können. Die Südosthälfte befindet sich noch im Einflussbereich
warmer (Temperaturen in 850 hPa über 10 Grad) und labil geschichteter
Luftmassen. Dort entwickeln sich im Einflussbereich eines dorthin gerichteten
Hochkeiles aber nur einzelne Schauer und Gewitter, wobei die Wahrscheinlichkeit
für Unwetter gegenüber den Vortagen geringer sein sollte.
Am Freitag und in der Nacht zum Samstag verlagert sich ein weiterer kurzwelliger
Randtrog über die Nordsee hinweg ostwärts zur mittleren Ostsee, dahinter stellt
sich über Deutschland eine recht glatt konturierte westliche Höhenströmung ein.
Das Bodentief über der Nordsee zieht bis Samstag, 00 UTC nach Südschweden. Die
Kaltfront überquert dann mit schauerartigen Niederschlägen und einzelnen
Gewittern den Nordwesten. Vorderseitig gelangt noch einmal sehr warme und eine
potentiell instabile Luft in die Südosthälfte, die Temperatur in 850 hPa steigt
dort auf 14 bis 18 Grad, während sie im Nordwesten auf etwa 8 Grad zurückgeht.
Zwar dominiert in der Südhälfte noch schwacher Hochdruckeinfluss, dennoch können
sich dort einzelne Gewitter mit Unwetterpotenzial entwickeln.
Am Samstag verlagert das Höhentief sein Drehzentrum allmählich zur nördlichen
Nordsee und weitet sich Richtung Britische Inseln aus, so dass die Höhenströmung
über Deutschland wieder mehr auf Südwest dreht. Somit kommt die Kaltfront über
Norddeutschland nur etwa bis in die mittleren Landesteile voran und neigt zur
Wellenbildung. Die Südhälfte verbleibt somit im Einflussbereich sehr warmer und
potentiell instabiler Luftmassen, in der es nachmittags und abends zu einzelnen
kräftigen Gewittern mit Unwetterpotenzial kommen kann. Im Frontbereich fällt
gebietsweise schauerartiger Regen, weiter nördlich gibt es nur noch einzelne
kurze Schauer.
Bis Montag, 00 UTC, verlagert der Trog sein Drehzentrum nach Südnorwegen und
greift auf das westliche Mitteleuropa über. Das Frontensystem kommt nach und
nach südostwärts voran, wobei es am Sonntag präfrontal im Südosten eventuell
noch einmal für unwetterartige Gewitter reicht. Postfrontal folgt subpolare
Meeresluft bzw. erwärmte Polarluft, in der es ebenfalls zu einzelnen Schauern
und Gewittern kommt, wobei die Wahrscheinlichkeit für Unwetter gering ist.
Am Montag schwenkt die Achse des Troges über Deutschland hinweg ostwärts und die
erwärmte Meeresluft flutet mit kurzen Schauern und Gewittern mehr oder weniger
das ganze Land, wobei sich in der Nacht zum Dienstag ein Bodenhochkeil nach
Mitteleuropa ausweitet und für Wetterberuhigung sorgt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Im Großen und Ganzen erweist sich der aktuelle Lauf zunächst als recht
konsistent zu seinen Vorgängern. Der gestrige 00 UTC-Lauf ließ allerdings
bereits am Donnerstag einen ersten Kurzwellentrog über Norddeutschland hinweg
ostwärts ziehen, der bereits im gestrigen 12 UTC-Lauf nicht mehr so simuliert
wurde.
Die Austrogung über Westeuropa und die daraus resultierende südwestliche
Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet wird im aktuellen Lauf etwas markanter
simuliert als in den Vorläufen, so dass die sehr warme und potentiell instabile
Luft am Samstag weiter nordwärts (bis etwa zur Mainlinie) vordringen kann,
während sie nach den Vorläufen kaum weiter als bis zur Donau vordringen sollte.
Das Übergreifen des Troges auf Mitteleuropa am Sonntag und am Montag wird dann
wieder von allen Läufen ähnlich simuliert, wobei der gestrige 00 UTC-Lauf
gegenüber dem gestrigen 12 UTC und dem heutigen 00 UTC-Lauf etwas zurückhängt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bzgl. der Wetterlage am Donnerstag und Freitag unterscheiden sich die externen
Modelle kaum vom ECMWF. Lediglich der Kurzwellentrog am Freitag wird vom ECMWF
etwas schärfer konturiert simuliert als vom GFS, ICON oder GEM.
Die Ausweitung des Höhentroges nach Westeuropa am Samstag und Sonntag wird vom
ECMWF ebenfalls markanter simuliert als vom GFS und ICON. GEM ähnelt dagegen
eher dem ECMWF. Die 15 Grad-Isotherme kommt nach beiden Modellen etwa bis zum
Main nordwärts voran, nach GFS und ICON erreicht sie - wenn überhaupt - gerade
die Donau.
Leicht phasenverschoben zeigen dann quasi alle Modelle das Übergreifen des
Troges auf Mitteleuropa am Montag. ICON zeigt die Trogachse zum 12 UTC-Termin
über der Nordsee, ECMWF über Deutschland und GFS etwa von der mittleren Ostsee
bis nach Südostdeutschland verlaufend.
GEM hängt ebenfalls etwas zurück und simuliert am Sonntag sogar noch einmal ein
Subtropikluftvorstoß bis in die mittleren und östlichen Landesteile.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
In den Zeiträumen 72 bis 96 und 120 bis 168 Stunden verteilen sich die
Ensemble-Einzelläufe zusammen mit dem Haupt- und Kontrolllauf nur auf einen
Cluster, der die Entwicklung im Hauptlauf in groben Strukturen gut wiedergibt.
Die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 h) weist dann drei Cluster auf (jeweils
18, 18 und 15 Member). Cluster 1 und 2 lassen nach Abzug des Troges über
Mitteleuropa zu Wochenmitte einen Höhenrücken nach Deutschland schwenken und
auch im Bodenfeld setzt sich allmählich Hochdruckeinfluss durch.
Nach Cluster 3 hingegen, in dem sich auch der Hauptlauf befindet, nistet sich
der Trog regelrecht über Skandinavien ein und kommt kaum nach Osten voran. Im
Bodenfeld gelangt von Nordwesten her nur mäßig warme Meeresluft zu uns, die im
Südwesten und Süden allmählich in den Einflussbereich eines Hochkeils gerät.
Die "Rauchfahnen" zeigen den Durchgang des Kurzwellentroges am Freitag und in
der Nacht zum Samstag vor allem über dem Norden und der Mitte des Landes recht
deutlich, nahezu alle Member zeigen dann einen vorübergehenden recht markanten
Rückgang der Temperatur in 850 hPa. Im Süden ist dieser Rückgang dagegen so gut
wie gar nicht erkennbar. Umso stärker steigt dort aber die Temperatur mit dem
kurzzeitigen Vorstoß subtropischer Luftmassen am Samstag/Nacht zu Sonntag an.
Mit größer werdendem Spread geht die Temperatur danach wieder deutlich zurück
mit dem "Tiefpunkt" in der Nacht zum Dienstag (2.8.), um danach allmählich
wieder anzusteigen.
Vor allem am Sonntag geben einige Läufe auch recht markante
Niederschlagssignale.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nach wie vor sind bis auf weiteres keine größerskaligen Dauerniederschlags- und
Windereignisse zu erwarten. Lediglich am Freitag kann es in den kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge und in exponierten Küstenlagen auch außerhalb der
Schauer und Gewitter Böen bis Bft. 8 geben.
Die Gewittergefahr bleibt allerdings recht hoch. In subpolarer Meeresluft
sollten die auftretenden Gewitter meist markanten Warnkriterien genügen. Vor
allem in die Südhälfte gelangt am Wochenende noch einmal ein Schwall
Subtropikluft, so dass dort dann die Wahrscheinlichkeit für unwetterartige
konvektive Entwicklungen ansteigt. EFI (cape/shear Überlappung) gibt aber kaum
Hinweise darauf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOXMIX, ECMWF
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff