DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
11-02-2020 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.02.2020 um 10.30 UTC
Anfangs Wetterberuhigung. Ab Sonntag stürmisch und sehr mild, ab Montag im
Norden, ab Dienstag im Süden Abkühlung. Im Bergland dann wieder Niederschläge
als Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.02.2020
Am Freitagfrüh beeinflusst noch ein Höhentrog den Osten und Süden Deutschlands
mit kräftigem Wind und mit schauerartigen Niederschlägen, die im oberen Bergland
als Schnee fallen. Im Tagesverlauf wandert ein von Südwesteuropa ausgehender
Höhenrücken nach Deutschland, der ein Hoch stützt, das bis zum Abend nach
Süddeutschland wandert. Die einströmende subpolare Meeresluftmasse kommt unter
Hochdruckeinfluss.
Am Samstag wandert der Höhenrücken zum nordwestlichen Balkan und rückseitig
nähert sich der breite Höhentrog eines Zentraltiefs bei Island. Sein
Frontensystem erreicht in der 2. Tageshälfte den Westen und Norden Deutschlands,
wobei der Wind zunimmt.
Am Sonntag bildet sich an der Kaltfront eine Frontalwelle, die um 12 UTC über
der südlichen Nordsee liegt und um 24 Uhr bereits vor Estland erwartet wird. Auf
ihrer Südseite verschärft sich der Gradient, so dass verbreitet Sturmböen
möglich sind und an der See auch Böen Bft 11.
Am Montag zieht eine weitere Frontalwelle von Südostengland über den Norden
hinweg (06 UTC) rasch ostwärts nach Weißrussland (18 UTC) und ihre Kaltfront
wird dann bereits abends am Alpenrand simuliert. Postfrontal gelangt erneut
nicht allzu kalte subpolare Meeresluft zu uns.
Am Dienstag überquert der Haupttrog des Zentraltiefs, das nunmehr über dem
südlichen Nordmeer liegt, bereits in der ersten Tageshälfte Deutschland ostwärts
und wird zum Tagesende von Westen regeneriert. Dabei strömt polare Meeresluft
mit Temperaturen um -4 Grad nach Deutschland.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der neue Modelllauf vom EZMW zeigt ähnliche Ergebnisse wie die beiden Modellruns
von gestern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bei NAVGEM liegt die Kaltfront Montagabend erst am Nordrand der Mittelgebirge
und erreicht erst Dienstagvormittag die Alpen.
Ansonsten simulieren die anderen Globalmodelle einschließlich ICON recht
ähnlich, wobei auch die Sturmlage am Sonntag und Montag ähnlich gebracht wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse vom EZMW zeigt heute 3 Cluster, die sich aber nur
unwesentlich unterscheiden. Dabei ist erkennbar, dass der Höhentrog in allen
Clustern am Dienstag, 00 UTC etwas zurück hängt im Vergleich zum oper. Lauf.
Damit würde sich die Kaltfront am Montag eventuell leicht verzögern, was aber
nicht viel an der Sturmlage am Sonntag und Montag ändert. In der erweiterten
Mittelfrist sieht es nach einer vorübergehenden Hochdrucklage in der Mitte und
im Süden aus.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt am Freitag die einströmende subpolare
Meeresluftmasse an mit 850-hPa-temperaturen um -3 Grad. Am Samstag strömt
deutlich mildere Luft nach Mitteleuropa mit Werten um +5 Grad und erst am Montag
erfolgt der Kaltfrontdurchgang, wobei hier ein unterschiedliches Timing
erkennbar ist: etwa 25 Prozent der Läufe machen einen frühen Frontdurchgang, 25
Prozent einen mittleren und 50 Prozent einen späten Frontdurchgang erst in der
Nacht zum Dienstag. Anschließend gelangt erwärmte Polarluft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturen bei -4 oder -5 Grad.
Die Subtropikluft am Wochenende erkennt man in den EPS-Meteogrammen an
Tagestemperaturen, die um rund 8 Grad höher liegen als im Modellklimamittel!
Erst ab Dienstag macht sich in der Südhälfte die kältere Luft bemerkbar mit
Tageswerten, die knapp über den Klimawerten liegen. Der Wind bleibt selbst über
den Mittelfristzeitraum hinweg in der überwältigenden Mehrheit der Modellläufe
bei Südwest. Ein massiver Kaltlufteinbruch ist damit bis zur Mitte der letzten
Februardekade nicht zu erwarten!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag sind anfangs auf der Rückseite des abziehenden Tiefs auf den Bergen
noch Sturmböen aus West bis Nordwest möglich. Ansonsten sind keine markanten
Wetterereignisse zu erwarten (CosmoLEPS).
Am Samstag kommen nach einem ruhigen Start an der Nordsee, abends auch im
äußersten Westen und Nordwesten stürmische Böen auf, auf exponierten Gipfeln
Sturmböen (CosmoLEPS, EZMW-EPS).
Am Sonntag nimmt der Wind weiter zu. Dabei sind im Norden und Westen sowie in
der Mitte stürmische Böen wahrscheinlich, im Nordwesten sogar Sturmböen. Böen
Bft 10 sind vom Emsland bis nach Schleswig möglich und an der Nordsee
orkanartige Böen gering wahrscheinlich (EZMW-EPS). Im höheren Bergland sind
Sturmböen wahrscheinlich und auf exponierten Bergen Orkanartige Böen und
Orkanböen (Mosmix).
Am Montag bleibt es weiterhin stürmisch und auch im Süden sind Böen Bft 8 bis 9
wahrscheinlich. Ansonsten gibt es kaum Änderung der Sturmlage. Die stärksten
Böen werden an der Kaltfront oder postfrontal an kräftigen Schauern erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden