DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-01-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.01.2020 um 10.30 UTC



Weiterhin mild bei einem Wechsel von Tiefdruck- und Hochdruckeinfluss. An der
See und im Bergland vorübergehend stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.01.2020


Nach dem gestrigen (sehr kleinen) Hoffnungsschimmer in Sachen Winterwetter für
die Tieflandbewohner und Fans eines solchen muss am heutigen Sonntag konstatiert
werden, dass davon nicht viel übrig geblieben ist. Es geht munter weiter in
Sachen "Nullwinter" im Tiefland, und das wohl bis in die erweiterte Mittelfrist
bis fast in die Mitte dieses Monats hinein. Und dann ist bereits der halbe
Winter vorbei.

Vielmehr bleiben in der ab Mittwoch beginnenden Mittelfrist Großwetterlagen wie
"NWa", "Wa", "SWa", "SWz", "Sa" oder "HM" vorherrschend, bei denen milde
Luftmassen aus Westen oder Südwesten zu uns strömen. Nördliche oder gar östliche
Strömungen stehen dagegen nicht zur Debatte.

Am Mittwoch selber ist eine rege zonale Strömung über dem Nordostatlantik aktiv,
die bis nach Skandinavien reicht. Weiter östlich und südlich zeigt sich hohes
Geopotenzial. Ein kräftiger Randtrog über dem Nordmeer stützt dabei ein
Bodentief mit einem Kerndruck von unter 940 hPa an fast selber Stelle. Ausläufer
dieses Tiefs gehen über in die Ausläufer eines weiteren Tiefs westlich der
Britischen Inseln. Dieses Frontensystem liegt über dem Norden und der Mitte
Deutschlands. Nach Süden hin allerdings überwiegt durch das höhere Geopotenzial
auch am Boden höherer Druck. Durch die resultierende westliche Strömung hat sich
bei uns milde Atlantikluft etabliert, die die T850 hPa auf 1 bis 7 Grad steigen
lässt.

Am Donnerstag amplifiziert der Randtrog über dem Atlantik und das dortige
Bodentief verstärkt sich. Randtrog und Bodentief verlagern sich bis zum Abend
bereits zu den Britischen Inseln. Die Warmfront des Tiefs wird rückläufig und
kommt etwas nach Norden voran. Deutschland wird im Warmsektor in südwestlicher
Strömung weiterhin mit milder Luft versorgt.

Am Freitag tropft der Randtrog über dem Westen Frankreichs und der Iberischen
Halbinsel ab und nimmt Kontakt auf zu einem über dem westlichen Mittelmeer
befindlichen Höhentief. Das Trogresiduum zieht über Norddeutschland rasch nach
Osten hinweg, sodass das Bodentief von den Britischen Inseln flott zum Baltikum
gesteuert wird. Das Frontensystem des Tiefs verlagert sich wieder in die Mitte
des Landes, wird aber aufgrund des höheren Geopotenzials frontolytisch und die
Wetteraktivität lässt nach. Postfrontal kann mit nordwestlicher Strömung etwas
kühlere Luft aus Nordwesten einfließen. Bei 1 bis 6 Grad in 850 hPa entpuppt
sich die einströmende Meeresluft aber nicht wirklich als kalt oder sogar
wintertauglich.

Am Samstag und Sonntag wölbt sich über uns ein kräftiger Rücken auf, der bis in
den Norden Skandinaviens und in den Nordwesten Russlands reicht. Da er von zwei
Tröge flankiert wird, verleiht er der Situation den Stempel "Omega-Wetterlage".
Damit wird ein kräftiges Hoch mit Zentrum über Mitteleuropa bzw. dem östlichen
Mittelmeer gestützt, von dem auch Deutschland "profitiert". Mit südwestlicher
Strömung wird weiterhin milde Luft mit T850 hPa zwischen 1 und 6 Grad zu uns
geschaufelt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag kommt der das Omega von Westen
flankierende Höhentrog bereits nach Deutschland voran und verschiebt den Rücken
nach Osten. Ein mit dem Trog gekoppeltes Bodentief vor Norwegen setzt eine
Kaltfront nach Deutschland in Bewegung, die allerdings in den hohen Druck
hineinläuft und daher nur "schwach auf der Brust" ist. Immerhin kann postfrontal
ein wenig kühlere Meeresluft mit T850 hPa tatsächlich knapp unter 0 Grad bei uns
Fuß fassen. Am Dienstag folgt mit einem weiteren Randtrog das nächste
Frontensystem und erneut setzt sich milde Luft durch.

Das Prozedere der kommenden Tage ist also geprägt von einem raschen Wechsel von
Trog-Keil-Mustern bzw. dem Durchzug von Tiefdruckgebieten mit anschließendem
Hochdruckeinfluss von einem oder zwei Tagen Dauer. Ein Blocking, das die
eingefahrene zonal geprägte Großwetterlage mit positiver NAO und hoher
Wellenzahl beenden könnte, ist weiterhin nicht in Sicht. Und damit auch kein
Wintereinbruch bis ins Tiefland.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Prinzip kann man dem aktuellsten 0 UTC-Lauf des EZWM im Vergleich zu seinen
beiden gestrigen Vorläufen eine gute Konsistenz bescheinigen. Bis zum Donnerstag
ist diese sogar sehr gut. Am Freitag gibt es erste leichte Unterschiede
bezüglich des abtropfenden Randtrogs und wie dieser Verbindung hält zum
Residuum. Nach neuster Lesart ist die Verbindung stärker, sodass das wieder nach
Süden vorankommende Frontensystem etwas wetteraktiver ist als gestern noch
angedacht. Darüber hinaus wurde der nachfolgend sich aufwölbende Rücken vom
gestrigen 0 UTC-Lauf östlicher aufgebaut, womit ein neuer Trog rascher auf uns
übergegriffen hätte. Die nun für Montag vorhergesagte Kaltfront hätte uns daher
bereits am Sonntag erreicht. Der gestrige 12 UTC-Lauf dagegen ließ die Kaltfront
gar nicht erst nach Deutschland kommen, sondern sie frontolytisch vorher schon
auflösen, weil das Omega länger bei uns durchhalten sollte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS bietet bereits ab Donnerstag eine andere Lösung an. Der nach EZMW dann schon
nach Osten abgewanderte Trog über dem Nordmeer hängt noch bis Deutschland
zurück. Der zweite Randtrog schwenkt von den Britischen Inseln am Freitag über
Deutschland hinweg ohne dabei groß abzutropfen. Der nachfolgende Rücken zieht am
Sonntag schon nach Osten ab und ein neuer umfangreicher Randtrog gewinnt an
Einfluss auf uns. GFS ist also zyklonaler aufgestellt mit zeitweise kühleren
Luftmassen, die zumindest im Bergland Winterwetter bringen würden. ICON folgt
länger den Spuren des EZMW, erst am Samstag werden die Unterschiede größer. Dann
zieht ein Höhentief, das aus dem Abtropfprozess rührt, über Deutschland hinweg.
Eine ähnliche Lösung hatte der gestrige 0 UTC-Lauf des EZMW in petto. Am Sonntag
ähnelt ICON dem EZMW wieder stärker. GEM ist dem EZMW sehr nah. NAVGEM dagegen
schließt sich in weiten Teilen der GFS-Variante an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für T850 hPa und Geopot 500 hPa für
diverse deutsche Städte bis zum Donnerstag einen engen Verlauf. Ab Freitag
öffnen sich die Spreads, immerhin gibt es aber gut definierte Mediane, die vor
allem bei der Temperatur ein Auf und Ab vollziehen. Haupt- und Kontrolllauf
folgen diesen Medianen kaum. Durch das Auf und Ab wird jedoch die Zonalität
bestätigt.

Die Clusteranalyse liefert für Freitag, 0 UTC bis Sonntag, 0 UTC 5 Cluster.
Diese sind sich über den für uns relevanten Bereich allgemein recht ähnlich mit
dem Trog am Donnerstag/Freitag und anschließendem Aufbau eines Rückens.

Von Montag, 0 UTC bis Dienstag, 0 UTC werden nur 3 Cluster gerechnet. C2 und C3
belassen den neuen Trog westlich von uns über dem Atlantik, womit der Rücken
sich länger durchsetzen und der Hochdruckeinfluss unter Zufuhr milder Luft aus
dem Südwesten anhalten würde. C1 ist auf Hauptlauflinie.

FAZIT: Bis zum Donnerstag ist der vorherrschende Tiefdruckeinfluss mit milden
Temperaturen klar. Danach besteht in der Modellwelt größere Uneinigkeit, was
eine Vorhersage schwierig macht. EZMW allerdings ist in sich relativ konsistent,
sodass nach dem Trogabzug am Freitag der Aufbau des Rückens mit hohen Druck am
Boden nicht unwahrscheinlich erscheint. Untermauert wird diese Theorie durch die
Clusteranalysen. Der Rücken dürfte daher zumindest am Wochenende wohl noch
durchhalten, bevor zum Wochenbeginn der Tiefdruckeinfluss mit Annäherung eines
neuen Troges wieder zunimmt. Relativ sicher ist, dass es mild bleibt und
Winterwetter deshalb weiter auf sich warten lässt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert keine Anhaltspunkte für signifikante Wettererscheinungen (außer zu
hohe Temperaturen von Mittwoch bis Freitag).

Am Mittwoch reicht der Gradient allerdings für stürmische Böen an der See und im
Bergland aus. Exponiert und in freien Lagen kommen zeitweise Sturmböen vor, auf
den höchsten Gipfeln vereinzelt schwere Sturmböen. Am Donnerstag gibt es nur
noch in höheren Bergland stürmische Böen, auf dem Brocken vereinzelt noch
schwere Sturmböen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-ENS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler