DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
26-03-2020 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.03.2020 um 10.30 UTC
Mäßig kalter Witterungsabschnitt mit leichten bis mäßigen Nachfrösten, vor allem
an den Alpen sowie im südlichen Alpenvorland auch etwas Schnee. Zeitweise und
regional begrenzt starke bis stürmische Böen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.04.2020
Sonntag ... wird fast das gesamte Bundesgebiet durch Meeresluft polaren
Ursprungs geflutet. Die dafür verantwortliche Kaltfront erreicht in den
Abendstunden bzw. in der Nacht zum Montag schließlich auch den Alpenrand. Die
Luftmassentemperatur in 850 hPa bewegt sich zunehmend zwischen 0 Grad am
direkten Alpenrand und bereits -11 Grad in den norddeutschen Gebieten. Ein
weiterer Player im Wettergeschehen ist außerdem der nachfolgende, schmal
ausgeprägte Trog, der im Laufe des Tages auf die Nordhälfte übergreift. Als
Hauptdarsteller übernimmt aber zunehmend das sich nordwestlich von Irland
etablierende umfangreiche Bodenhoch das Zepter, sodass sich am Zustrom polarer
Luftmassen zunächst nichts ändern wird. Die durch die Front sowie den
nachfolgenden Trog ausgelösten Niederschläge verlagern sich im Tagesverlauf vom
Norden in den Süden, wobei natürlich auch die Schneephase eine gewichtige Rolle
spielen wird. Die Schneefallgrenze sinkt dabei von Norden her sukzessive bis in
tiefere Lagen, nach Mitternacht muss vor allem noch südlich der Donau mit
Neuschnee gerechnet werden.
Montag ... hängt die etwas schleifende Kaltfront im Alpenraum und sorgt dort
sowie im südlichen Alpenvorland für weitere Schneefälle. In den übrigen Gebieten
trocknet die polare Luftmasse unter dem Einfluss des umfangreichen Hochs über
dem Nordostatlantik ab und die Sonne bekommt doch einigen Raum. Mit Hilfe dieser
Einstrahlung steigen auch die Temperaturen über die Marke von 5 Grad hinaus,
während im Süden bei dichten Wolken nur knapp über 0 Grad erreicht werden. In
der Nacht zum Dienstag wird der Frost zum entscheidenden Thema werden, denn die
Rahmenbedingungen lassen eine starke Auskühlung zu. Vielerorts werden Werte
unter -5 Grad erreicht. Der Wind spielt eher eine untergeordnete Rolle, wobei
aber im Südwesten aufgrund der Bisensituation starke Böen, im Schwarzwald
Sturmböen aus Nordost möglich sind.
Dienstag ... ist weitgehend noch geprägt durch den Randbereich der Antizyklone
auf dem Nordostatlantik (in Richtung Osteuropa gerichtete Brückensituation).
Allerdings sorgt die schwach ausgeprägte Warmfront eines Tiefs über dem
nördlichen Skandinavien für den Zustrom etwas milderer Luft, wobei T850 im
Norden zunehmend bei -5 Grad liegt, im Süden bei Werten um -7 Grad. Wesentliche
Niederschläge werden mit der Warmfront nicht erwartet, allerdings kann die
Bewölkung vor allem über der Nordhälfte etwas dichter sein. Einhergehend damit
verschiebt sich der Frostschwerpunkt in der Nacht zum Mittwoch in den Süden
(Tiefstwerte erneut um -5 Grad, an den Alpen durchaus tiefer), ganz im Norden
könnte es dagegen frostfrei bleiben.
Mittwoch ... liegt weiterhin die Brückensituation vor. Auf dem Atlantik ändert
sich an der Hoch-über-Tief-Lage ebenfalls nur wenig, das skandinavische Tief
zieht weiter in Richtung Finnland. Allerdings gibt es einen Nachfolger: ein vom
Europäischen Nordmeer nach Südschweden ziehendes kleines Sturmtief. Vor allem in
der Nacht zum Donnerstag kann dieses an der Küste für Sturmböen sorgen. Auf der
Vorderseite des Tiefs westlich der Iberischen Halbinsel setzt außerdem im
äußersten Süden leichte Warmluftadvektion ein, Niederschläge sind damit aber
nicht verbunden. Die Frostgefahr ist in der Nacht zum Donnerstag noch nicht
gebannt, vor allem in der Mitte und im Süden.
Donnerstag ... gelangt der Norden zunehmend in den Einflussbereich des sich von
Nordeuropa südwärts ausdehnenden Troges, der Süden bleibt bodennah noch im
Einflussbereich der schwachen Hochdruckbrücke. Die Luftmasse ist weiterhin nicht
auf Frühling ausgerichtet: -6 Grad im Norden und um 0 Grad im Süden (850hPa).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die letzten Läufe des EZMW sind weitgehend konsistent. Am Rande des sich
nordwestlich von Irland etablierenden Hochs gelangt Meeresluft polaren Ursprungs
nach Deutschland. Diese Luftmasse bestimmt anschließend den Wochenbeginn. Zur
Wochenmitte steigen die Unsicherheiten etwas an: zum einen ist die Stärke und
Position der Tiefs über Nordeuropa fraglich, zum anderen ist auch das Ausmaß der
leichten Warmluftadvektion in den Süden mit einigen Fragezeichen behaftet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Am Beginn des Mittelfristzeitraums sind die verschiedenen globalen Modelle
weitgehend konsistent, selbst das Verhalten der schleifenden Front am Alpenrand
weist nur mehr kleine zeitliche Unschärfen auf. Zur Wochenmitte ist zum einen
die Position des Tiefdrucksystems über der Iberischen Halbinsel, zum anderen die
genaue Tiefdruckaktivität über Skandinavien von den Modellen unterschiedlich
gerechnet. Besonders bezüglich der Windentwicklungen über dem Norden
Deutschlands sind also noch Unsicherheiten gegeben. Am mäßig kalten
Witterungsabschnitt mit leichten bis mäßigen Nachtfrösten ist aber kaum noch zu
rütteln.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
EPS:
Die Rauchfahnen für drei repräsentative Orte in Deutschland zeigen unisono den
starken Abfall der T850 zum Sonntag bzw. in der Nacht zum Montag. Auch an den
Folgetagen ist der Spread der Ensembles nur relativ gering, wobei sich der
Hauptlauf eher am Oberrand der verschiedenen Läufe befindet. Die Unsicherheit
der leichten WLA im Süden zur Wochenmitte bestätigen auch die Ensembles, wobei
auch hier der Hauptlauf eine wärmere Lösung darstellt. Der Schneefall an den
Alpen wird von den Ensembles mitgetragen.
CLUSTER:
+120 ... 168h: Es liegen drei Cluster vor, wobei die Member annähernd
gleichverteilt sind. Diesen ist außerdem gemeinsam, dass alle das
Strömungsmuster "Atlantic Ridge" propagieren. Unsicherheiten bestehen bei der
Ausprägung und der genauen Positionierung des Troges über Mitteleuropa.
+192 ... 240h: Ebenfalls drei Cluster, die weiterhin "Atlantic Ridge" stützen.
Allerdings ergeben sich im Detail doch deutliche Unterschiede: Während Cluster 1
(inkl. Kontrolllauf) umfassenden Trogeinfluss über Mitteleuropa simulieren, sind
die anderen beiden Cluster differenzierter (Trog über Nordosteuropa). Eine
richtige Frühlingswetterlage hat damit kein einziges Cluster im Gepäck.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
SCHNEE:
In der Nacht zum Montag sowie am Montag tagsüber am Alpenrand sowie im
unmittelbar daran angrenzenden Alpenvorland mehr als 10 bis 15 cm in 24 Stunden
wahrscheinlich.
WIND:
Am Montag und Dienstag im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb einzelne
Sturmböen gering wahrscheinlich. In der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag
tagsüber an der Küste sowie im angrenzenden Binnenland Sturmböen wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det; EZMW-prob; MosMix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri