Thema des Tages
21-12-2019 08:50
Wetterextreme 2019 - Teil 2
Das heutige Thema des Tages behandelt den zweiten Teil der
Zusammenfassung des Wetterjahres 2019 mit Schwerpunkt auf extreme
Wetterereignisse.
Juli ? Hitzerekord und Dürre 2.0
Der Juli begann wechselhaft, im Norden kühl, im Süden sommerlich
warm. Viel Regen gab es aber nicht. Ab der Mitte des Monats setzte
sich dann hoher Luftdruck über Mitteleuropa fest. Mit einer südlichen
Strömung gelangte wieder afrikanische Heißluft bis weit in den Norden
und führte zur dritten Hitzewelle des Jahres. Am 25.07. wurde dann an
mehreren Stationen der deutsche Allzeittemperaturrekord geknackt.
Gleich an mehreren Stationen stieg die Temperatur auf über 40 Grad
Celsius. Die Gewittersaison legte eine längere Pause ein. So war auch
der Juli zu warm und deutlich zu trocken, sodass es erneut zu einer
landesweiten Dürre kam. Durch den fehlenden Regen konnten sich in den
vom Vorjahr geschwächten Wäldern Schädlinge wie der Borkenkäfer stark
vermehren, sodass viele Bäume der Dürre und den Schädlingen zum Opfer
fielen. Waldsterben war wieder ein Thema.
August - Warm und trocken
Im August brachten Tiefausläufer zunächst etwas Regen und auch
Abkühlung, sodass sich die Dürre etwas entspannte. Dieser
Witterungsabschnitt endete aber am 18.08. mit einer
Schwergewitterlage: Mehrere Superzellen brachten Orkanböen und großen
Hagel. Eine von ihnen traf das südliche Rhein-Main-Gebiet. Starke
Fallböen sorgten für einen Hagelsturm, bei dem Dächer abgedeckt,
ganze Waldabschnitte gerodet und Fassaden zerstört wurden. Ein
weiterer Schwerpunkt lag in Mittelfranken bis zur Oberpfalz, wo bei
einem Gewitter eine Fallböe von 151 km/h registriert wurde. Danach
meldete sich die Dürre und später auch die Hitze bei einer weiteren
Hochdrucklage zurück. Somit lautet auch das Augustfazit: zu warm und
zu trocken.
September - Der lang ersehnte Regen
Der September war von Tiefdruckeinfluss geprägt, der endlich den lang
ersehnten Regen brachte. Zu erwähnen ist dabei die Lage vom 08. und
09.10., bei der ein Tief über eine Vb-artige Zugbahn von Tschechien
über Westpolen zur Ostsee zog und vom Vogtland, über Franken bis in
die Oberpfalz sowie im Allgäu starken Regen brachte. Dabei fielen in
der Spitze sogar über 70 Liter pro Quadratmeter Regen in nur 24
Stunden. Wegen der vorangegangenen Trockenheit und dem damit
einhergehenden Niedrigwasser blieb Hochwasser an kleineren Flüssen
und Bächen aber aus. Ansonsten verlief der September besonders im
äußersten Norden und im Süden zu nass, während es vor allem in Hessen
sowie in Unter- und Mittelfranken weiterhin zu trocken blieb. Dort
verschärfte sich die Dürre weiter. Schließlich eröffnete das
Sturmtief "Mortimer" am 30.09. die Sturmsaison. Von der
Windgeschwindigkeit war "Mortimer" zwar vergleichsweise harmlos,
dennoch sorgte er an den noch belaubten Bäumen insbesondere im
Nordosten Deutschlands für einigen Windbruch. Sommertage gab es nur
selten und ein Kaltlufteinbruch brachte in der zweiten Dekade sogar
die ersten Frostnächte. In der Gesamtbilanz war der September somit
recht durchschnittlich temperiert.
Oktober - Südwestwetterlage und kurzer Oktobersommer
Im Oktober dominierte eine Südwestwetterlage, bei der mit einer
südwestlichen Strömung feuchte, aber auch vergleichsweise warme Luft
herangeführt wurde. So gestaltete sich der Oktober zu warm und zu
nass. Zu erwähnen ist ein außergewöhnlicher Warmluftvorstoß Mitte
Oktober, der nochmals für sommerliche Höchstwerte sorgte. Mit
Temperaturen von über 27 Grad Celsius wurden sogar einige
Dekadenrekorde gebrochen. Von der nassen und milden Witterung
profitierten auch die Pilzsammler, die vor allem ab der Mitte des
Monats fündig wurden. Das Ende fand der Oktobersommer schließlich am
16.10. mit einer für die Jahreszeit ungewöhnlich heftigen
Gewitterlage. Am Ende des Monats gab es dann einen schwachen
"Kaltlufteinbruch", der zwar für der Jahreszeit entsprechende
Temperaturen im einstelligen Plusbereich sorgte, für Schnee im
Bergland reichte es jedoch nicht. Kurzes Fazit: spürbar zu warm und
zu nass.
November - Tief über Westeuropa, erster Schnee im Bergland
Der November war geprägt von tiefem Luftdruck über Westeuropa. So
floss kühlere Polarluft in den Westen Deutschlands ein, während der
Osten sich häufiger im Bereich einer Südströmung befand, die
subtropische Luft heranführte. Damit war der November im Westen
normal temperiert, während er im Osten zu warm ausfiel. Ein kurzer
Kaltlufteinbruch zur Mitte des Monats brachte den ersten Schnee im
Bergland. In den westlichen Mittelgebirgen schneite es sogar bis auf
eine Höhe von 400 Meter herab. Eine längere Inversionswetterlage mit
Hochnebel in den Niederungen und Sonne auf den Bergen gab es in der
letzten Dekade, bevor sich am Ende des Monats ein erster "richtiger"
Kaltlufteinbruch ankündigte. Schließlich schloss der Monat etwas zu
mild, etwas zu trocken und zugleich recht sonnenscheinarm ab.
Dezember - Erst Schnee, dann "Adventsfrühling"
Pünktlich zum Dezemberbeginn kehrte zumindest vorübergehend der
Winter ein. Polare Kaltluft brachte im Bergland und im Alpenvorland
Schnee. Dieser hielt aber nicht lange, denn im Anschluss stellte sich
eine Westwetterlage ein, die für Milderung sorgte. Ab dem 12.
Dezember wurden die Tiefdruckgebiete dann auf eine südlichere Zugbahn
gedrängt, sodass Deutschland auf der kalten Seite der Frontalzone
lag. Kräftige Niederschläge verstärkten dabei die Abkühlung, sodass
sich selbst in tieferen Lagen kurzzeitig eine Schneedecke ausbildete.
Diese kühle Episode wurde dann am dritten Adventswochenende von einer
Serie schwächerer Stürme beendet. Sie führten deutlich wärmere
Meeresluft heran, wodurch auch in den Gipfellagen der Mittelgebirge
Tauwetter einsetzte. Anschließend kippte die Strömung auf Südwest und
warme Saharaluft wurde herangeführt. Dadurch kam es zu einem
ungewöhnlich milden Witterungsabschnitt mit zweistelligen
Höchstwerten von teils über 15 Grad Celsius. An den Alpen gab es
einen Föhnsturm. Mit Höchstwerten von bis zu 20 Grad Celsius
herrschte dort Biergartenstimmung statt Après-Ski-Party. Das
Weihnachtsfest wird in diesem Jahr wohl erneut graugrün und
gebietsweise regnerisch ausfallen. Wer weiße Weihnachten sucht, der
muss schon im Schwarzwald, im Bayerischen Wald oder in den Alpen hoch
hinaus.
Dipl.-Met. Christian Herold / MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.12.2019
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