Thema des Tages

06-02-2020 07:20

Wärmster Januar in der Geschichte Nordwestrusslands

Russische Medien berichteten diese Woche vom bisher wärmsten Januar
in der Geschichte Sankt Petersburgs und Moskaus. In weiten Teilen
Europas war es im vergangenen Monat ebenfalls zu warm. Eine kurze
Rückschau.

In diesem Winter fiel im Wetterbericht bisher häufig die Formulierung
"viel zu mild für diese Jahreszeit". Dieser Wortlaut ist nicht nur
für die Temperaturanalyse des Monats Januar bezeichnend, aber gerade
dieser Monat fällt besonders auf. Die Analyse der 2m-Temperatur im
Januar 2020 zeigt über weiten Teilen Europas, um nicht zu sagen fast
in ganz Europa, eine positive Abweichung. Mit etwa 3,1 Kelvin über
dem Mittel war es der bisher wärmste Januar seit Beginn der
Aufzeichnungen (Vergleichsperiode 1981-2010). Besonders stechen dabei
der Nordwesten Russlands, Skandinavien und das Baltikum hervor.
Exemplarisch soll in diesem Artikel über drei europäische Städte
berichtet werden.

In der finnischen Hauptstadt Helsinki ist üblicherweise im Januar
eine Durchschnittstemperatur von -3,9 Grad zu erwarten. Aber mit +3,0
Grad war es im Mittel 6,9 Kelvin zu warm. In St. Petersburg wichen
die Temperaturen sogar um 9,4 Kelvin nach oben ab. Typischerweise ist
es im Januar in der Hafenstadt an der Newa -7,9 Grad kalt, doch im
zurückliegenden Monat wurde dort eine Durchschnittstemperatur von
+1,5 Grad gemessen. Auch in der russischen Hauptstadt Moskau wurde
eine positive mittlere Temperatur im Januar gemeldet. Mit +0,1 Grad
war es ebenso 9,4 Kelvin wärmer als üblich. Sehr beeindruckend ist,
dass durch die Rekordabweichung die Durchschnittstemperatur überhaupt
das erste Mal in der Geschichte der beiden russischen Städte im
positiven Bereich lag. Es war in einem Januar, der üblicherweise der
kälteste Monat in Russland ist, also noch nie so warm wie in diesem
Jahr. Dem wissenschaftlichen Direktor des hydrometeorologischen
Zentrums nach wurde der Allzeitrekord der Durchschnittstemperatur im
Januar im gesamten europäischen Teil Russlands um 1,6 Grad überboten
(Quelle: The Moscow Times).

Bereits im Thema des Tages vom 26. Januar 2020 wurde der "Schuldige"
für die anhaltend milde Witterung im Januar gefunden: der
Polarwirbel. Dieses mit Kaltluft angefüllte Höhentief befand sich im
vergangenen Monat mit besonders starker Ausprägung mit seinem Zentrum
über Neufundland und Grönland. Folglich lag die Frontalzone im Januar
sehr weit über dem Norden des europäischen Kontinents. Diese Zone
trennt subtropische Luftmassen im Süden von polaren Luftmassen im
Norden und ist der Bereich in der Atmosphäre, an der sich die
Tiefdruckgebiete entwickeln. So zogen die Druckgebilde in den
vergangenen 30 bis 40 Tagen häufig sehr weit nördlich über unseren
Kontinent hinweg und weite Teile Europas lagen immer wieder in einer
südwestlichen bis westlichen Strömung. Die warme Luft aus
subtropischen Breiten konnte somit immer wieder weit nach Norden
vorstoßen, während Ausbrüche polarer Luft bis in die mittleren
Breiten oftmals verhindert wurden.

Bezeichnend ist auch die Anzahl der Tage, an denen die Temperatur in
den erwähnten Städten nicht über 0 Grad hinauskam. In Moskau gab es
im gesamten Januar nur vier dieser Eistage, in St. Petersburg waren
es sogar nur zwei und in Helsinki gab es keinen einzigen. Obwohl es
im Januar auch bei uns in Deutschland deutlich zu mild war, gab es
hierzulande Orte mit mehr Eistagen. In Gelbelsee in Bayern wurden
bspw. sechs Eistage im Januar verzeichnet.

Und wie geht es mit dem Wetter weiter? Eine durchgreifende
"Einwinterung" mit negativen Temperaturabweichungen ist sowohl in
Russland als auch bei uns in Deutschland in nächster Zeit nicht in
Sicht. Schon am kommenden Wochenende dreht die Strömung wieder auf
West bis Südwest und mit einer regen Tiefdruckaktivität über dem
Norden Europas wird es bei uns stürmisch. Winterwetter sieht anders
aus?

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.02.2020

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