Thema des Tages

24-07-2016 14:40

Der Einfluss des Wetters auf den Flugbetrieb

Wie vor einer Woche angekündigt, beschäftigen wir uns nun mit einigen
Details der Flugmeteorologie. Heute werden wir uns mit den
verschiedenen meteorologischen Einflüssen in der Rollphase auf der
Start- bzw. Landebahn befassen.

Die Meteorologie gewinnt beim Flugverkehr zunehmend an Bedeutung.
Früher war die Infrastruktur für den größten Teil der
kostenträchtigen Verspätungen verantwortlich. Inzwischen hält in
Europa der Ausbau der Infrastruktur wegen der zunehmenden Widerstände
gegen die Externalisierung der Kosten mit dem zunehmenden Flugverkehr
nicht mehr mit. Daher verursacht das Wetter, welches in Bezug auf den
Flugbetrieb als unkooperativ und chaotisch erachtet wird, mehr als
die Hälfte die Verspätungskosten. Weltweit betrachtet geht es jedes
Jahr um Milliardenbeträge.

Betrachten wir nun den Rollvorgang auf den Start- und Landebahnen. Da
gelten die uns aus dem Straßenverkehr bekannten Probleme wie Schnee,
Eis, Aquaplaning und die Sichtweite.
Im Gegensatz zum Straßenverkehr lassen sich die Probleme nicht durch
Anpassung der Geschwindigkeit beheben. Entweder fallen die Flüge ganz
aus oder die Abstände zwischen den Flugzeugen müssen erhöht werden.
Das wiederum führt bei bereits im Normalfall ausgelasteten Flughäfen
zu einer Kapazitätsminderung um bis zu 50 %.

Wie kann die Flugmeteorologie da weiterhelfen?
Auch das verläuft ähnlich wie im Straßenverkehr. Haben die
Winterdienste gute Wettervorhersagen, sind sie auch in der Lage,
vorbeugend zu arbeiten.
Insbesondere bei Niederschlagswetterlagen um die null Grad sind
weitere Verbesserungen in Bezug auf die vorherzusagende
Niederschlagsart, also Regen, Eisregen oder Schnee und auch auf das
zeitliche Eintreffen notwendig.
Da die Winterdienste auf Flughäfen naturgemäß gut organisiert sind,
führen kleine Verbesserungen der Vorhersage sofort zu messbarer
Kostenreduzierung.
Auch die Vorhersage der Sichtweite auf der Landebahn ist von großer
Bedeutung und war früher, insbesondere in den Zeiten, als man nur auf
Sicht flog, das überwiegend entscheidende Element für Start und
Landung. Inzwischen ist zwar die Technik fortgeschritten, aber nicht
jeder Flugplatz und jedes Flugzeug ist auf dem aktuellen Stand der
Technik, die eine Landung auch quasi ohne Sicht zulässt.

Nächste Woche werden wir uns mit den meteorologischen Einflüssen auf
die Flugphase selbst beschäftigen, schließlich ist die Atmosphäre für
das Flugzeug das, was für den Fisch das Wasser ist; ohne sie
funktioniert es nicht.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.07.2016