Thema des Tages
13-01-2020 09:20
Der Indische Ozean Dipol (IOD) und die Buschbrände in Australien
Die Buschbrände im Südosten Australiens dauern immer noch an. Der
Index des Indischen Ozean Dipols (IOD) ist derweil in die neutrale
Phase zurückgegangen. Damit sind zumindest die Voraussetzungen für
etwas mehr Niederschläge in den nächsten Wochen erfüllt.
Die wahrscheinlich heftigsten Buschbrände im australischen Sommer
2019/2020 mit vorangehender Trockenheit im Frühjahr könnten demnächst
ein Ende haben. Dabei waren letztere auch im schon im Sommer 2018
teils verheerend. Die Bilanz ist vor allem für Flora und Fauna
vernichtend.
Der Index des Indischen Ozean Dipols (IOD) ist nach einem der
stärksten positiven IOD-Events mit entsprechend starkem Einfluss auf
die saisonale Witterung in Australien mittlerweile wieder in die
neutrale Phase zurückgegangen. Der IOD wird über die Differenz der
Meeresoberflächentemperaturen zwischen dem westlichen und östlichen
Indischen Ozean definiert, also etwa zwischen dem Arabischen Meer und
Indonesien als Referenzgebieten im Bereich der Tropen.
Ein positiver IOD (siehe Grafik anbei) bedeutet dabei positive
Meeresoberflächentemperaturen über dem Arabischen Meer (vor der
Afrikanischen Küste) und damit einhergehende verstärkte tropische
Konvektion mit häufigen Niederschlägen in diesen Gebieten (durch
Hebung der Warmluft und damit relativ tiefem Luftdruck am Boden).
Im Gegensatz dazu herrschen bei positiver IOD verhältnismäßig
niedrige Meeresoberflächentemperaturen im Bereich Ozeaniens, was dort
und auch in Australien weitgehend trockene Verhältnisse über Monate
hervorruft (durch Absinkprozesse, also nun relativ hohem Luftdruck am
Boden). Man kann sich das Ganze als abgeschlossene Zirkulation
vorstellen, wobei relativ warme und feuchte Luft über dem westlichen
Indischen Ozean bis in die obere Atmosphäre aufsteigt und dort bei
westlichen Winden in der Höhe bis etwa Ozeanien transportiert wird
und dann als sogenannte geschlossene thermische Direktzirkulation
wieder absinkt. In Bodennähe erfolgt das Rückströmen der Luft nach
Westen. Somit herrschen in diesem Fall in Äquatornähe östliche Winde
vor.
Der IOD ist Teil der ENSO (El Niño-Süd-Oszillation), wobei dort im
Wesentlichen die Unterschiede der Meeresoberflächen zwischen West-
und Ostpazifik eingehen. Dieser Zusatz ist nicht unerheblich, haben
wir doch seit etwa dem Spätsommer/Herbst 2019 eine neutrale
ENSO-Phase, was wiederum die negativen Temperaturanomalien im Bereich
Ozeanien mit erklärt.
Die positive Phase der IOD in den letzten Monaten sorgte im zweiten
Halbjahr von 2019 für sehr warme und trockene Verhältnisse und
bereitete so den Nährboden für die heftigen Buschfeuer und
Hitzewellen in diesem australischen Sommer.
Wenn IOD und ENSO neutral sind, kann das Klima in Australien von mehr
lokalen oder kurzfristigen Klimatriggern beeinflusst werden. Die
Klimaaussichten des Australischen Büros für Meteorologie (BOM) für
die kommenden Wochen, Monate und Jahreszeiten enthalten sämtliche
Klimaeinflüsse auf das australische Wetter.
Der IOD soll in den nächsten Monaten in der neutralen Phase
verbleiben. Damit einher geht ein Abschwächen der Tropischen
Konvektion im westlichen Indischen Ozean und feuchtere Witterung über
Ozeanien, entsprechend mit westlichen Bodenwinden nahe des Äquators.
Das bedeutet für Australien in den kommenden Wochen einen geringeren
Einfluss auf die Witterung dort und weniger blockierenden
Hochdruckeinfluss in der Region insgesamt. Damit besteht zumindest
die Chance auf flächigere Regenfälle auch in den von den Buschbränden
am meisten betroffenen Regionen im Südosten Australiens. Dahingehend
lauten auch die Trendvorhersagen des Australischen Wetterdienstes: http://www.bom.gov.au/climate/outlooks/#/rainfall/exceedance/1/weekly
/0.
Im Pazifischen Ozean ist der tropische Ozean in der Nähe und westlich
der Datumsgrenze derzeit allerdings etwas wärmer als der
Durchschnitt, obwohl die Indikatoren für die El Niño-Süd-Oszillation
(ENSO) neutral sind. Das entzieht Australien möglicherweise etwas
Potenzial für Regenfälle durch Verlagerung der konvektiven Prozesse
mehr in diese Region.
Zusammenfassend kann man also noch nicht von Entspannung oder gar
Entwarnung für die am meisten betroffenen Regionen sprechen, die
aktuellen Meldungen untermauern das. Es sind vielmehr klimatisch
gesehen normale Verhältnisse, die sich nun in Australien einstellen
sollen. Wobei das Wort normal für das Klima Australiens vielleicht
nicht so geeignet scheint, ist doch das Klima dieses Kontinents
weitgehend von den Phasen diverser atmosphärischer Zirkulationen
geprägt, siehe auch: http://www.bom.gov.au/climate/about/australian-climate-influences.sht
ml .
Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2020
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