Thema des Tages
11-11-2019 08:50
Himmelsspektakel im November
In diesem Monat können wir wieder einen der berühmtesten Meteorströme
beobachten: Die Leoniden treten jährlich im November in Erscheinung.
Sie sind aber nicht das einzige "Himmelshighlight" im November.
Zu bestimmten Zeiten des Jahres kann es - sofern Mondphase und
Bewölkungsverhältnisse am Nachthimmel mitspielen - besonders
romantisch werden. Denn dann kann man verstärkt Sternschnuppen am
Himmel beobachten. Dies passiert genau dann, wenn die Erde auf ihrer
Umlaufbahn um die Sonne einen sogenannten Meteorstrom (wird auch als
Meteorschauer bezeichnet) durchquert. Diesen kann man sich als
Teilchenwolke vorstellen, die aus den Auflösungsprodukten von Kometen
oder seltener Asteroiden besteht und sich aus Staub, Eis und
Gesteinsresten zusammensetzt. Passiert die Erde nun auf ihrer
Umlaufbahn eine solche Teilchenwolke, können die meist sehr kleinen
Teilchen von nur wenigen Millimetern in die Erdatmosphäre eintreten.
Durch die hohe Geschwindigkeit beim Eintritt wird die Luft in der
Umgebung durch Reibung auf mehrere Tausend Grad Celsius erhitzt.
Aufgrund dieser starken Hitzeentwicklung verdampft das Teilchen und
die umgebenden Luftmoleküle werden ionisiert. Dies erzeugt den
allseits bekannten hellen Leuchtstreifen am Himmel, den wir als
Sternschnuppe kennen.
In diesem Monat tritt einer der bekanntesten Sternschnuppenschauer,
die sogenannten ?Leoniden?, am Himmel in Erscheinung, sofern dichte
Wolken oder ein heller Mond keinen Strich durch die Rechnung machen.
Seinen Namen erhält der Meteorstrom von dem Sternbild, in denen sich
der "Radiant", also der Punkt, aus dem die Sternschnuppen scheinbar
austreten, befindet. Dieser Ursprung befindet sich im Falle der
Leoniden für den Beobachter auf der Erde im Sternbild Löwe
(lateinisch ?Leo?). Der Komet, dessen abgelöste Partikel als
Sternschnuppenschauer dabei auf die Erde niederprasseln, nennt sich
55P/Tempel-Tuttle.
Die Aktivität eines Meteorschauers wird in der Regel mithilfe der
Kennzahl ZHR (zenithal hourly rate, engl.) beschrieben. Sie gibt die
Anzahl der Sternschnuppen an, die an einem sehr dunklen, wolkenfreien
Himmel zu beobachten wären, wenn der Punkt, in dem der Meteorschauer
seinen Anfang zu nehmen scheint ("Radiant"), über dem Beobachter im
Zenit steht.
Der Aktivitätszeitraum der Leoniden startete bereits am 6. November
und wird am 30. November enden. Die besten Chancen, eine
Sternschnuppe zu sichten, besteht in der Nacht zum Montag, dem 18.
November gegen Mitternacht. Dabei ist mit einer ZHR von etwa 15 bis
20 zu rechnen. Aber auch in der Nacht zum Dienstag, dem 19., sollten
einige Sternschnuppen am Nachthimmel unterwegs sein. Den Berechnungen
von Mikhail Maslov, einem Forscher der Novosibirsk State Technical
University, zufolge, könnte eine erste Zunahme der Sternschnuppen
bereits schon am Samstag, dem 16. gegen 3 Uhr (MEZ) erfolgen und
dabei sogar eine ZHR von bis zu 25 erreichen.
Damit ist die Anzahl der Sternschnuppen pro Stunde allerdings
vergleichsweise gering. Denn bekannt wurden die Leoniden bereits im
Mittelalter, als sie wesentlich aktiver waren. Damals erregten sie
großes Aufsehen, als sie einige der stärksten, jemals beobachteten
Sternschnuppenregen hervorbrachten. Entsprechend galt der November
als der Sternschnuppenmonat schlechthin. Inzwischen weist der Strom
meist jedoch nur noch ein schwaches Maximum auf. Lediglich alle 33
Jahre, wenn der Komet Tempel-Tuttle das Innere unseres Sonnensystems
durchquert, kann die Zahl der Sternschnuppen kurzzeitig auf mehrere
Tausend pro Stunde ansteigen. Im November 1833 sollen sogar bis zu
200.000 pro Stunde zu beobachten gewesen sein. Berechnungen zufolge
soll eine ZHR von über 1000 erst wieder im Jahr 2094 erreicht werden.
Es gibt jedoch eine schlechte Nachricht für alle Fans dieser
faszinierenden Himmelserscheinungen. Denn der Mond wird über weite
Teile des Leoniden-Zeitraums sehr hell am Himmel stehen. Heute nimmt
der Mond zunächst noch zu bis er schließlich am morgigen Dienstag,
dem 12. November als volle Scheibe am Himmel erstrahlt. Zum Maximum
der Leoniden in der Nacht zum 18. nimmt der Mond wieder ab, die
Sichel sollte jedoch noch zu etwa 80% sichtbar sein, was die
Beobachtung der Sternschnuppen erschweren wird. Darüber hinaus müssen
aber natürlich auch die Bewölkungsverhältnisse mitspielen.
Die Leoniden sind jedoch nicht der letzte Meteorstrom in diesem Jahr.
Im Dezember wird mit Spannung der nächste Sternschnuppenregen in Form
der ?Geminiden? erwartet. Wer vom Nachthimmel nicht genug bekommt,
kann in den Nächten im November übrigens auch einige Planeten unseres
Sonnensystems erspähen. Kleines Highlight für Eingefleischte: Am
heutigen Montag (11. November) zieht Merkur als kleiner schwarzer
Punkt vor der Sonnenscheibe vorüber. Der Merkurtransit ist in der
Theorie von Mitteleuropa aus gut zu beobachten. Bereits am frühen
Nachmittag gegen 13:35 Uhr wird Merkur den "Rand" der Sonne berühren
und wird im Laufe des Nachmittags als kleiner schwarzer Punkt über
die Sonnenscheibe hinwegziehen. Allerdings können heute dichte Wolken
oder Hochnebel häufig die Sicht auf die Sonne versperren. Beste
Chancen auf freie Sicht hat man am Nachmittag wahrscheinlich im
Osten. Dort sollten sich nur wenige Wolken am Himmel befinden. Für
die Beobachtung des Ereignisses braucht man jedoch ein Teleskop mit
sicherem Sonnenfilter oder Projektionsschirm. Oder sie schauen
einfach in einer der Sternwarten vorbei, die speziell für dieses
Ereignis öffnen werden.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.11.2019
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