Thema des Tages
26-02-2020 11:50
Tief BIANCA wirbelt das Wetter in Deutschland durcheinander und sorgt
hier und da für eine dicke weiße Überraschung!
Tief BIANCA bringt in der Mitte und im Süden turbulentes Wetter mit
einem Teilzeit Wintereinbruch. Von den Unsicherheiten abgesehen sind
regional nennenswerte Neuschneemengen zu verzeichnen. Gleichzeitig
fegen aber auf der Südseite auch wieder Sturmböen über das Land.
Bisher war der Winter ja ein Reinfall. Bei deutlich zu milden
Temperaturen dominierten Westwinde, die den Winter unbeständig und
windig bis stürmisch gestalteten. Eine genauere Einordnung wird wie
immer in den nächsten Tagen erfolgen. Doch zurück zum aktuellen
Wettergeschehen. Da ist und bleibt die Westwetterlage Trumpf. Doch
diese hat nun neben Wind und Sturm sowie Regen und Regenschauern auch
noch weitere Wetterphänome im Programm. "Völlig unerwartet"
schleichen sich winterliche Wettereigenschaften ein und sorgen ab
heute regional für eine spätwinterliche Überraschung.
Zunächst sorgte Tief ZEHRA am heutigen Mittwoch nach ihrem Abzug in
den Bereich der Ostsee für eine Winddrehung auf Nordwest. Damit war
der Weg für kühlere Meeresluft polaren Ursprungs frei. Aufgrund der
vor allem in der Höhe sehr kalten Luft können sich wiederholt teils
kräftige Schauer entwickeln, die über das Land hinwegziehen und teils
bis in tiefe Lagen als Schnee fallen. Für eine Neuschneedecke ist
aber sowohl die Lufttemperatur als auch der Boden viel zu warm. Erst
in Lagen oberhalb von 600 bis 800 Metern gibt es eine reale Chance
für nachhaltigen Neuschnee. Aber zumindest fällt mal Schnee und sorgt
dafür, dass es hier und da vielleicht sogar zum ersten Mal in diesem
Winter eine Schneeflocke zu sehen gibt.
Und die Wahrscheinlichkeit Schnee zu sehen steigt am Donnerstag und
in der Nacht zum Freitag noch! Dann nämlich beehrt uns Tief BIANCA,
das derzeit noch auf dem Atlantik wirbelt, bis morgen früh jedoch an
Fahrt zulegt und Deutschland ins Visier nimmt. BIANCA soll einmal
über die Mitte des Landes hinwegziehen (vgl. Graphiken). Allerdings
ist auch am heutigen Mittwochvmittag, einen Tag vor Eintreffen von
BIANCA, die genaue Zugbahn des Tief noch unsicher. Die Modelle
beschreiben eigentlich alle einen Korridor über die Mitte des Landes
hinweg. Doch nur 50 oder 100 km Unterschied können schon größere
Auswirkungen bei den Wettereigenschaften bringen. Spannend wird sein,
in welcher Phase und mit welcher Menge der Niederschlag fällt. Zudem
ist auch das Sturmfeld eng mit der Zugbahn des Tiefs verknüpft. Recht
sicher ist, dass BIANCA kräftige, vor allem im Stau der Berge auch
länger anhaltende Niederschläge im Gepäck hat. Im Umfeld des Tiefs
und auf dessen Nordflanke soll dieser dabei bis in tiefe Lagen als
Schnee fallen. In mittleren und höheren Lagen der Berge wäre dann
nennenswerter Neuschnee zu erwarten. Besonders im Fokus stehen dabei
derzeit der Hunsrück, die Eifel, das Siegerland, der Taunus, der
Hochschwarzwald, der Odenwald sowie dann im weiteren Verlauf die
Rhön, der Thüringer Wald, das Fichtelgebirge, Fränkische Alb und der
Bayerischer Wald. Dort sind auf jeden Fall 5 bis 10, im Stau auch bis
15 cm, exponiert auch bis 20 cm Neuschnee zu erwarten, der etwa
oberhalb von 400 bis 600 Metern auch länger liegen bleibt. Aber auch
in tiefen Lagen kann es kurzzeitig weiß werden und die Straßen in
Schmierseife verwandeln. Auf der Südflanke würde dagegen ein Schwall
milderer Luft ins Land geschoben, was zu einer rasch steigenden
Schneefallgrenze, teils bis in höhere Lagen (700 bis 900 m) führt.
Erst nach Tiefdurchgang mit neuerlicher Winddrehung auf Nordwest und
erneuter Zufuhr kühlerer Luft würden auch im Südwesten die
Niederschläge teils wieder bis in tiefe Lagen in Schnee übergehen.
Ebenfalls als sicher einzustufen ist, dass Tief BIANCA auf der
Südseite abermals ein ordentliches Sturmfeld mit sich führt.
Verbreitet würden dort Regen und Schnee mit starken bis stürmischen
Böen, teils auch Sturmböen, im Alpenvorland auch schweren Sturmböen
durch die Luft gefegt (vgl. Graphiken).
Etwas außen vor bleibt der Norden und Nordosten des Landes. Dort gibt
es nur ein paar Schauer, teils als Schnee mit örtlicher Glätte. Auch
der Wind zeigt sich dort von seiner zahmen Seite und lebt nur an der
See stark böig auf.
Auch in den Folgetagen bleibt es unbeständig und windig bis
stürmisch. Da aber wieder deutlich mildere Luft ins Land strömt,
sollte der Schnee erst mal wieder Geschichte sein. Die Höchstwerte am
Samstag von 6 bis 16 Grad sind dann doch eher wieder frühlingshaft
als winterlich.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2020
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