DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-01-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.01.2020 um 10.30 UTC



Zunächst mild, ab dem Wochenende zwar etwas kühler, von Winter zumindest in den
Niederungen weiterhin keine Spur. Außer der ein oder anderen Sturmbö auf den
Bergen voraussichtlich keine markanten Wettererscheinungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 20.01.2020


Der Mittelfristzeitraum ist geprägt vom Übergang von einer
High-Index-Zirkulation (positive NAO) hin zu einer Blockade über dem
Nordostatlantik bzw. Nordwesteuropa am kommenden Wochenende. Auch, wenn die
Umstellung in Mitteleuropa in Form einer Trogpassage vonstattengeht, dominiert
im Vorhersagegebiet bis in die erweiterte Mittelfrist überwiegend
unspektakuläres, um nicht zu sagen langweiliges Wetter. Auch ein Wintereinbruch
steht nach wie vor nicht ins Haus, ein Hauch von Winter ist lediglich am
Wochenende im höheren Bergland bzw. vor allem an den Alpen wahrnehmbar.

Aber der Reihe nach: Am Donnerstag verläuft die nicht mehr ganz so wie vorher
ausgeprägte und allmählich ins Mäandrieren geratende Frontalzone vom mittleren
Nordatlantik kommend über Nordwest- und Nordeuropa bis weit nach
Nordwestrussland. Das Vorhersagegebiet befindet sich an deren Südflanke, wobei
sich im Zuge einer beginnenden Austrogung westlich der Britischen Inseln im
Tagesverlauf über dem westlichen Mitteleuropa bzw. der Nordsee ein Höhenrücken
aufwölbt, der ostnordostwärts vorankommt und sich bis Freitag, 00 UTC mit seiner
Achse vom östlichen Mitteleuropa über Südskandinavien bis zum Nordmeer
erstreckt. Insgesamt dominiert nach Abzug einer Kaltfront über Deutschland
ruhiges Hochdruckwetter; der Schwerpunkt des Hochs verlagert sich über
Süddeutschland hinweg bis Freitag, 00 UTC nach Südost- bzw. Osteuropa. Somit
gerät das Vorhersagegebiet nachts auf die Vorderseite eines mit dem
Ostatlantiktrog korrespondierenden und sich bis Freitagfrüh ins Seegebiet
nördlich von Schottland verlagernden Tiefs, dessen Frontensystem morgens auf
Kontinentaleuropa übergreift. Es bleibt aber voraussichtlich noch trocken und
außer vereinzelter stürmischer Böen aus Süd bis Südost auf exponierten
Berggipfeln bzw. eventuell auch über der offenen Nordsee stehen keine markanten
Wettererscheinungen ins Haus.

Am Freitag überquert der Höhentrog die Britischen Inseln und greift in der Nacht
zum Samstag auf Westdeutschland über. Der sich weiter verstärkende vorgelagerte
Höhenrücken über Osteuropa wirkt blockierend, so dass der leicht negativ
geneigte Trog an Wellenlänge und auch an Kontur verliert.
Das korrespondierende Bodentief verlagert sich ins Nordmeer, dessen
Frontensystem überquert bis Samstagfrüh das Vorhersagegebiet mit schauerartigen,
aber nicht allzu ergiebigen Regenfällen ostwärts. Ihm folgt ein Bodentrog, der
sich morgens über der Deutschen Bucht befindet. Postfrontal schiebt sich ein
Hochkeil nach Südwestdeutschland. Postfrontal gelangt maritime Polarluft ins
Vorhersagegebiet, die Temperatur in 850 hPa sinkt bis Samstagfrüh im Westen und
Süden auf etwa -5 Grad, so dass die Niederschläge im höheren Bergland und später
auch an den Alpen in Schnee übergehen. Die Mengen bleiben aber gering, lediglich
im Stau der Alpen können in der Nacht zum Samstag 5 bis 10 cm Neuschnee fallen.
Markante Böen (Bft 8 bis 9) beschränken sich wohl auf die Gipfel der nördlichen
Mittelgebirge (Brocken) und auf das Nordseeumfeld.

Am Samstag kommt der Trog allmählich bis ins östliche Mitteleuropa voran, ein
weiterer, breit angelegter, aber nicht sonderlich scharf konturierter Trog
greift von der Nordsee her in der Nacht zum Sonntag auf Nordwestdeutschland
über. Über dem mittleren Nordatlantik reicht ein markanter Höhenrücken nordwärts
bis nach Südostgrönland. Dieser verstärkt sich noch etwas, kommt nach Osten
voran und erstreckt sich Sonntagfrüh vom Seegebiet nördlich der Azoren bis ins
Nordpolarmeer.
Das Bodentief über dem Nordmeer zieht allmählich Richtung Mittelnorwegen und
füllt sich mehr und mehr auf. Ein mit dem ostatlantischen Höhenrücken
korrespondierendes Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt zu den Britischen
Inseln und verstärkt sich weiter (Sonntag, 06 UTC mit 1040 hPa Kernisobare über
Irland), von ihm ausgehend kann sich auch der nach West- und Süddeutschland
gerichtete Keil verstärken.
Mit der nordwestlichen Strömung gelangt somit weiterhin maritime Polarluft ins
Vorhersagegebiet (-4 bis -7 Grad in 850 hPa), vor allem im Norden und Osten
entwickeln sich in Trognähe weitere Schauer (bei um -35 Grad in 500 hPa
vielleicht auch ein kurzes Gewitter), die im Bergland bis etwa 400 m herab als
Schnee fallen und in tiefen Lagen mit Graupel bzw. Schnee vermischt sein können.
Die Mengen bleiben aber gering und auch an den Nordrändern der Mittelgebirge
reicht es höchstens für einen Hauch von Winter. An den Alpen stellt sich
zumindest vorübergehend eine Staulage ein (die nach Lesart des IFS aber schnell
wieder endet). In der Nacht zum Sonntag dürfte es verbreitet Frost geben.
Ansonsten sind nach wie vor - außer einzelner stürmischer Böen auf exponierten
Gipfeln - keine markanten Wettererscheinungen zu erwarten.

Am Sonntag und Montag nimmt der umfangreiche Höhenrücken eine zunehmend zonale
Ausrichtung an und erstreckt sich über die Britischen Inseln hinweg zur
Norwegischen See und am Montag bis nach Mittel- bzw. Südskandinavien.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt allmählich über die Britischen Inseln
hinweg zur Nordsee, wobei sich der nach Mitteleuropa gerichtete Keil weiter
verstärkt. Mit der nordwestlichen Strömung und dem von Nordwestdeutschland
südwärts schwenkenden, an Kontur verlierenden Randtrog werden vor allem am
Sonntag in den Norden und Osten des Landes noch recht feuchte Luftmassen
advehiert und es gibt dort einzelne Schauer, am Erzgebirge und eventuell auch an
den Alpen fällt etwas Schnee. Am Montag lässt die Tendenz zu Niederschlägen
zumindest nach Lesart des IFS deutlich nach und es bleibt meist trocken. Bei
zunehmend schwachgradientigen Druckverhältnissen spielt der Wind warntechnisch
wohl keine Rolle, nachts gibt es (außer in den dichter bewölkten Regionen im
Norden und Osten) vielerorts Frost.

In der erweiterten Mittelfrist stellt sich eine High-over-Low Konstellation ein
mit einem zonal ausgerichteten, vom nahen Ostatlantik über die Britischen Inseln
und das nördliche Mitteleuropa bis nach Osteuropa reichenden Höhenrücken und
einem Höhentrog über Südwesteuropa. Im Bodenfeld spiegelt sich diese
Konstellation in Form einer langgestreckten Hochdruckzone südlich der
Rückenachse wider, so dass das Wetter im Vorhersagegebiet anzizyklonal geprägt
bleibt.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag kann dem aktuellen IFS-Lauf eine gute Konsistenz zu seinen beiden
Vorgängern bescheinigt werden.
Die Trogpassage am Wochenende haben die beiden Vorläufe ebenfalls auf der
Agenda, allerdings ergeben sich im Detail durchaus prognoserelevante
Unterschiede. Der gestrige 12 UTC-Lauf hat den Trog deutlich markanter und
breiter angelegt auf der Karte als die beiden 00 UTC-Läufe, was etwas
ergiebigere Schneefälle an den Alpen zur Folge hätte. Der folgende Randtrog in
der Nacht zum bzw. am Sonntag fällt im gestrigen 00 UTC-Lauf insgesamt schwächer
aus als im heutigen, bereits für den Sonntag hat dieser Lauf keine nennenswerten
Niederschläge mehr auf der Agenda.
Zu Beginn kommender Woche simulieren die beiden Vorgänger eine markante
Austrogung über Nordwest- bzw. Nordeuropa, wodurch der Höhenrücken rasch nach
Südosten abgedrängt werden soll und bereits am Montagabend bzw. in der Nacht zum
Dienstag von Nordwesten her das Frontensystem eines kräftigen Tiefs über dem
Nordmeer bzw. der Barentssee auf das Vorhersagegebiet übergreift. Damit würde
dann zumindest vorübergehend eine mehr oder weniger zyklonale Nordwestlage
eingeleitet werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Trog- und Frontpassage am Freitag und am Wochenende haben alle Modelle
ähnlich auf der Agenda, die Unterschiede bzgl. der Verlagerungsgeschwindigkeit
halten sich in Grenzen. Allerdings wird der sich Richtung Südwestdeutschland
vorschiebende Bodenkeil bereits am Samstag vom IFS etwas markanter simuliert als
vom GFS bzw. ICON. Beide Modelle haben - ähnlich wie übrigens auch das GEM -
somit höhere Niederschlagsmengen für den Alpenraum auf der Karte, vor allem nach
Lesart des ICON könnte es im Alpenstau auch für markante Mengen reichen.
Zu Beginn kommender Woche hat dann der deterministische Lauf des IFS gegenüber
den übrigen vorliegenden Globalmodellen mit seiner für Mitteleuropa bis weit in
den erweiterten Mittelfristzeitraum antizyklonalen Variante ein gewisses
Alleinstellungsmerkmal. Sowohl GFS als auch GEM, aber auch das ICON (nur bis
Montag, 12 UTC verfügbar) simulieren - ähnlich wie übrigens die gestrigen
IFS-Läufe - eine Austrogung über Nordwest- und später Nordeuropa, wodurch der
Höhenrücken mit seinem Ostteil rascher nach Süden abgedrängt wird und bereits in
der Nacht zum bzw. am Dienstag ein Frontensystem von Norden her auf Deutschland
übergreift. Allerdings bleibt nach Lesart beider Modelle ein kräftiger Hochkeil
von den Britischen Inseln nach Südwestdeutschland gerichtet, so dass auch dieser
Frontenvorstoß hierzulande in einem eher antizyklonal geprägten Umfeld
stattfindet (Großwetterlage: NWa).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zwar verteilen sich die 49 Einzelmember, Haupt- und Kontrolllauf im Zeitraum
T+72 bis 96 Stunden auf drei Cluster, alle haben aber für den Donnerstag und
Freitag das vom Hauptlauf gezeigte Trog-Rücken-Muster (Trog Ostatlantik, Rücken
Mittel- bzw. Osteuropa, positive NAO) auf der Agenda.
Im nächstfolgenden Zeitraum (T+120 bis 168 Stunden) schwenken alle vier
vorliegenden Cluster (jeweils 16, 15, 12 und 8 Member) Richtung Blocking
Ostatlantik bzw. West-/Nordwesteuropa. Der ehemalige westeuropäische Höhentrog
verlagert sich über Mitteleuropa hinweg ostwärts, wird von den Höhenrücken im
Westen und über Osteuropa aber zunehmend in die Zange genommen, tropft Richtung
Südwesteuropa/Nordwestafrika ab und schwächt sich ab. Insgesamt haben Cluster 3
(inklusive Hauptlauf) und Cluster 4 den Trogdurchgang geringfügig markanter auf
der Agenda als Cluster 1 und 2.
In der erweiterten Mittelfrist (T+192 bis 240 Stunden) werden die Differenzen
zwischen den 5 Clustern (jeweils 14, 12, 11, 8 und 6 Member, Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 3) dann größer. Alle Cluster bleiben dem Blocking-Muster
zwar treu, außer nach Lesart der Cluster 2 und 3 verschiebt sich das
Blockadehoch aber allmählich etwas nach Westen, Richtung östlichen oder gar
mittleren Nordatlantik. Die Folge wäre eine mehr (Cluster 1 und 5) oder weniger
(Cluster 4) antizyklonal konturierte Nordwestlage um Mitte kommender Woche.
Diese Variante fahren ja auch die deterministischen Läufe der vorliegenden
Globalmodelle, außer IFS. Cluster 2 und 3 belassen es hingegen beim Blocking
über West- bzw. Mitteleuropa, womit sich der IFS-Hauptlauf gut darin einordnet.

Schaut man sich die GFS-Ensemblemitglieder an, so haben gar nicht so wenige
Member zum Ende des Mittelfristzeitraumes die vom IFS-Hauptlauf gezeigte
Variante (high-over-low, siehe weiter oben) zumindest ähnlich auf der Karte.
Auch, wenn die deterministischen Läufe diese nicht stützen, so ist sie noch
lange nicht vom Tisch.

Bis Montag verläuft die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der Rauchfahne eines
ausgewählten, etwa in der Mitte Deutschlands gelegenen Gitterpunktes in einem
relativ engen Spread (zwischen +3 und +6 Grad am Freitag, dann sinkend auf -4
bis -8 Grad am Montag). Dabei gibt es nur sehr wenige Ausreißer nach oben und
einen am Montag nach unten (bis -12 Grad!). Dazu haben die meisten Member
geringe Niederschläge (etwa 0,5 bis 4 mm/6 h) auf der Karte. Zu Beginn der
erweiterten Mittelfrist steigt der Median der 850 hPa-Temperatur wieder deutlich
an, ähnlich wie das Geopotenzial, während die Niederschläge nur noch sehr
spärlich gesät bzw. nicht mehr vorhanden sind. Der Spread wird allerdings
deutlich größer (einige Member bleiben im Temperaturbereich zwischen -4 und -9
Grad, das Gros der Member steigt aber auf über 0 Grad).

FAZIT:
Der Trogdurchgang am kommenden Wochenende scheint gesichert, trotz einiger
Unsicherheiten im Detail (in erster Linie, was die Schneemengen an den Alpen
angeht). Ob sich danach eine stabile "high-over-low" Konstellation einstellt
(meist manifestiert in Form der Wetterlagen HM, BM und SEa) oder aber eine
antizyklonale Nordwest- (NWa) bzw. Nordlage (HB), muss noch abgewartet werden.
So oder so - es ist weder ein winterlicher Wetterabschnitt zu erwarten noch ein
stürmischer oder niederschlagsreicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von einigen markanten Böen (Bft 8 bis 9) auf exponierten Gipfeln und
eventuell auch an der Nordsee ab der Nacht zum Freitag bis Samstag tagsüber
stehen im Großen und Ganzen keine markanten Wetterereignisse auf der Agenda.
An den Alpen könnte es am Samstag und in der Nacht zum Sonntag nach Lesart des
GFS und ICON vor allem in Staulagen länger anhaltend schneien. Ob das für
markante Mengen (15 bis 40 cm in 24 Stunden) reicht, ist aber noch unsicher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff