DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-02-2020 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.02.2020 um 10.30 UTC



Zu Beginn Sturmböen und lokal orkanartige Böen! Dazu wechselhaft und einzelne
Gewitter. Im weiteren Verlauf oft windig und stürmisch, dazu verbreitet
Niederschläge, in Hochlagen Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.02.2020


Am Dienstag liegt Deutschland unter einer hoch reichenden, sehr kräftigen
westlichen Strömung, wobei der 300 hPa-Jet von West nach Ost orientiert über dem
Süden Deutschlands verläuft. In den Geopotentialfeldern bleibt der scharfe
Gradient sowohl am Tag als auch in der Nacht erhalten. Dagegen zeigt sich im
Druckfeld am Abend, insbesondere aber in der Nacht zum Mittwoch, dass der
Gradient etwas auseinandergezogen wird, was eine Abschwächung des Windes zur
Folge hat. Während am Tage noch allgemein mit steifen Böen und Sturmböen, an den
Küsten und im Bergland auch mit orkanartigen Böen oder Orkanböen gerechnet
werden muss, beruhigt sich die Windsituation in der Nacht etwas. Insbesondere im
Norden und Osten kann es aber auch in der Nacht Böen in Sturmstärke geben, an
den Küsten und im Bergland auch schwere oder orkanartige Böen. Dagegen
beschränkt sich die Windskala dann im Südwesten auf steife oder stürmische Böen.
Da die 850er Temperaturen durchweg unter null Grad, gebietsweise sogar unter -5
Grad liegen, bleibt uns insgesamt ein zumindest andeutungsweise winterlicher
Wettereinschlag erhalten mit. Die Temperaturmaxima erreichen höchstens
einstellige Werte. Die Höhenkaltluft des Langwellentroges, der für die scharfe
Isohypsendrängung sorgt, beeinflusst vor allem den Norden des Vorhersageraumes.
Dabei liegen die 500-hPa-Temperaturen teils unter -35 Grad, so dass die
Labilität auch für das eine oder andere Kaltluftgewitter sorgen könnte. Das
Wetter gestaltet sich durch kurzwellige Troganteile ohnehin wechselhaft, hier
und da kann es regnen, bei einer Schneefallgrenze zwischen etwa 200 und 600m
zumindest in der Südhälfte und speziell in der Nacht verbreiteter auch etwas
schneien, in Mittelgebirgslagen und an den Alpen kann es auch kräftiger
schneien. Die Nacht selbst bleibt durch den lebhaften Wind und die damit
verbundene kräftige Durchmischung meist frostfrei, lediglich die Hochlagen
präsentieren sich frostaffin.

Am Mittwoch bleibt der scharfe Gradient, am Boden wie auch in der Höhe,
erhalten, so dass mit der im Tagesverlauf etwas anziehenden Labilität erneut
verbreitet mit Sturm, exponiert auch mit schwerem Sturm zu rechnen ist.
Weiterhin wird die mit etwa -5 Grad in 850 hPa und um -35 Grad in 500 hPa recht
labile Luftmasse durch kurze Wellen in der Strömung gehoben, was gebietsweise
Schauer und hier und da erneut ein kurzes Gewitter, beides auch mit Graupel,
bringen kann. Bezüglich der Niederschlagsphase und -Intensität sind keine
durchgreifenden Änderungen zum Vortag zu erwarten, die Schneefallgrenze liegt,
zumindest nach aktuellem Stand, mit 200 bis 600m auf dem Niveau des Dienstags,
an den Alpen schneit es dabei auch länger anhaltend, sonst kommt nur wenig
Schnee zusammen. Dabei liegen die Höchstwerte am Tage um 6 Grad. In der Nacht
zum Donnerstag schiebt sich von Westeuropa ein Rücken nach Mitteleuropa, der
durch Absinken, aber auch durch ein Abdrängen der Höhenkaltluft für eine
Stabilisierung sorgt. Somit lassen die Niederschläge nach und die Windsituation
entspannt sich deutlich. Ein Aufreißen der Wolkendecke erscheint am ehesten im
Nordosten möglich, wo es dann zu leichten Minusgraden kommen könnte. Ansonsten
ist es nachts überwiegend frostfrei, und abgesehen vom Nordosten tritt nur in
höheren und geschützten Lagen des Südens leichter Frost auf.

Am Donnerstag überquert uns der Rücken in 500hPa rasch nach Osten, seine Achse
wird am Abend schon über dem Westen Polens erwartet. Ihm folgt ein kurzwelliger
Trog, der am Tage Schottland überquert und dessen Geopotentialminimum am Abend
vor der Ostküste Schottlands zu finden sein wird. Dieser Trog korrespondiert mit
einem Bodentief, das sich, unterhalb der Troges gelegen und mit diesem nach
Osten wandernd, ebenfalls auf die Nordsee zieht. Das ausgedehnte Regengebiet des
Tiefs greift nach dem deterministischen Lauf des EZMW zum Mittag auf den
äußersten Westen über und erreicht zum Abend die Mitte, was in etwa dem
Zeitpunkt entspricht, zu dem die mit dem Tief verbundene Okklusion den
Niederrhein erreicht. Die Niederschläge sind dabei zum Teil kräftig, in der
Spitze sollen bis zu 10mm in 6 Stunden zusammenkommen. Mit dem Übergreifen der
Bewölkung wird es milder (T850 im Süden knapp über null, im Norden und in der
Mitte etwas unter null), womit auch die Schneefallgrenze ansteigt. Dazu lebt der
Wind auf, so dass erneut Wind- und Sturmböen, in Berg- und Küstenlagen auch
schwere Sturmböen oder orkanartige Böen aufkommen. In der Nacht zum Freitag
zieht das Tief nach Schleswig-Holstein, dann kommt es deutschlandweit zu
Niederschlägen, die in Hochlagen als Schnee, meist jedoch als Regen fallen,
wobei dieser weiterhin gebietsweise kräftig ausfallen kann. Dabei soll der
Gradient an der Südflanke des Tiefs etwas auseinandergezogen werden, was den
Wind etwas abflauen lässt. Einzelne Wind- und Sturmböen sind gleichwohl möglich.


Am Freitag bleiben wir unter Trog- und Tiefdruckeinfluss, weiterhin fällt
gebietsweise Regen, in den Bergen auch Schnee. Von Westen nähert sich aber ein
kräftiger Rücken, der den Trog nach Osten abdrängt. Durch das vom Rücken
induzierte Absinken bildet sich über Westeuropa eine großräumige, von Nord nach
Süd orientierte Hochdruckzone aus. Zwischen dieser und dem nach Osten
abziehenden Tief bildet sich eine nordwestliche bis nördliche Strömung aus. Sie
sorgt einerseits für sinkende 850er Temperaturen, andererseits für eine Staulage
an den Alpen, so dass es dort, bis in den Samstag hinein, regnet und schneit,
bei absinkender Schneefallgrenze später ausnahmslos schneit. Während am Samstag
am Alpenrand der Schneefall anhält, sorgt der Rücken und das mit ihm verbundene
Hochdruckgebiet im übrigen Land für trockenes und ruhiges Wetter. Bezüglich der
Temperaturen ist keine durchgreifende Änderung zu erwarten.

In der erweiterten Mittelfrist schwächt sich der Rücken ab, so dass sich wieder
eine wechselhafte Westwetterlage einstellt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Es kann eine insgesamt gute Konsistenz des aktuellen Laufs mit den Vorläufen
konstatiert werden, erst in der zweiten Wochenhälfte beginnen die Modellläufe,
deutlich auseinander zu laufen.

Im Detail zeigen sich am Dienstag nur geringe Unterschiede in den Modellfeldern,
die Isobaren liegen über West- und Mitteleuropa fast deckungsgleich
übereinander, die Isohypsen zeigen zwar in den absoluten Werten Unterschiede,
jedoch zeigen alle Läufe die kräftige westliche Höhenströmung.

Am Mittwoch zeigt sich weiterhin eine gute Übereinstimmung. Abweichungen erkennt
man aber bei einem Kurzwellentrog, der nach dem gestrigen 12-UTC-Lauf, in
schwächerer Form auch nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf, im Tagesverlauf vor allem
den Süden beeinflussen sollte. Dieser ist im aktuellen Lauf des IFS praktisch
vollständig verschwunden. Er hätte, glaubt man den Feldern der 700-hPa-Feuchte
und der 850er-Temperatur, aber auch nur geringen Einfluss auf das
Wettergeschehen gehabt.

Auch am Donnerstag und Freitag deuten die Modelle bezüglich der
Wetterentwicklung in die gleiche Richtung. Das Tief und der Trog, die am
Donnerstag über Schottland hinweg nach Osten ziehen sollen, finden sich in allen
Modellläufen. Dabei zeigt sich eine gewisse, aber durchaus im Rahmen liegende
Phasenverschiebung, wobei der aktuelle Lauf bezüglich der Verlagerung der
langsamste ist. Die Phasenverschiebungsmuster bleiben bis in den Freitag
erhalten, wobei die Vorläufe das Tief schneller in den großräumigen
Tiefdruckkomplex über Skandinavien einbinden als der aktuelle Lauf. Auch der
nachfolgende Rücken kommt nach dem aktuellen Lauf weniger schnell voran als in
den Vorläufen, zudem greift das zugehörige Hoch weiter nach Norden aus und sorgt
somit, im Zusammenspiel mit dem abziehenden Tief, für die Staulage an den Alpen,
die in den Vorläufen noch nicht in dieser Ausprägung zu erkennen war.

Dennoch gilt: Die Übereinstimmung ist, wie oben schon erwähnt, insgesamt gut.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis in den Dienstag hinein zeigen die hier betrachteten Modelle (ICON, IFS, GFS)
nur geringe Unterschiede, die sehr kräftige westliche Strömung, sowohl bodennah
als auch in der Höhe, haben alle im Programm, wobei auch die 850er Temperaturen
nur eine geringe Streuung aufweisen. Im Detail zeigen sich Differenzen im 500er
Geopotential, wo ICON einen flachen Rücken von West nach Ost ablaufen lässt, den
IFS und GFS nicht simulieren.

Am Mittwoch deuten die Modelle unisono über Westeuropa einen flachen Rücken im
Geopotentialfeld und im Bodendruckfeld an, wobei sich in der Phase durchaus
Unterschiede zeigen (ICON schnell, GFS langsamer, IFS langsam). Über Deutschland
und Frankreich deuten ICON und GFS zusätzlich einen Kurzwellentrog an, den IFS
nicht (mehr, s.o.) anbietet. Trotz der Streuung zwischen den Modellen im Detail:
Alle setzen auf weiterhin stürmische Bedingungen.

Am Donnerstag beginnen die Modelle auseinander zu laufen, wobei der von Westen
hereinschwenkende Trog bei ICON und GFS zum Mittag Nordfrankreich erreicht.
Demgegenüber soll er mit seiner Achse laut IFS noch vor der Bretagne sein.
Entsprechend langsamer verlagert sich bei IFS auch das zugehörige Bodentief,
dass darüber hinaus bei IFS im weiteren Verlauf über Norddeutschland hinweg nach
Osten geführt wird, während es bei GFS und ICON eher nach Nordosten wandern
soll. Die Niederschläge des Tiefs erwischen aber bei allen drei Modellen
Deutschland voll, bei GFS und ICON ziehen sie aber rascher ab als bei IFS.

Im weiteren Verlauf driften die Modelle noch weiter auseinander.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles des EZMW bieten im Zeitraum +72 bis +96 Stunden 6 Cluster mit 3
bis 14 Mitgliedern. Dabei liegt der Hauptlauf in Cluster 2, der Kontrolllauf
dagegen in Cluster 4. Die Vielzahl der Cluster deutet eine Varianz in der
Wettervorhersage hin, die zumindest für Deutschland nicht vorhanden ist. Zum
einen liegen die alle Cluster durchweg in der Kategorie Positive NAO, darüber
hinaus erkennt man in den repräsentativen Druck- und Geopotentialfeldern für
Mitteleuropa immer die stramme westliche Strömung.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 4 Cluster angeboten, wobei die beiden
größten 18 und 13 Mitglieder, die beiden kleinesten dagegen jeweils 10
Mitglieder haben. Bemerkenswert ist, dass der Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
3 liegen, welcher der einzige ist, der zum Ende des betrachteten Zeitraums von
der Kategorie Positive NAO zu einer Blockierungslage wechselt. Die anderen drei
Cluster bleiben unter Westregime. Zwar deutet sich in allen Clustern ein Rücken
zum Ende des Zeitraumes an, aber nur in besagten, aus der Reihe fallenden
Cluster 3 ist er so kräftig, dass es für die Blockierungslage "reicht".

Im weitern (+192 bis +240 Stunden) bleibt es bei 4 Clustern, Haupt und
Kontrolllauf bleiben in Cluster 3, und auch nur dieser fällt insofern wieder aus
dem Rahmen, als er vorübergehend in die Blockierungslage übergeht, während die
übrigen Cluster durchweg die positive NAO propagieren. Letztendlich bestätigt
dies, dass der Haupt- und Kontrolllauf ein wenigen aus der breiten Masse der
Ensemblelösungen herausfallen.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen ab Mittwoch eine erste, ab Freitag dann
eine zweite, deutlichere Zunahme der Streuung. Diese Zunahme der Streuung ist
auch bei den GFS-Ensembles zu erkennen, sie läuft dort allerdings zwischen
Mittwoch und Freitag gleichmäßiger ab als bei IFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt bis in den Dienstag deutschlandweit, am Mittwoch und Donnerstag
auch immerhin noch regional deutliche Signale für signifikant erhöhte
Windgeschwindigkeiten, die dabei mit einer Wahrscheinlichkeit von 80-100% zu
erwarten sind.

Darüber hinaus zeigt EFI am Dienstag in den Mittelgebirgslagen Süddeutschlands
Signale für deutlich erhöhte Niederschlagsmengen.

Bezüglich des Sturms ergibt sich folgendes Muster: Orkanböen sollten laut
COSMO-LEPS im Mittelfristzeitraum keine mehr auftreten, die Wahrscheinlichkeiten
für orkanartige Böen liegen am Dienstag in den Gipfellagen der Mittelgebirge
nochmals bei bis zu 30%, an der Küste dagegen um 10%. Sturm ist dagegen am
Dienstag sehr verbreitet zu erwarten, in der Norddeutschen Tiefebene ebenso wie
in höheren und mittleren Mittelgebirgslagen, die Wahrscheinlichkeiten in den
genannten Gebieten liegen dabei zwischen 50 und 100%, am Mittwoch sinken diese
Wahrscheinlichkeiten auf 20 bis 40%, laut COSMO-LEPS bleiben sie nur an den
Küsten hoch (40-80%).

Darüber hinaus zeigt COSMO-LEPS am Dienstag und bis in den Mittwoch andauernd
Signale für Dauerregen (mehr als 30 mm in 24 Stunden) von bis zu 80%, im
Hochschwarzwald sogar bis zu 100%. In ähnlicher Größenordnung bewegen sich die
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 40 mm in 48 Stunden, wobei dann, durch die
Regenfälle am Montag, auch die weiter nördlich gelegenen Mittelgebirge betroffen
sind und die Signale sich bis in den Donnerstag zeigen.

Bezüglich Schnee liefert COSMO-LEPS in den Hochlagen des Südens, insbesondere an
den Alpen, am Dienstag und bis in den Mittwoch andauernd Signale bis 80% für
mehr als 5 cm Neuschnee in 6 Stunden, wobei die Signale über den gesamten
Zeitraum betrachtet durchaus für mäßigen oder in Staulagen auch starken
Schneefall sprechen, der besonders das Allgäu und das Werdenfelser Land
betreffen würde.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX ________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas