DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-11-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.11.2019 um 10.30 UTC



Weiterhin Trog West bzw. Mitteuropa. Unbeständig und eher unsicher.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 21.11.2019


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am Sonntag befindet sich Deutschland mal
wieder auf der Vorderseite eines langgestreckten Troges, der sich von dem
europäischen Nordmeer über Westeuropa bis nach Algerien erstreckt. Über
Frankreich befindet sich dabei ein abgeschlossenes Höhentief mit 500 hPa
Temperaturen um -30 Grad. Über Osteuropa befindet sich ein ausgeprägter
Hochkeil, der sich von Ägypten über die Ägäis nach Norden (bis nach
Westrussland) aufwölbt und den westeuropäischen Trog nach Osten hin und mal mehr
oder weniger über den gesamten Mittelfristzeitraum blockiert. Zwischen dem
stabilen Hoch im Osten und dem westlichen Langwellentrog befindet sich eine
Luftmassengrenze, die recht milde und feuchte Luft (T850 um +10 Grad) im
Südosteuropa von eher kühler und trockene Luft (T850 um -3 Grad) im Westen
trennt. Die Frontalzone befindet sich weitestgehend noch östlich von
Deutschland.
Bei der trogvorderseitigen straffen und südlichen Strömung bildet sich am
Vormittag ein Leetief über Südostbayern. Die Frontalzone beginnt dabei zu wellen
und greift im Laufe des Tages wieder auf Deutschland über. Sie soll nach IFS für
verbreitet Niederschläge sorgen (Andere Modelle simulieren dies teils deutlich
unterschiedlich). Auch der Wind frischt zumindest auf den südöstlichen Bergen
teils stürmisch auf.
Das Tief soll im Laufe des Tages nach Norden verlagern und zumindest nach IFS in
den Mittelgebirgen auch einiges an Schneefall sorgen. In 850 hPa befinden sich
in der Westhälfte Temperaturen bis -3 Grad und in der Lausitz um +7 Grad.
Die südliche Trogachse schwenkt in der Nacht zu Dienstag auf Italien über, dabei
beginnt das nun abgeschlossene osteuropäische Hoch auf Ostsee und den Nordosten
Deutschland überzugreifen und den Trog weiter einzuschnüren.

Im Laufe des Montags regeneriert sich der Trog in Richtung westliches Mittelmeer
wieder, ein Randtrog "wandert" aber an der Westflanke des Höhenhochs zügig
nordwärts. Dabei soll sich erneut ein Leetief über Tschechen bilden, sich aber
im Tagesverlauf östlich von Deutschland nach Norden verlagern. Über Deutschland
bleibt es derweil eher schwachgradientig. In der Nacht zu Dienstag soll sich
nach IFS das Höhentief von Frankreich auf Nordwestdeutschland übergreifen. Es
wird von einem auf der Vorderseite eines neuen atlantischen Troges aufwölbenden
Höhenkeils nach Osten verdrängt. Dabei kann sich erneut ein Genuatief
entwickeln. Der Trog über Mitteleuropa füllt sich langsam auf und verlagert sich
allmählich (Dienstag bis Donnerstag) auf der Westflanke des Hochs nach Norden.
Die ganze Zeit bleibt die vorwiegend südliche Höhenströmung erhalten.
Der atlantische neue Trog nähert sich in diesem Zeitraum auch weiter Westeuropa
an und bleibt etwa westlich von Irland quasistationär liegen. Einen ersten
Randtrog soll Deutschland am Donnerstag überqueren.

In der erweiterten Mittelfrist soll sich eine veritable Welle über der
iberischen Halbinsel entwickeln und ein Schwall sehr milder Luftmassen an der
Ostflanke des Troges nach Norden führen. Auch über Deutschland sollen dabei 850
hPa Temperaturen um +10 Grad verbreitet auftreten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


An der prognostizierten Troglage über West bzw. Mitteleuropa ändert sich auch im
aktuellen Lauf nicht viel. Generell gibt es in der genauen Trogkonfiguration
noch einige Unterschiede.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Alle betrachteten Globalmodelle simulieren jeweils eine etwas andere
Trogkonfiguration. Die Großwetterlage Trog West bzw. Mitteleuropa simulieren
aber alle gleich.
Wann und wo genau eine Leetiefentwicklung (oder auch 5b artige Lage) nördlich
der Alpen entsteht und wie weit Deutschland davon betroffen wird, wird von jedem
Modell etwas anders simuliert. Die Unsicherheiten beginnen schon mit dem Beginn
des Mittelfristbereichs.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Offenbacher Plume ist gut zu erkennen, dass im Laufe der Mittelfrist bzw.
auch in der erweiterten Mittelfrist der 850 hPa Temperaturverlauf und auch das
500 hPa Potenzialfeld allmählich ansteigt. Auch wenn der Spread ab Montag schon
recht groß ist, befinden sich 10-30% der Member um den operationellen Lauf herum
bzw. weisen einen mehr oder weniger kontinuierlichen Anstieg der Temperatur und
des Geopotenzials auf.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es 6 verschiedene Cluster. Auch wenn sie
im groben alle ein ähnliches Bild zeigen, unterscheiden Sie sich alle etwas in
der genauen Trogkonfiguration. Kleine Unterschiede mit großen Auswirkungen in
der Vorhersage und in der Warntätigkeit.

Generell ist die Vorhersageunsicherheit recht hoch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag könnten bevorzugt in den östlichen Mittelgebirgen Sturmböen aus
Süd-Südost auftreten. Weiterhin simuliert IFS erhöhte Schneefallraten auf den
Mittelgebirgen. In den Wahrscheinlichkeitsfeldern oder in den anderen Modellen
ist dies aber nicht wiederzufinden.

Ansonsten gibt es keine signifikanten Hinweise in den
Wahrscheinlichkeitsfeldern, im EFI oder in den DMOs für markante
Wettererscheinungen in dem Mittelfristzeitraum.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher