DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
            28-11-2019 10:01
          
          
            
S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.11.2019 um 10.30 UTC
Zunächst mäßig-kalt, im Bergland winterlich. Ab Dienstag im Norden, ab Freitag 
auch in der Mitte und danach im Süden wechselhaft und Milderung. Sturmböen an 
der See und im Bergland.
__________________________________________________________
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 05.12.2019
Am Sonntag liegt Deutschland an der Westflanke eines Langwellentroges, der vom 
Nordmeer bis in den Schwarzmeerraum reicht. Ein in die Nordsee schwenkender 
Kurzwellentrog lässt an der Küste die Schauertätigkeit aufleben. Gleichzeitig 
kommt an der Vorderseite eines zur Iberischen Halbinsel reichenden Troges Hebung
in Gang, die in abgeschwächter Form auf den Südwesten und Süden Deutschlands 
übergreift und zu Niederschlägen führt. Dabei liegt die Schneefallgrenze im 
Süden bei 800 bis 1200 und mehr zur Mitte hin bei 400 bis 700 m. Sehr 
wahrscheinlich reicht es nur für wenige Zentimeter Schnee. In der Nacht zum 
Montag greift der Trog von der Nordsee her auf Deutschland über, was die 
Niederschläge unter Absinken der Schneefallgrenze bis in die Täler nach Süden 
drückt. In Staulagen der Alpen können um 10 cm Neuschnee fallen. 
Am Montag weitet sich der über Polen liegende Trog eher nach Süden aus als dass 
er nach Osten vorankommt, so dass sich über Deutschland eine nördliche Strömung 
ergibt. Hierdurch kommen auch in den Staulagen der östlichen Mittelgebirge 
Schneefälle auf. Da sich der Trog auch im Bodendruckfeld abzeichnet, legt der 
Gradient etwas zu, wodurch an der Ostsee sowie in höheren Berglagen der 
nördlichen und östlichen Mittelgebirge stürmische Böen auftreten können. Im 
Westen und Südwesten setzt sich, ausgehend von einem Bodenhoch westlich der 
Britischen Inseln, Hochdruckeinfluss durch, was eine schwachgradientige Lage zur
Folge hat.
Am Montag gelangt Deutschland zusehends in den Randbereich eines sich bis ins 
Nordmeer erstreckenden Höhenkeils. Das korrespondierende Bodenhoch weitet sich 
vom Ärmelkanal bis nach Tschechien und in den Ostalpenraum aus. Bei geringen 
Luftdruckgegensätzen, die bis Donnerstag in der Mitte und im Süden Deutschlands 
andauern, setzt im Süden und in der Mitte Deutschlands Luftmassenalterung ein. 
Dabei erfolgt oberhalb der Grundschicht, zum einen advektiv, zum anderen durch 
Absinken, ab der Nacht zum Mittwoch eine Erwärmung. In Bodennähe hält sich 
mäßig-kalte Luft mit Temperaturmaxima im niedrigen einstelligen Bereich. In 
einigen Regionen bleibt es möglicherweise auch tagsüber bei leichtem Dauerfrost.
In den Nächten ist nahezu durchweg leichter, im Bergland, bei längerem Aufklaren
sowie über Schnee auch mäßiger Frost zu erwarten. 
Der Norden gelangt bis Donnerstag in die Nähe der Frontalzone, die, bedingt 
durch eine nach Osten ausgreifende Zonalisierung, vom mittleren Nordatlantik 
über Südskandinavien bis nach Westrussland verläuft. Dies lässt in Bodennähe 
eine west-südwestliche Windkomponente aufkommen, was einen Luftmassenwechsel und
somit eine Milderung zur Folge hat. Dabei legt der Gradient zu, so dass an der 
Küste Böen bis Sturmstärke zusehends wahrscheinlicher werden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum beginnt die Strömung wieder 
etwas mehr zu mäandrieren, wobei sich über Skandinavien und der Nordsee ein 
breiter Trog entwickelt. Dieser drückt die Frontalzone allmählich nach Süden, 
wodurch sich zögernd in der Mitte und im Laufe des Wochenendes wahrscheinlich 
auch im Süden mildere Luft durchsetzt, ohne dass größere Niederschlagsmengen 
zusammenkommen. Dabei erfolgt eine weitere Gradientverschärfung. Im Norden und 
in der Mitte muss in freien Lagen mit stürmischen Böen, an der See sowie im 
Bergland zeitweise mit Sturm- und exponiert schweren Sturmböen oder (Brocken) 
orkanartigen Böen gerechnet werden.  
__________________________________________________________
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen 
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Am Dienstag lag die Achse der sich nach 
Osten ausweitenden Hochbrücke beim 00 UTC-Lauf des Vortages etwa 400 km weiter 
nördlich als das beim aktuellen und beim 12 UTC-Lauf des Vortages der Fall ist. 
Bis Donnerstag wäre nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf auch im Süden eine 
aufkommende westliche Strömung und somit ein Luftmassenwechsel zu erwarten 
gewesen. Der aktuelle Lauf ist von dieser Version abgerückt und lässt die 
schwachgradientige Lage im Süden und in der Mitte Deutschlands noch bestehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum halten sich selbst bis in den 
Sonntag hinein über dem Süden Deutschlands Reste der zonal ausgeprägten 
Hochbrücke, was dort allenfalls auf einen verzögerten Luftmassenwechsel 
hindeutet. Nach den beiden gestrigen Simulationen wäre bis hin zu dem Alpen 
bereits eine durchgreifende Milderung zu erwarten gewesen.
__________________________________________________________
Vergleich mit anderen globalen Modellen
 
Bis einschließlich Montag zeigen die verfügbaren Modelle eine ähnliche 
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich anhand der synoptischen 
Basisfelder nicht ableiten. 
Ab Dienstag ergeben sich deutlichere Unterschiede. Nach ICON setzt sich nahezu 
landesweit bereits mit einer zyklonalen Westströmung eine Milderung durch. Nach 
GFS wäre dies neben dem Norden auch in den mittleren Landesteilen der Fall. Das 
Modell des kanadischen Wetterdienstes ist dagegen am ehesten noch mit der 
EZMW-Version vergleichbar. Diese Unterschiede bleiben im Wesentlichen bis 
Donnerstag bestehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt nach dem kanadischen 
Modell und erst recht nach GFS such im Süden die Milderung rascher als nach 
EZMW. Alle Vorhersagemodelle zeigen eine Gradientzunahme. Nach GFS besteht an 
der Südflanke eines über Südschweden hinweg ostwärts ziehenden Sturmtiefs die 
Gefahr einer nahezu landesweiten schweren Sturmlage. Nach dem Modell des 
kanadischen Wetterdienstes und nach EZMW schlägt dieses Tief einen weiter 
nördlich verlaufenden Kurs ein, so dass Sturmböen auf die Küste und das Bergland
beschränkt bleiben sollten.
__________________________________________________________
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS lässt im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erneut 
über Skandinavien einen breiten Trog entstehen, der sich über die Alpen hinweg 
nach Südeuropa ausweitet. Hierdurch würde sich über Deutschland eine nördliche 
Strömung und somit eine Abkühlung ergeben. Dabei dürfte sich eine zyklonale 
Nordwestlage einstellen, die vor allem in den Staulagen der Mittelgebirge zu 
zeitweisen Niederschlägen führen würde. Während in den östlichen Mittelgebirgen 
die Schneefallgrenze bei 600 bis 800 m liegen dürfte, fällt an den Alpen 
wahrscheinlich erst ab 1000 m Schnee. Allerdings weist nach Süden hin das EPS 
des GFS einen deutlich höheren Spread auf als im Norden und Osten.
Beim EPS des EZMW wird bis H + 168 nur etwa von einem Drittel der Member die 
Version des deterministischen Modells gestützt. Die Mehrzahl der Lösungen setzt 
auch am Dienstag noch auf eine Troglage. Am Donnerstag wäre nach 20 
Einzellösungen auch im Norden ein Luftmassenwechsel noch nicht so recht in 
Sicht. Nach 13 Simulationen wäre auch weiter südlich als beim deterministischen 
Lauf eine Milderung zu erwarten. Im erweiterten mittelfristigen 
Vorhersagezeitraum wird die oben beschriebene Version des hauseigenen 
deterministischen Modells von etwas weniger als der Hälfte der EPS-Member 
gestützt. Immerhin etwa ein Drittel der EPS-Läufe liegen auf Linie mit dem 
GFS-Modell und halten zumindest eine Sturmlage für wahrscheinlich, wenngleich 
eine von der Intensität vergleichbare Entwicklung nur von Einzelmembern gesehen 
wird. Wahrscheinlicher wäre nach dem EPS des EZMW eine derartige Sturmlage erst 
im Laufe des Sonntags. 
_________________________________________________________
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Sonntag und in der Nacht zum Montag fällt an den Alpen zeitweise Schnee, 
dabei sind bis Montagfrüh um 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zu 
erwarten. Sonst sind wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren in Sicht.  
Am Montag sind am Alpenrand und im Nordstau des Erzgebirges weitere Schneefälle 
möglich, mit geringer Wahrscheinlichkeit kommen noch einmal um 10 cm Neuschnee 
innerhalb von 12 Stunden hinzu. In der Nacht zum Dienstag besteht bei längerem 
Aufklaren, über Schnee sowie im Bergland Gefahr von mäßigem Frost.
Am Dienstag frischt im Norden der Wind auf, an der Küste und auf höheren 
Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge kommt es zu stürmischen 
Böen; Sturmböen sind jedoch nur wenig wahrscheinlich. Am Mittwoch wird der Wind 
bereits wieder schwächer, so dass auch an der See stürmische Böen nur noch mit 
geringer Wahrscheinlichkeit auftreten. 
In einigen Regionen Süd- und Mitteldeutschlands ist auch tagsüber leichter Frost
nicht auszuschließen. In den Nächten muss nach wie vor bei längerem Aufklaren, 
über Schnee sowie im Bergland mit mäßigem Frost gerechnet werden.
________________________________________________________
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), mit hoher Gewichtung des deterministischen Laufes.
________________________________________________________
VBZ Offenbach / Dipl.  Met. Thomas Schumann