Thema des Tages

23-02-2020 09:20

Reichhaltiges Angebot

Sturm, Dauerregen, einzelne Gewitter, frühlingshafte Temperaturen und
ein winterliches Gastspiel: In den nächsten Tagen ist wohl für jeden
Geschmack etwas dabei. Man muss sich dafür nur die "passende" Region
aussuchen.

Die aktuellen Wetterkarten bescheren Ihnen und auch uns ein wahrlich
reichhaltiges Angebot, denn ein (Sturm-) Tief nach dem anderen gibt
sich im Nordostatlantik sowie im europäischen Raum die Klinke in die
Hand. Überraschend ist dies natürlich nicht wirklich, denn Westlagen
sind prädestiniert für jede Menge Abwechslung.

Eifrige Leser unserer Themen des Tages sind schon seit einigen Tagen
darüber informiert, dass auch am heutigen Sonntag ein kleines, aber
doch markantes Tief von Westen her über die nördliche Mitte
Deutschlands hinweg nach Osten zieht (ihm wurde der Namen YULIA
verpasst). Aufgrund der dabei erwarteten Böen soll es aber an dieser
Stelle nochmals explizit erwähnt werden. An der Südflanke des Tiefs
frischt nämlich der Wind im heutigen Tagesverlauf deutlich auf und es
muss von der nördlichen Mitte südwärts verbreitet mit stürmischen
Böen oder Sturmböen (70 bis 85 km/h) gerechnet werden. Selbst
einzelne schwere Sturmböen um 100 km/h sind möglich (besonders in
Schauer- und Gewitternähe, in exponierten Lagen). Die höchste
Wahrscheinlichkeit dafür besteht ab dem Nachmittag von Ostwestfalen
über das südliche Niedersachsen bis nach Sachsen. Bei den vielen
Faschingsveranstaltungen sollte daher die Windentwicklung unbedingt
im Blick behalten werden.

Doch nicht nur der Wind hat es auf unsere aktuelle Warnkarte
geschafft. Vor allem in den mittleren Regionen regnet es heute länger
anhaltend und teilweise auch stark. Gebietsweise führt dies dazu,
dass in manchen Regionen der zentralen und östlichen Mittelgebirge
Dauerregenwarnungen ausgegeben wurden. Bei Aktivitäten im Freien ist
also umfassender Regenschutz empfohlen.

Wie geht es nun nach dem Wochenende weiter? Nachdem das heutige
Tiefdruckgebiet relativ schnell in Richtung Osten abzieht, kündigt
sich am Montag bereits dessen Nachfolger an (ZEHRA). Dieses macht
sich zunächst mit leichtem bis mäßigem Regen bemerkbar, der sich von
Südwesten her im Tagesverlauf in den Norden und Osten verlagert. Die
Zugbahn und Ausprägung des neuen Tiefs bringt dieses Mal mit sich,
dass die Windentwicklungen am Rosenmontag nur gemäßigt ausfallen. Es
sind zwar im Westen im Tagesverlauf einzelne starke Böen (um 55 km/h)
möglich, stürmische Böen (um 70 km/h) sollten aber weitgehend die
Ausnahme bleiben.

Tief ZEHRA, das sich in weiterer Folge von Schottland über die
Nordsee in Richtung Dänemark verlagert, hat aber noch etwas im
Gepäck: ein kurzes winterliches Intermezzo zur Wochenmitte. Hinter
der Kaltfront des Tiefs, die im Laufe des Dienstags zunehmend den
Süden Deutschlands erreicht, strömt nämlich eine etwas kältere
Luftmasse in unsere Breiten. Vielleicht fragen Sie sich aber an
dieser Stelle, was der Begriff "kältere" nun bedeuten soll.

Zunächst lässt sich daraus natürlich nur wenig ableiten, denn
aufgrund der Relativität des Begriffs reichen schon kleine
Unterschiede um diesem gerecht zu werden. In unseren Beschreibungen
der Wetterlage wird daher die wetterbestimmende Luftmasse in den
meisten Fällen nach klaren Vorgaben näher charakterisiert. Zentral
dabei ist, dass die jeweilige Jahreszeit in die Beschreibung mit
einfließt. Eine mit dem Begriff "mild" versehene Luftmasse muss daher
im April eine deutlich andere Charakteristik aufweisen als zum
Beispiel im Januar. Um diesen Bezug zu schaffen, kann als erste
Näherung auf die erwarteten Höchstwerte zurückgegriffen werden. Die
am Mittwoch prognostizierte Spanne reicht von 4 bis 9 Grad, das
entspricht im Februar ziemlich genau dem Begriff "mild". Das heißt im
Umkehrschluss, mit der Kaltfront wird die bis dahin "ungewöhnlich
milde" (Höchstwerte über 14 Grad) bzw. "sehr milde" (9 bis 13 Grad)
Luftmasse durch "milde" Luft verdrängt. Trotz Kaltfront wird es also
nicht besonders kalt, nur das Ausgangsniveau ist einfach ein sehr
hohes.

Diese Schlussfolgerungen sind auch keine Überraschung, wenn man sich
den Herkunftsort und die überströmten Regionen der ab Dienstag und
Mittwoch wetterwirksamen Luftmasse betrachtet. Diese stammt nämlich
aus dem Raum des südlichen Grönlands bzw. des angrenzenden Seegebiets
und überstreicht auf deren Weg den gesamten Nordatlantik sowie
Nordwesteuropa auf einer recht südlichen Zugbahn. Dabei wird diese
durch das Gewässer zunehmend erwärmt. Von den ursprünglich polaren
Eigenschaften bleibt daher am Ende nicht viel übrig. Als Beschreibung
wäre demnach "erwärmte Meeresluft polaren Ursprungs" wohl passend.

Mit der erwarteten regen Schauertätigkeit am Mittwoch werden es zwar
ein paar Schneeflocken bis in tiefe Lagen schaffen, für eine
verbreitete Schneedecke reicht es aber voraussichtlich nicht. Das
winterliche Gastspiel hat daher wohl nur oberhalb von 300 bis 400 m
eine wesentliche Rolle.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.02.2020

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