DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
09-02-2020 11:03
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.02.2020 um 10.30 UTC
Zunächst wechselhaftes Schauerwetter bei recht niedrigen Temperaturen. Am
Freitag und Samstag Zwischenhocheinfluss und milder. Nachfolgend wieder
zyklonal, dabei Sturm möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 16.02.2020
Positive NAO, hohe Index-Werte der AO, Großwetterlagen "Wz", "NwZ", "SWz", "Wa"
oder "NWa", alle diese Faktoren geben Hinweise auf die stark zonal geprägte
Mittelfrist. Mit Winterwetter im Tiefland hat als das nur wenig zu tun, täglich
grüßt das Murmeltier. Selbiges hat in den USA am "Murmeltiertag" am 2. Februar
übrigens einen frühen Frühling angekündigt. Der könnte auch in Deutschland
eintreten, stehen doch zum Ende der Mittelfrist am nächsten Wochenende
Höchsttemperaturen um 15 Grad auf dem Zettel.
Zum Beginn der Mittelfrist am Mittwoch äußert sich die Zonalität durch einen
breit angelegten Trog, der vom Nordostatlantik bis nach Russland reicht und in
dem mehrere Kurzwellen integriert sind. Die Frontalzone erstreckt sich vom
Nordostatlantik über die Biskaya und Norditalien bis zum Schwarzen Meer und bis
nach Syrien. Bodennah resultiert daraus eine westliche Strömung über
Deutschland, in der feuchte Meeresluft polaren Ursprungs mit T850 hPa von -4 bis
-7 Grad zu uns kommt. Immerhin werden damit Schneeschauer bis in tiefe Lagen
möglich, und vielleicht bildet sich dort vorübergehend sogar mal eine dünne
Schneedecke.
Bis zum Freitag schwenkt dann ein im LWT integrierter Kurzwellentrog über
Deutschland hinweg. Dieser ist mit einem Bodentief verbunden, das allerdings
aufgrund achsensenkrechter Lage kaum noch Entwicklungschancen hat und sich
langsam auffüllt. Wenn es Deutschland erreicht, weist es nur noch einen
Kerndruck von 1000 hPa auf.
Nachfolgend kommt es über dem Nordostatlantik durch einen neuerlichen
Kaltluftvorstoß aus der Labradorsee heraus zu einer rapiden Zyklogenese mit
vorderseitigem kompensatorischen Aufwölben eines Rückens im Sinne eines
"Downstream Devolpments". Dieser Rücken sorgt von Westen her für vorübergehenden
Zwischenhocheinfluss am Freitag und Samstag. Dabei dreht die Strömung rück auf
Südwest und milde Luft mit T850 hPa von 3 bis 10 Grad macht sich bei uns breit.
Am Sonntag schließlich erreichen die Ausläufer des neuen Tiefs Deutschland. Der
minimale winterlich-weiße Anstrich in dieser Woche wird damit schnell wieder
übermalt.
In der erweiterten Mittelfrist ab Montag gelangen wir zunächst in den Warmsektor
einer neuen über dem Nordostatlantik entstehenden Welle. Dabei könnten die T850
hPa von der Mitte bis in den Süden auf ungewöhnlich milde 10 bis 14 Grad
steigen. Ab der Nacht zum Dienstag zieht die Kaltfront des Tiefs über uns
hinweg. Ein wenig erinnert das Szenario an dem Wetterablauf an diesem
Wochenende, wenn auch mit etwas geringerer Ausprägung. Erneut stürmische und
regnerische Verhältnisse sind aber nicht von der Hand zu weisen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des heutigen 0 UTC-Laufs des EZWM zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist als gut zu bezeichnen, weil die Grundmuster bis in die erweiterte
Mittelfrist beibehalten werden. Ein größerer Unterschied besteht allerdings im
Rücken, der am Freitag und Samstag bei uns wirksam wird. Dem gestrigen 0
UTC-Lauf zufolge sollte dieser ein wenig später bei uns ankommen, dafür aber
länger durchhalten und ein Bodenhoch über Mitteleuropa induzieren. Dieses findet
man nun nicht mehr. Dabei hätte auch die kalte Luft noch etwas länger
durchgehalten, die Temperaturdifferenz beträgt zum Teil bis zu 10 Kelvin.
Darüber hinaus wäre es durch den stärkeren Hochdruckeinfluss länger trocken
geblieben. __________________________________________________________
Vergleich mit anderen globalen Modellen
ICON ist sehr nahe an der EZWM-Lösung, berechnet am Sonntag jedoch ein Randtief
über der Nordsee. Durch den stärkeren Gradienten wäre dann Sturm wieder ein
Thema. GFS dagegen lässt der Rücken am Freitag und Samstag quasi aus, sodass der
Tiefdruckeinfluss fortbesteht. Dabei wird an der Südflanke eines Tiefs über der
Nordsee ein Schnellläufer simuliert, der nach einem schon windigen Samstag einen
stürmischen Sonntag bescheren würde. GFS ist zum Ende der Mittelfrist mit T850
hPa von 0 bis -6 Grad auch deutlich kälter aufgestellt als EZMW, sodass
zumindest das Bergland weiter mit Winterwetter bedacht werden würde. GEM folgt
im Wesentlichen der EZWM-Lösung. NAVGEM ist zunächst ebenfalls bei der
EZMW-Variante, der Rücken fällt jedoch schwächer aus und würde bereits am
Samstag nach Osten abgedrängt werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte sind bis zum Freitag eng gebündelt. Am
Freitag öffnet sich der Spread in den T850 hPa-Kurven, ab Samstag auch im Geopot
500 hPa. Damit wird die Unsicherheit in der Simulation des Rückens am Freitag
und Samstag aus obrigem Modellvergleich bestätigt. Allerdings werden die
Rauchfahnen nur durch wenige Member so weit geöffnet, die Mehrzahl folgt der
deterministischen Lösung.
Die Clusteranalyse liefert für Freitag (0 UTC) bis Sonntag (0 UTC) 3 Cluster,
die alle den Rücken in petto haben. In C3 ist der nachfolgende Trog etwas
langsamer, sodass es noch ein wenig länger antizyklonal bleibt.
Für Montag (0 UTC) bis Mittwoch (0 UTC) sind 4 Cluster vorhanden, die wie bei
den Clustern der Vortage alle mit positivem NAO-Wetterregime ausgestattet sind.
Unterschiede gibt es also nicht in der Zonalität, wohl aber in der Lage der
Frontalzone. Davon wird abhängen, wie zyklonal das Geschehen sein wird. In C3
mit 11 Membern wird sogar wie beim ICON ein Schnellläufer mit Sturmpotenzial
analysiert.
FAZIT: Das wechselhafte Wetter mit Tiefdruckeinfluss und relativ niedrigen
Temperaturen sowie der Möglichkeit für die eine oder andere kurzzeitige "weiße
Überraschung" im Tiefland und dem Berglandwinter bis zum Donnerstag ist als
sicher einzuschätzen. Am Freitag und Samstag ist Zwischenhocheinfluss
wahrscheinlich bei steigenden Temperaturen, da die Mehrzahl der Prognosen in
diese Richtung geht. Ab Sonntag übernehmen wieder Tiefdruckgebiete das Regiment,
wobei es auch wieder sehr windig wird und das Potenzial für neue Stürme gegeben
ist. Die Temperaturen dürften dann zunächst noch mild oder sogar ungewöhnlich
mild sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND/STURM:
EFI zeigt am Mittwoch Werte bis 0,8 für starken Wind in der Nordhälfte.
COSMO-LEPS bestätigt das durch hohe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft
8, ganz im Norden für Sturmböen Bft 9. An der Ostsee sind die
Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen Bft 10 erhöht. In der Südhälfte sind
starke Böen Bft 7, vereinzelt stürmische Böen Bft 8 zu erwarten.
GEWITTER:
Am Mittwoch wartet EFI im Norden mit leichten Signalen bis 0,6 für kräftige
Gewitter auf. Diese sind vor allem bezüglich des Windes stark, wobei die
Böenstärke noch einmal etwa 1 Bft höher sein kann und somit Sturmböen oder
schwere Sturmböen bei konvektiven Umlagerungen möglich sind.
SCHNEEFALL:
Am Mittwoch gibt es nach COSMO-LEPS mit guter Wahrscheinlichkeit am Alpenrand um
10 cm, im Allgäu bis 20 cm Neuschnee.
Am Donnerstag sind in den Mittelgebirgen um 10 cm, im Allgäu erneut bis zu 20 cm
Neuschnee möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler