Thema des Tages
11-02-2020 09:50
Mach's gut Sabine!
Sabine geht, der Wind bleibt. Eine Nachlese zum Orkan und ein kurzer
Blick auf die weiterhin windigen Aussichten.
Geschlossene Schulen, abgesagte Großveranstaltungen und mitunter
eingestellter Verkehr auf den Schienen und in der Luft. Die
Vorkehrungen bzgl. Orkan Sabine waren zum Teil beträchtlich, aber
ohne Frage berechtigt, blickt man auf die Schadensmeldungen:
Stromausfälle, umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer, etc. In Bayern
stellte die Deutsche Bahn am gestrigen Montagvormittag sogar den
gesamten Zugverkehr ein. Wohl dem, der sich einen "Home Office"-Tag
einrichten konnte.
Dazu gab es laut Medienangaben leider auch einige Verletzte, bei
unseren europäischen Nachbarn seien sogar mindestens vier Menschen
ums Leben gekommen.
Richten wir unseren Blick nun aber auf die Meteorologie, respektive
auf die gemessenen Windgeschwindigkeiten. Bereits am vergangenen
Sonntagmittag brachte SABINE der Nordseeküste die ersten 10er-Böen
(schwere Sturmböen, Windstärke 10) um 90 km/h. Im Anschluss weitete
"sie" ihr Sturmfeld Stück für Stück nach Süden aus, das Montagfrüh
schließlich auch den Südosten Bayerns erreichte.
Dabei kam es im Tiefland verbreitet und wiederholt zu stürmischen
Böen bzw. Sturmböen zwischen 60 und 85 km/h (Windstärke 8 bis 9), am
heftigsten zur Sache ging es allerdings einerseits im Umfeld von
SABINEs Kaltfront, die von Sonntagabend bis Montagvormittag
Deutschland von Nordwest nach Südost überquerte, und andererseits in
der Nähe der Schauer und Gewitter, die am Montag und in der
vergangenen Nacht durchs Land zogen. In Zahlen ausgedrückt bedeutete
dies vielerorts schwere Sturmböen um 100 km/h (Windstärke 10), vor
allem in der Südhälfte und an der Nordseeküste auch orkanartige oder
gar Orkanböen zwischen 110 und 130 km/h (Windstärke 11 bis 12).
Unter besonderer Beanspruchung stand der Windmesser in Fürstenzell in
Niederbayern am Montagvormittag. Dieser verzeichnete dort mit 154
km/h sogar eine extreme Orkanböe.
Über die Berge fegte SABINE selbstredend mit Orkan, teilweise auch
mit extremem Orkan, also Böen über 140 km/h, hinweg. Spitzenreiter
war dabei der Feldberg im Schwarzwald mit rund 177 km/h.
Ein weiteres Windmaximum ereilte den Süden in der vergangenen Nacht
zum heutigen Dienstag. Mit Durchzug einer weiteren Schauer- und
Gewitterlinie kam es dort stellenweise und kurzzeitig erneut zu
schweren Sturm- und orkanartigen Böen, in Mühldorf am Inn wurde sogar
eine Orkanböe mit knapp 132 km/h gemessen.
Und wie geht es weiter? SABINE hat sich mittlerweile zwar in die
Barentssee verzogen, es bleibt aber weiterhin sehr windig bis
stürmisch. Erst im Laufe des Mittwochabends und der darauffolgenden
Nacht zum Donnerstag sieht es bundesweit nach einer deutlichen
Windabschwächung aus, bevor der Wind am Donnerstag im Tagesverlauf
von Westen her aber bereits wieder zunimmt...
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2020
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