DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
01-01-2020 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.01.2020 um 10.30 UTC
Berglandwinter am Wochenende, danach nach kurzer Wetterberuhigung wieder mild,
nass und zunehmend stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.01.2020
Am Samstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, schwenkt nach IFS ein
Langwellentrog über Deutschland hinweg südostwärts. Er führt über den Osten
Deutschlands höhenkalte Luft mit unter -30 Grad in 500 hPa hinweg, in 850 hPa
greift etwas kältere Luft mit -4 bis -6 Grad auch bis in den Westen Deutschlands
aus. In Bodennähe frischt vorübergehend der Wind aus West bis Nordwest stark auf
zwischen einem kräftigen Hoch mit Schwerpunkt über der Biskaya und einem
Bodentrog, der über das Baltikum ostwärts schwenkt. Der eigentliche Tiefkern
liegt weit im Norden über der Barentssee. Im höheren Bergland und an den Küsten
wird es stürmisch. Zudem werden mäßige Niederschläge erwartet, vor allem im
Nordweststau der Bergländer. In der Meereskaltluft wird es zumindest im Bergland
ab 500 m winterlich, wo um 10 cm Neuschnee fallen können, in den Alpen auch um
20 cm.
Bereits in der Nacht zum Sonntag setzt sich von Westen mehr das Hoch durch und
die Niederschläge lassen nach. Am Sonntag verlagert sich das Hoch dann schon
über Deutschland hinweg nach Osten und die Achse eines Keils erreicht von
Westeuropa her unser Land. Damit stellt sich am Sonntag ruhiges, wenn auch
vielfach bewölktes Wetter, wobei es zumindest in der Südosthälfte auch noch
recht kalt ist.
Am Montag wird der Rücken dann schon wieder abgebaut und nach Osten
durchgeschoben. Er macht Platz für einen neuen Trog, der zur Nordsee schwenkt.
Das Bodenhoch zieht sich nach Südosten zurück und macht von Norden her einer
westlichen Strömung Platz, wobei der Wind bei uns nur langsam von Süd auf
Südwest dreht. Im Nordwesten frischt er schon wieder deutlich auf. Dabei gelangt
sehr rasch wieder sehr milde (bis +6 Grad in 850 hPa) Luft nach Deutschland.
Insgesamt überwiegt noch leichtes Absinken, so dass sich ein recht sonniger Tag
einstellt, bevor am Dienstagmorgen die Kaltfront eines Nordmeertiefs mit Regen
übergreift.
Diese schwenkt am Dienstag rasch durch, es folgt der Trog und eine kurze und
schwache Abkühlung, bevor in der Nacht zum Mittwoch die Warmfront eines neuen
Tiefs, das zum Nordmeer zieht, mit Regen übergreift. Am Mittwoch gelangt dann
vorübergehend noch mildere Luft zu uns, es regnet viel und im Warmsektor
herrscht ein kräftiger Gradient, so dass es zu einem klassischen Warmsektorsturm
(mit stabiler Schichtung) kommt und es vor allem auf den Bergen sehr stürmisch
wird.
In der Nacht zum Donnerstag zieht ein Randtief zur Ostsee und von Westen steigt
der Druck wieder. Der weiterhin kräftige Wind dreht damit auf West und die
Kaltfront des Tiefs kommt herein. Sie lässt zumindest in der Nordosthälfte das
Temperaturniveau in 850 hPa wieder auf -2 bis -4 Grad zurückgehen, so dass es im
östlichen Bergland etwas schneien könnte, ansonsten kommt es weiterhin zu
Regenfällen.
In der erweiterten Mittelfrist wölbt sich wieder ein starker Rücken auf und bei
hohem Potenzial stellt sich eine nördliche Westlage mit wieder sehr milder Luft
ein. Zu einer Abkühlung kommt es dann wieder zum übernächsten Wochenende, wenn
ein Trogvorstoß Richtung Nordosteuropa erfolgt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Insgesamt ist die Konsistenz des aktuellen Laufs des IFS mit seinen beiden
Vorgängern recht gut. Prinzipiell zeigen diese Läufe eine ähnliche Entwicklung
bis nächsten Mittwoch und sogar darüber hinaus. Allerdings wird der erste
Trogvorstoß am Samstag in den jüngeren Läufen zunehmend etwas stärker berechnet,
was etwas kältere Luft ins Land bringt und den Mittelgebirgen etwas mehr Schnee
bringt als noch der gestrige 00-UTC-Lauf. Beim nächsten Trogvorstoß in der Mitte
der kommenden Woche ist die Tendenz anders herum. Von diesem werden wir nach
allen Läufen sowieso nur gestreift, aber die jüngeren Läufe sehen uns zunehmend
unter höherem Geopotenzial und damit auch höheren Temperaturen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die vorliegenden Globalmodelle zeigen bereits zum Beginn der Mittelfrist erste
Unterschiede. GEM und GFS lassen am Samstag tendenziell noch etwas kältere Luft
einfließen, bauen ein etwas stärkeres Hoch auf und widersetzen der Milderung
noch etwas länger als IFS. Der Unterschied ist aber gering. Größer ist der
Unterschied zu ICON und UKMO, die weniger Kaltluft einfließen lassen und bereits
am Sonntag wieder eine Milderung zeigen. Nochmal anders ist NAVGEM. Auch dieses
Modell lässt weniger Kaltluft einfließen, baut dann aber ein eher zonal
ausgerichtetes Hoch auf mit einer weiter nach Norden verschobenen Westströmung
und damit zonalerer Ausrichtung, die auch länger bestehen bleibt. In diese
weniger mäandrierende Richtung gehen später auch UKMO und GEM. ICON, IFS und GFS
bleiben dagegen bei etwas stärker mäandrierenden Lagen und ICON folgt auch grob
dem IFS. GSF lässt dagegen den nächsten Trog etwas später kommen und sich eher
nach Mitteleuropa ausweiten. Das führt in der erweiterten Mittelfrist bei GFS zu
Lagen mit etwas weniger Geopotential als bei IFS und damit eher mal etwas
"Berglandwinter". GEM ist dagegen noch milder als IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-EPS verteilt sich im Zeitraum Montag, 00 UTC bis Mittwoch, 00 UTC auf
vier Cluster. Diese unterscheiden sich vor allem am Mittwoch. C1 (16 Mitglieder,
inkl. Kontrolllauf) zeigt dann eine recht glatte Westströmung mit recht hohem
Potential (trotzdem Wz). C2 (14 Mitglieder) bietet noch mehr Geopotential und
eine leichte Südwesttendenz (evtl. SWa). C3 (11 Mitglieder) zeigt kleine Wellen
und niedrigeres Potential. C4 (10 Mitglieder und Hauptlauf) weist über
Ostmitteleuropa einen Rücken auf, dagegen über den Britischen Inseln einen Trog.
In der erweiterten Mittelfrist sind dann drei verschiedene Cluster berechnet,
die aber alle weiterhin die Zufuhr von atlantischer Luft simulieren.
Die Rauchfahnen für die Mitte Deutschlands haben in 850 hPa mit -6 Grad ein
recht tiefes Temperaturniveau am Samstag und Sonntag im Angebot. Danach wird ein
Anstieg und starkes Mäandrieren berechnet, wobei die Temperatur zwischen -6 und
+7 Grad schwankt. Unsicherheiten kommen vor allen durch zeitlichen Versatz zu
Stande. Nach einem trockenen Montag sind ab Dienstag ständige, wenn auch nicht
starke Niederschlagssignale vorhanden. Das Geopotential zeigt nach einem Minimum
am Samstag ein sicheres Maximum am Sonntag und Montag. Danach ist ebenso
mäandrierendes Verhalten zu beobachten, aber mit leichtem Abwärtstrend.
Auch wenn das GFS beim Hauptlauf die Entwicklung etwas anders zeigt als IFS, die
Rauchfahnen sind sich doch sehr ähnlich. Das demonstriert letztlich auch, dass
die grobe Tendenz zu weiterer Zufuhr atlantischer Luftmassen geht, die höchstens
kurz mal zur Ruhe kommen können und auskühlen. Dabei sind häufige
Luftmassenwechsel zwischen maritim-polar und maritim-subtropisch zu erwarten,
die sich aber im Flachland nicht allzu stark auswirken. Die etwas glatteren
Strömungen einige Hauptläufe (siehe oben) erscheinen wenig wahrscheinlich. Noch
unwahrscheinlicher ist ein Blocking, das uns Luftmassen aus dem Sektor Nord bis
Ost brächte, so dass Winter im engeren Sinne nicht auf der Karte steht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Sturm:
Der EFI zeigt im Osten Deutschlands am Samstag ein Signal für Sturm. Betrachtet
man Cosmo-LEPS, so werden für die Küsten hohe Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen
berechnet, für das östliche Binnenland durchaus ernstzunehmende
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen.
Für den nächsten Mittwoch zeigt IFS-EPS an der Nordsee erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen, geringe Wahrscheinlichkeiten auch im
nordwestlichen Binnenland. Dort sind die Wahrscheinlichkeiten für stürmische
Böen hoch.
Schnee:
Am Samstag bzw. in der Nacht zum Sonntag gibt es im Erzgebirge und im
Bayerischen Wald deutliche Hinweise auf mehr als 10 cm Neuschnee in 12 Stunden.
In den Alpen sind bis Sonntagfrüh nach Cosmo-LEPS mehr als 15 cm Neuschnee nicht
unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann