Thema des Tages

22-07-2016 14:40

Wechselhafter Sommer

Unter einem idealen Sommer stellen sich viele Leute lang anhaltendes
sonniges und warmes Wetter vor. Solche Sommer gibt es hierzulande
durchaus. Sie sind durch stabile Hochdrucklagen geprägt, bei denen
die Luft von der Sonne von Tag zu Tag etwas mehr erwärmt werden kann.
So eine Phase kann über mehrere Wochen anhalten. Das ist allerdings
in Mitteleuropa eher die Ausnahme.

In diesem Jahr gestaltet sich der Sommer in Deutschland unbeständig.
Hochdruckphasen sind meist nur von kurzer Dauer und werden rasch von
Tiefdruckeinfluss abgelöst. Dafür gipfeln die warmen
Witterungsabschnitte oft in intensiven Hitzewellen, wenn auf der
Vorderseite der heranziehenden Tiefdruckgebiete warme,
beziehungsweise heiße Luft aus dem Norden Afrikas angesaugt wird. Auf
ihrem Weg nach Deutschland strömt sie schließlich über das
Mittelmeer, wodurch die herangeführte Luft nicht nur heiß, sondern
auch feucht ist. In der schwülen Luft bilden sich dann oft kräftige
Gewitter. Mit Abzug der Tiefs gelangt schließlich auf deren Rückseite
kühlere Luft aus dem Norden zu uns, bevor das Spiel wieder von vorne
beginnt.

So sorgte Hoch Burkhard zu Beginn dieser Woche zunächst für vielfach
sonniges Wetter und wieder ansteigende Temperaturen. Der Einfluss
dieses Hochs auf unser Wetter wurde bereits am Mittwoch gedämpft, als
Tief Xaveria von der Iberischen Halbinsel über die Biskaya hinweg
Richtung Nordsee zog. Mit Annäherung des Tiefs stiegen die
Temperaturen nochmal deutlich an. Dabei gab es mit Ausnahme des
Nordostens verbreitet Höchstwerte über 30 Grad. Spitzenreiter war die
Station Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz mit einer Höchsttemperatur
von 36,4 Grad. In der zunehmend feuchteren Luft ließen erste Gewitter
im Westen nicht lange auf sich warten.

Am gestrigen Donnerstag wurden solch hohe Temperaturen zwar nicht
mehr erreicht, dennoch blieb es bei Höchstwerten meist zwischen 24
und 31 Grad sommerlich warm. Allerdings konnte sich der Einfluss von
Tief Xaveria bei uns noch etwas verstärken, so dass sich in der nach
wie vor schwülen Luft vermehrt kräftige Gewitter entwickelten, die
teilweise mit heftigem Starkregen, Sturmböen und größerem Hagel
verbunden waren. Besonders starke Gewitter aufgrund von Starkregen
traten in der Eifel auf. So fielen beispielsweise in Mechernich-Glehn
innerhalb kurzer Zeit 58 Liter pro Quadratmeter. Aufsummiert über
fünf Stunden waren es schließlich 85 Liter pro Quadratmeter. Nicht
weniger intensiv waren die Gewitter im Süden Deutschlands. Ein
langlebiges Gewitter zog etwa von Ulm südostwärts über München hinweg
bis nach Österreich und brachte neben Starkregen und Sturmböen auch
bis zu 5 cm große Hagelkörner mit sich. In Osthessen und in Thüringen
sorgte teils länger anhaltender und schauerartig verstärkter Regen
ebenfalls für höhere Niederschlagsmengen. Erwähnenswert ist hierbei
die Region um Bad Hersfeld, wo aufsummiert über acht Stunden 82 Liter
pro Quadratmeter Regen gemessen wurden. Das entspricht mehr als dem
dortigen vieljährigen Mittel des Monats Juli.

Am heutigen Freitag und am morgigen Samstag wird uns der Einfluss von
Tief Xaveria weiter erhalten bleiben. In der weiterhin feuchtwarmen
Luft entwickeln sich im Tagesverlauf wieder kräftige Schauer und
Gewitter. Diese sind erneut vor allem in der Westhälfte zu erwarten.
Aufgrund des hohen Wassergehalts in der Luft sind dann wieder
unwetterartige Niederschlagsmengen über 30 Liter pro Quadratmeter in
kurzer Zeit möglich. Aufgrund der oft langsamen Verlagerung der
Gewitter ist örtlich Starkregen bis 80 Liter pro Quadratmeter nicht
ausgeschlossen. Auch größerer Hagel und Sturmböen gehören erneut zu
den Begleiterscheinungen. Außen vor bleiben weiterhin weite Teile
Ostdeutschlands. Dort konnte der Einfluss von Hoch Burkhard nicht
völlig verdrängt werden.

Erst am kommenden Sonntag macht sich auch im Nordwesten wieder
schwacher Hochdruckeinfluss bemerkbar, wodurch zumindest dort die
Gewittertätigkeit zum Erliegen kommt. Vor allem im Süden und
Südwesten wird sich aber an der Wetterlage wenig ändern. Ein Vorstoß
kühlerer Luft ist insgesamt vorerst nicht zu erwarten, so dass es
überwiegend schwül-warm bleibt.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.07.2016

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