DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
01-04-2020 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.04.2020 um 10.30 UTC
Überwiegend hochdruckgeprägte Wetterlage, in der Nacht zum Dienstag Durchgang
einer schwach ausgeprägten Okklusion. Kaum Niederschlag und sukzessive
ansteigende Temperaturen auf frühlingshafte Werte.
__________________________________________________________
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.04.2020
Samstag ... ist der Langwellentrog bereits nach Osteuropa abgezogen. Nachfolgend
baut sich über West- und Teilen Mitteleuropas ein breiter Rücken auf, der
Schwerpunkt des Bodenhochs befindet sich zum Mittagstermin zentral über
Deutschland. Außerdem setzt von Südwesten her leichte Warmluftadvektion ein,
sodass im äußersten Süden Deutschlands die Temperatur in 850 hPa in den
positiven Bereich rutscht. Sonst verteilt sich die Luftmassentemperatur zwischen
-7 Grad an der Ostsee und -5 Grad über der Mitte. Gleichzeitig sickert auch
trockenere Luft ein, damit übernimmt im Tagesverlauf die Sonne das Kommando.
Trotzdem bleiben die Tageshöchstwerte an der Küste einstellig, am Oberrhein sind
dagegen um 17 Grad möglich. In der Nacht zum Sonntag wandert der Schwerpunkt des
Bodenhochs langsam in Richtung Osteuropa. Die Kombination aus der noch recht
kühlen und trockenen Luftmasse sowie den guten Ausstrahlungsbedingungen sorgt
nochmals für eine Nacht mit leichtem Frost (Süden/Osten). Niederschlag spielt
keine, der Wind auch nur eine untergeordnete Rolle.
Sonntag ... befindet sich die Achse des umfangreichen Rückens längs über
Mitteleuropa, der Schwerpunkt des Bodenhochs ist mittlerweile über Ostpolen zu
finden. Die WLA verstärkt sich von Südwesten etwas, sodass die negativen
Temperaturwerte in 850 hPa weitgehend nach Osten abgedrängt werden (Südwesten
bis +6 Grad). Der Tag wird ausgesprochen sonnig, die Höchstwerte klettern der
Luftmasse entsprechend auf Werte zwischen 15 Grad an der Oder und der Ostsee und
etwas über 20 Grad entlang des Rheins. An der Flanke des osteuropäischen Hochs
frischt der Wind vor allem im Nordosten etwas auf, warnwürdige Böen sollte es
aber nur direkt an der See geben. Die Nacht zum Montag verläuft schließlich im
2m-Niveau weitgehend frostfrei, in Bodennähe sind aber nochmals verbreitet
negative Werte möglich (Südosthälfte).
Montag ... kippt die Achse des Rückens südostwärts ab, gleichzeitig wird die
Nordwestflanke durch einen Trog langsam abgebaut. Das korrespondierende
Bodentief befindet sich zu Mittag über dem Europäischen Nordmeer, das bereits
weit okkludierte Frontensystem erreicht in den Nachmittagsstunden den Nordwesten
Deutschlands. Damit sind dort erste Tropfen möglich. Zuvor wird bei den
Tageshöchstwerten die Marke von 20 Grad aber verbreitet übertroffen. In der
Nacht zum Dienstag zieht die Okklusion langsam in die Mitte des Landes. Die
Regenmengen halten sich aber deutlich in Grenzen. Mit der Front strömt wieder
etwas kühlere Meeresluft heran. Der Süden wird davon nicht wesentlich berührt,
denn die Front wird dort im Laufe der Nacht bereits wieder rückläufig. Ganz ist
die Frostgefahr nicht gebannt, denn in Bodennähe sind im Süden weiterhin
negative Werte möglich.
Dienstag ... schwenkt der Kurzwellentrog schnell über den Norden Deutschlands
hinweg, die Achse verläuft zu Mittag von Norwegen in Richtung Polen. Über
Mitteleuropa regeneriert sich der umfangreiche Rücken und auch am Boden weitet
sich das Hochdruckgebiet von Süden wieder in die Mitte des Kontinents aus. Bei
diesen frontolytischen Randbedingungen hat die Front natürlich keine Chance und
löst sich im Laufe des Tages auf. Während im Norden ein Wechsel aus Sonne und
Wolken erwartet wird, ist die Bewölkung im Süden nicht der Rede wert.
Höchstwerte zwischen 16 bis 22 Grad versprechen wieder einen frühlingshaften
Tag. In der Nacht zum Mittwoch ändert sich im Vergleich zu den Vornächten kaum
etwas, Frost in Bodennähe kommt allenfalls noch örtlich vor.
Mittwoch ... ist weiterhin geprägt durch die Kombination Rücken und Bodenhoch
über Mitteleuropa. Die Luftmassentemperatur steigt überall noch etwas an, sodass
auch im Norden die Marke von 20 Grad in Reichweite kommt. Niederschlag und Wind
spielen weiterhin keine maßgebliche Rolle.
__________________________________________________________
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die letzten drei Läufe von EZMW sind sich bis Mittwoch bei der Simulation der
generellen Wetterlage einig. Sonntag und Montag sind weitgehend
hochdruckgeprägt, in der Nacht zum Dienstag zieht der erwähnte Okklusion in die
Nordhälfte. Die daran gebundenen Niederschläge sind aber nur gering. Ab Mittwoch
dominiert schließlich nach dem aktuellen Lauf wieder Hochdruckeinfluss,
wohingegen der gestrige Lauf von 00 UTC den Durchgang eines schwach ausgeprägten
Randtroges im Programm hatte. Diese Version wird aber aufgrund der letzten
beiden Läufe nun verworfen.
__________________________________________________________
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Simulationen von EZMW und ICON sind zu Beginn der Mittelfrist weitgehend
ident, selbst die Frontannäherung und -auflösung am Dienstag wird
übereinstimmend berechnet. Am nachfolgenden Hochdruckeinfluss ist ebenfalls
nicht mehr viel zu rütteln, allerdings wird von ICON das Bodenhoch etwas
schneller nach Osten verlagert und der nächste atlantische Trog ist etwas
progressiver.
__________________________________________________________
Bewertung der Ensemblevorhersagen
EPS:
Die Rauchfahnen für drei repräsentative Orte in Deutschland zeigen ein gut
übereinstimmendes Bild: Kräftiger Anstieg der Luftmassentemperatur ab Sonntag,
anschließend im Norden und der Mitte zwischen 4 und 7 Grad, im Süden etwas
darüber (850 hPa). Der Frontdurchgang im Norden und der Mitte wird ebenfalls von
den Ensembles gestützt, wenngleich sich die Abkühlung sehr in Grenzen hält.
Alles in allem steht eine weitgehend niederschlagsarme und zunehmend
frühlingshaft warme Witterung ins Haus.
CLUSTER:
+120 ... +168h: Im Angebot sind drei Cluster, wobei C1 mit 21 Membern sowohl
durch den Hauptlauf, als auch durch den Kontrolllauf gestützt wird. Die ersten
beiden Zeitschritte propagieren unisono "Positive NAO", der dritte Zeitschritt
ist durch eine "Blocking"-Lage gekennzeichnet. Im Wesentlichen stützt diese
Ausprägung die bisherigen Ausführungen mit einem dominanten Rücken über
Mitteleuropa (alle Cluster mit positiver Geopotentialanomalie).
+192 ... +240h: Auch in diesem Intervall gibt es drei Cluster, wobei zwei
weiterhin zu "Blocking" tendieren und eines "Positive NAO" stützt. Die
Wahrscheinlichkeit für eine auch in der erweiterten Mittelfrist fortgesetzten
Hochdrucksituation ist damit hoch.
_________________________________________________________
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Es werden keine signifikanten Wettergefahren erwartet, nur auf dem Brocken sind
ab und zu Signale für einzelne Sturmböen vorhanden.
________________________________________________________
Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-det und EZ-prob plus MosMix
________________________________________________________
VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri