DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
26-12-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.12.2019 um 10.30 UTC
Insgesamt überwiegend ruhiges Hochdruckwetter mit winterlichen
Grenzschichtproblemen: Im Norden in Hochdruckrandlage milder, wolkiger,
zeitweise windig. Im Süden Sonne im Bergland, sonst häufig neblig-trüb, nachts
gebietsweise mäßiger, teils strenger Frost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.01.2020
Zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag liegt Deutschland im Einflussbereich eines
sich bis nach Südskandinavien erstreckenden, westeuropäischen Höhenrückens. Der
Schwerpunkt des korrespondierenden Bodenhochs liegt über dem östlichen
Mitteleuropa. Abgesehen von winterlichen, vor allem nächtlichen
Grenzschichtproblemen (Nebel, Nachtfrost und gebietsweise Glättegefahr durch
Reif oder gefrierende (Nebel-)Nässe) herrscht ruhiges Wetter. Das
Temperaturniveau ist mit 850hPa-Temperaturen von 6 Grad im Nordwesten und 0 Grad
im Südosten insgesamt aber eher als mild zu bezeichnen, wenn gleich natürlich
die Grenzschicht allmählich auskühlt. Daher muss dann auch mit mäßigem, über
Schneeflächen teils strengem Nachtfrost gerechnet werden.
Am Montag neigt sich die Achse des Rückens zunehmend von Südskandinavien in
Richtung Osteuropa, der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich ins südliche
Europa. Damit dreht die Höhenströmung mehr auf Südwest bis West, das
Temperaturniveau in 850 hPa steigt noch etwas weiter an (bis zu 11 Grad im
Norden, 6 Grad im Südosten). Der Norden Deutschlands gelangt in
Hochdruckrandlage in eine westliche Strömung, in der eine feuchtere,
wolkenreichere Luftmasse von der Nordsee herangeführt wird. Im Norden nimmt
zudem der Gradient und damit die Durchmischung zu, die mildere Luft setzt sich
bis zum Boden durch. In der Mitte und im Süden liegt bodennah weiterhin kühlere
Luft.
Im Laufe des Silvestertages nähert sich unter leichter Amplitudenvergrößerung
eine Austrogung von den Britischen Inseln. Der Trog schwenkt über
Südskandinavien/Dänemark ostwärts. Das korrespondierende Bodentief zieht über
Südskandinavien ostwärts ins Baltikum. Auf dessen Rückseite wird mit einer
nordwestlichen Strömung wieder etwas kühlere Luft herangeführt (850
hPa-Temperaturen um 0 Grad (+/- 2 Grad)). Durch den sich nach Durchschwenken des
flachen Troges wieder regenerierenden Rücken über Westeuropa erreicht der
Tiefausläufer zwar den Norden und Nordosten Deutschlands und sorgt dort
stellenweise auch für leichten Regen, nach Süden hin lässt die ohnehin nur
geringe Wetterwirksamkeit aber weiter nach. Der Süden bleibt im Bereich höheren
Luftdrucks weitgehend störungsfrei.
Am Mittwoch (Neujahr) wölbt sich über Westeuropa der Höhenrücken weiter auf. Der
Schwerpunkt des Bodenhochs etabliert sich über dem zentralen Mitteleuropa. Die
0-Grad-Isotherme in 850 hPa wird wieder ostwärts abgedrängt. Im Wettergeschehen
überwiegt Grenzschichtproblematik, so dass es trotz Hochdrucklage wohl häufig
trüb sein dürfte, die Chancen auf Sonnenschein werden im Bergland oberhalb der
Absinkinversion wohl am größten sein.
Am Donnerstag verlagert sich die Achse des Rückens ostwärts und über dem
Nordatlantik setzt sich ein recht umfangreicher Trog nach Osten in Bewegung.
Damit kommt die Frontalzone wieder südwärts voran, der Gradient nimmt
insbesondere im Norden zu und die Ausläufer einer umfangreichen Tiefdruckzone
über Nordeuropa kommen im Tagesverlauf von Norden her bis in die Mitte
Deutschlands voran. Bei 850 hPa-Temperaturen zwischen 3 und 5 Grad fällt Regen.
In der Nacht zum Freitag kommt die Front unter Abschwächung südwärts voran, dort
herrscht noch höheren Druck. In ungünstigen Lagen (höhere Muldenlagen) kann es
im Zusammenspiel von leichtem Regen und kalter Grundschicht zu gefrierendem
Regen/Glatteis kommen. Ganz im Süden bleibt es voraussichtlich trocken, dort
wäre sonst aufgrund der Vorgeschichte die Glatteisgefahr am höchsten.
In der erweiterten Mittelfrist zum Ende der kommenden Woche liefern die
Modellläufe deutlich unterschiedliche Lösungen. Von einem sich erneut von
Südwesten her aufwölbenden Höhenrücken bis zu einer sich einstellenden
zyklonalen Westlage ist die Spannbreite möglicher Lösungen noch recht groß.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die vorliegenden IFS-Läufe zeigen im gesamten Mittelfristzeitraum eine gute oder
gar sehr gute Konsistenz. In der erweiterten Mittelfrist liegen noch große
Unsicherheiten vor.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Im Wesentlichen zeigen die anderen vorliegenden Globalmodelle (GFS, ICON) im
Vergleich zum IFS keine gänzlich andere Lösung, in weiten Teilen stimmen sie
sehr gut überein. Unterschiede zeigen sich in der Phase und Amplitude des
Trogvorstoßes zum bzw. am Silvestertag - ICON und GFS haben diesen Trog etwas
intensiver im Programm, ICON lässt sogar ein Höhentief abtropfen und den Druck
nachfolgend weniger schnell ansteigen. Die nachfolgende Hochdruckphase zu
Jahresbeginn wird wieder sehr einheitlich simuliert. Mit dem folgenden Trog im
Laufe des Donnerstages nehmen die Phasen- und Amplitudenunterschiede wieder zu -
auch hier simulieren ICON und GFS den Trog markanter und flotter als der
aktuelle IFS-Lauf.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen sich wie oben erwähnt bereits im IFS noch
große Unsicherheit, diese Bild bestätigt sich auch bei der Betrachtung der
anderen Globalmodelle.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS-EPS liefert für den ersten Zeitraum (Sonntag/Montag,
+72 bis +96 h) zwar 4 Cluster, diese zeigen allerdings allesamt einen Rücken
über West- und Mitteleuropa (Blocking). Für Deutschland sind keine
prognoserelevanten Unterschiede zu erkennen.
Auch im Folgezeitraum (Dienstag bis Donnerstag, +120 bis +168 h) werden 4
Cluster angeboten, in denen der Umbau des Blockings in ein Regime positiven NAOs
durch die Austrogung westlich der Britischen Inseln unterschiedlich schnell und
markant von statten geht. Der Randtrog an Silvester wird in allen Clustern wenig
markant simuliert (im Gegensatz zu ICON und GFS), zum Jahresbeginn folgt in
allen Clustern die erneute Aufwölbung des Höhenrückens. Eigentlich erst die
nachfolgende, erneute Austrogung zum Ende des Mittelfristzeitraumes am
Donnerstag über dem Nordatlantik liefert dann die unterschiedlichen Cluster -
hier gibt es größere Unterschiede in der Amplitude. Dies betrifft am Donnerstag
selbst aber noch nicht unser Vorhersagegebiet.
In der erweiterten Mittelfrist (Freitag bis Sonntag, +192 bis + 240 h) werden
die Unsicherheiten noch größer und betreffen dann auch unser unmittelbares
Vorhersagegebiet. Es werden 5 Cluster angeboten (15,12,11,7,6 Member) deren
Spannbreite sehr groß ist: Der Kontrolllauf im am stärksten besetzten Cluster 1
zeigt z.B. zunächst eine eher antizyklonal geprägte Westlage
(Hochdruckrandlage), die dann in einer Blockierung (Rücken Westeuropa) mündet.
Der Hauptlauf (Cluster 4 und nur 7 Member) zeigt dagegen eine nachhalte
Umstellung der Hochdruckrandlage, die in Deutschland allerdings bereits eher
zyklonal geprägt ist, in eine zyklonale West- bis Nordwestlage. In einem anderen
Cluster wird auch ein Blocking mit Rücken über Mittel- und Osteuropa angeboten.
Fazit: Große Unsicherheiten vor allem in der erweiterten Mittelfrist.
Die Rauchfahnen, exemplarisch für Offenbach, bestätigen dieses Bild. Bis
einschließlich Montag ist der Spread sowohl beim Geopotenzial in 500 hPa als
auch bei der Temperatur in 850 hPa sehr gering. Der avisierte Trog für Silvester
lässt die Rauchfahne etwas weiter aufgehen und zeigt dann auch wieder
Niederschlagssignale, die Mehrzahl der EPS-Läufe ist aber noch recht gut
gebündelt. Ab Donnerstag und vor allem Freitag, also zur erweiterten Mittelfrist
hin, weitet sich die Rauchfahne nochmals deutlich und die Niederschlagssignale
nehmen zu. Bei der Temperatur in 850 hPa ist zwischen -6 und +10 Grad alles
möglich, der Haupt- und Kontrolllauf liegt irgendwo in der Mitte bei etwa 0 bis
5 Grad.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Insgesamt wenig warnrelevante Wetterereignisse:
Der EFI zeigt keine Hinweise für markante Niederschlags- oder Windereignisse, im
Alpenraum (bei Aufklaren über Schneeflächen) sind leichte Signale beim EFI für
die Minimumtemperatur zu finden.
Die EPS-Verfahren zeigen an den Küsten und in exponierten Lagen der zentralen,
teils östlichen Mittelgebirge aufgrund eines etwas stärkeren Gradienten in
Hochdruckrandlage zeitweise markante Böen (Bft 8 bis 9).
Hinsichtlich der nächtlichen Tiefstwerte liefert EZMW-EPS Signale für die
Unterschreitung der -10 Grad-Marke (strenger Frost) für den Alpenraum.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger