DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-11-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.11.2019 um 10.30 UTC



Fortdauer des zyklonal geprägten Wetters mit zeitweiligen Regen,- im Bergland
Schneefällen. Zum Wochenende hin leichte Erwärmung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 16.11.2019


Seit Tagen beschäftigen wir uns mit den Großwetterlagen "Trog Westeuropa" (TRW)
oder "Trog Mitteleuropa" (TM) und auch das Wetter im ab Dienstag beginnenden
Mittelfristzeitraum hat kaum etwas anderes im Sinn. Das beständig unbeständige
Wetter findet damit seine Fortsetzung, wobei meist kühle Meeresluftmassen mit
T850 hPa zwischen 0 und -5 Grad dominieren, die zumindest im Bergland zeitweise
winterliche Verhältnisse bringen. Zum Wochenende hin deutet sich eine
(vorübergehende?) Erwärmung an.

Konkret gibt es am Dienstag einen Langwellentrog, der einen Bereich vom Nordmeer
über die Britischen Inseln, die Nordsee und über Skandinavien hinweg bis in die
Mitte Frankreichs, nach Deutschland und bis in die Ostsee überdeckt. Separiert
von diesem Komplex hat sich über dem zentralen Mittelmeer und Tunesien ein
Cut-Off-Tief abgeschnürt, das dort für ausschweifende Wetteraktivitäten sorgt.

Der LWT zeigt nur widerwillig Progression, da sich weiter östlich ein kräftiger
Rücken aufgewölbt hat, der von einem umfangreichen Hoch am Boden begleitet wird.
So entfaltet dieses Gebilde eine starke Blockierung. Durch einen neuen
Kaltluftvorstoß aus der Labradorsee heraus wird der sich kaum bewegende
Langwellentrog im Verlauf der Woche letztlich regeneriert, womit sich das
Andauern der Großwetterlagen erklärt. Im Zuge dessen amplifiziert der Trog bis
zum Wochenende bis zur Iberischen Halbinsel und ins westliche Mittelmeer, ohne
den Kontakt zum tiefen Geopotenzial über Skandinavien zu verlieren. Das
Cut-Off-Tief über dem Mittelmeer wird dabei etwas nach Norden geführt und dann
vom neuen LWT eingefangen.

Am Boden wird diese Entwicklung von Tiefdruckgebieten über der Nordsee und dem
zentralen Mittelmeer am Dienstag begleitet. Das Nordseetief sorgt in der
Nordhälfte für wechselhaftes Wetter bis zum Mittwoch. Das Mittelmeertief
wiederum zieht bis zum Freitag auf Vb-ähnlicher Zugbahn in die Ostsee, wo es
sich auflöst. Zuvor treffen die Regengebiete den Südosten und Osten
Deutschlands. Das Nordseetief wird ab Donnerstag durch ein mit dem neuen
Trogvorstoß korrespondierenden und über die Britischen Inseln hinwegziehenden
neues Tiefdrucksystem mit nachfolgend mehreren Kernen über West- und Südeuropa
ersetzt. Daraus formiert sich am Freitag/Samstag ein Randtief, das von Südwesten
her auch Deutschland penetriert. Die Fortdauer des unbeständigen Wetters nach
zum Teil schwachem Zwischenhocheinfluss von Mittwoch bis Freitag wird dadurch
garantiert. Dieses Tief bringt vorübergehend leicht mildere Luft aus dem Süden
in unsere Gefilde, sodass die T850 hPa 0 bis 6 Grad erreichen und die
Schneefallgrenze ein wenig ansteigt.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ab Sonntag verbleiben wir im Einfluss des
Langwellentrogs, der ganz langsam nach Osten wandert und erneut regeneriert
wird. Durch die etwas schnellere Bewegung des LWT im Südteil wird im zentralen
Mittelmeer erneut eine Zyklogenese angestoßen. Das resultierende Tief wandelt
ebenfalls auf Vb-Spuren gen Norden und so kommt es zu weiteren Regenfällen in
Deutschland. Dabei sickert vor allem in der Westhälfte wieder deutlich kühlere
Meeresluft polaren Ursprungs mit T850 hPa zwischen 0 und -5 Grad ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Grundzüge des heutigen Hauptlaufs des EZWM von 0 UTC wurden auch schon in
den gestrigen Läufen gezeigt. Dabei kann das eingeschlagene Vorhersagekonzept
bis zum Freitag eingehalten werden. Am Samstag gibt es Differenzen in der
Behandlung des Randtiefs, das Deutschland erreichen soll. Während der heutige
und gestrige 0 UTC-Lauf sich noch recht einig waren, wurde im gestrigen 12
UTC-Lauf eine schnellere Variante mit einem deutlich schwächer ausgeprägten
Tiefkern bevorzugt. Den beiden anderen Läufen zufolge dürfte der Samstag windig
ausfallen. Die anschließende Progression des LWT ging in den gestrigen Läufen
schneller vonstatten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON, GFS und GEM können keine neuen Varianten aufzeigen und erzielen auch am
Samstag und sogar in der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag relative Einigkeit
mit dem EZMW. Beim NAVGEM erfolgt die Amplifizierung im Wochenverlauf etwas
weiter östlich. Das Randtief wird auch gebracht, weicht aber ebenfalls leicht
nach Osten aus und zieht somit nicht direkt über Deutschland hinweg. Beim CPTEC
setzt die Austrogung noch weiter östlich an und ist Richtung Mitteleuropa
gerichtet, mit den entsprechend größeren Äbweichungen im Wetterablauf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte zeigen bis zum Mittwoch einen engen
Verlauf beim Geopotenzial in 500 hPa und bei der Temperatur in 850 hPa. Danach
weiten sich die Rauchfahnen ein wenig, Haupt- und Kontrolllauf orientieren sich
jedoch gut am Median und bestätigen damit den deterministischen Lauf. In der
erweiterten Mittelfrist tendiert die Mehrheit der Ensemblemitglieder zwar zu
einer Abkühlung, Haupt- und Kontrolllauf machen aber nicht mit. Im Geopotenzial
spaltet sich der Median ab Samstag in zwei Äste auf, womit ab diesem Zeitpunkt
auch ein höheres Geopotenzial möglich ist und es nicht zu dem Trogdurchgang
kommen muss.

Die Clusteranalyse bietet zwar für Donnerstag, 0 UTC bis Samstag, 0 UTC vier
Cluster auf, diese unterscheiden sich im für uns relevanten Bereich aber nur
marginal. Zwischen Sonntag, 0 UTC und Dienstag, 0 UTC gibt es ebenfalls vier
Cluster. Dabei zeigt Cluster 1 im Gegensatz zum deterministischen Lauf eine
Abtropfung des LWT zum zentralen Mittelmeer hin. C2 bis C4 liefern Variationen
des sich langsam nach Osten bewegenden LWT. Vor allem wird ein erneuter
Kaltluftvorstoß in der Labdradorsee in einen Höhentrog umgemünzt, der den LWT
weiter westlich von uns regeneriert. Beim deterministischen Lauf dagegen wird
der LWT durch einen Trog vom Nordmeer her regeneriert.

FAZIT: Der Wetterablauf mit Tiefdruckeinfluss und Niederschlägen im Norden bis
Mittwoch ist klar. Ebenso wahrscheinlich ist, dass das erste Vb-Tief für
Niederschläge im Südosten und Osten bis Donnerstag/Freitag sorgt. Nach
Zwischenhocheinfluss zwischen diesen beiden Konstrukten folgt am Samstag ein
Randtief von Südwesten her, das ein wenig mildere Luft und Niederschläge bringt,
dessen Zugbahn und Stärke aber noch Fragezeichen aufwirft. Vorübergehend
stürmische Bedingungen sind jedoch im Bereich des Möglichen. Ab Sonntag ist die
Entwicklung unklar, wahrscheinlich ist aber eine Fortdauer des zyklonalen
Einflusses bei wieder leicht sinkenden Temperaturen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI bietet beim Wind zwar keine Hinweise an, dennoch muss am Dienstag an der See
und im Bergland mit stürmischen Böen, exponiert mit Sturmböen gerechnet werden.
Auch am Mittwoch sind dort noch stürmische Böen wahrscheinlich.

Beim Niederschlag gibt EFI am Dienstag Signale an der Nordsee. Diese werden von
den Ensembles aber nur mit geringen Wahrscheinlichkeiten bis 25 % für mehr als
30 l/qm in 24 Stunden quittiert.

Schneefall ist beim EFI nicht signifikant vorhanden. Allerdings treten im
höheren Bergland zeitweise leichte, in den höheren Alpen am Dienstag und
Mittwoch teils markante Schneefälle auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler