Thema des Tages

06-11-2019 09:50

Ganz schön windig auf dem Indik!


In den vergangenen Tagen trieben gleich zwei Zyklone über dem
Indischen Ozean ihr Unwesen. Zyklon? Hurrikan? Taifun? Was war da
nochmal der Unterschied?


Herbstzeit ist Wirbelsturmzeit! Doch während es über dem Atlantik
momentan ziemlich ruhig ist, steppt über dem Indischen Ozean, genauer
gesagt über dem Arabischen Meer, der Bär. Nachdem dort letzte Woche
Super Zyklon KYARR wirbelte, entwickelte sich mit MAHA bereits der
nächste Zyklon.

Ein Zyklon ist aus meteorologischer Sicht dasselbe Phänomen wie ein
Hurrikan oder ein Taifun, nämlich ein tropischer Wirbelsturm. Die
Bezeichnung ergibt sich grob gesagt aus der Region, in der er
auftritt. Denn während ein tropischer Wirbelsturm über dem Atlantik
und dem Nordostpazifik Hurrikan genannt wird, heißt er über dem
Nordwestpazifik Taifun und über dem Indischen Ozean und dem
Südwestpazifik Zyklon.
Geht man etwas ins Detail, wird ein tropischer Wirbelsturm über dem
Atlantik und Ostpazifik erst dann Hurrikan genannt, wenn er
Windgeschwindigkeiten von mindestens 119 km/h vorweisen kann und zwar
nicht als Böe, sondern als 1-minütiges Geschwindigkeitsmittel. Die
weitere Kategorisierung erfolgt dann über die fünfstufige
Saffir-Simpson-Skala. Bringt es ein Hurrikan der Kategorie 1 "nur"
auf 119 bis 153 km/h, schafft es ein Kategorie-5-Hurrikan auf über
251 km/h - wohlgemerkt im 1-Minuten-Mittel.

Über dem Indischen Ozean wird die Einteilung der Zyklone dagegen
etwas anders gehandhabt, auch wenn dabei ebenfalls die mit ihnen
verbundenen Windgeschwindigkeiten entscheidend sind. Während im
Allgemeinen unter einem Zyklon ein tropischer Wirbelsturm verstanden
wird, der wie ein Hurrikan oder Taifun mindestens Orkanstärke
erreicht hat, verwendet das RSMC Neu-Delhi (Meteorologisches Zentrum
für tropische Zyklone über dem Nordindik) diesen Begriff nicht. Es
spricht dagegen bereits ab 62 km/h von einem zyklonischen Sturm, ab
89 km/h von einem schweren zyklonischen Sturm und ab 118 km/h von
einem sehr schweren zyklonischen Sturm. Letzterer würde also
Kategorie 1 der Saffir-Simspon-Skala entsprechen, allerdings handelt
es sich bei diesen Geschwindigkeiten nun nicht um 1-, sondern um
3-Minuten-Mittel. Das kann schon ein ganz schöner Unterschied sein.
Die höchste Bezeichnung, die das RSMC Neu-Delhi vergibt, ist die des
Super zyklonischen Sturms, wofür so ein Sturm stolze 222 km/h oder
mehr vorweisen muss.

222 km/h? Kein Problem für KYARR! Unglaubliche 240 km/h hatte der
Zyklon letzte Woche im Gepäck, wohlgemerkt als Mittelwind über drei
Minuten (Böen bis 265 km/h). Daher wurde er vom RSMC folgerichtig als
Super Zyklon eingestuft. Diese "Ernennung" blieb MAHA dagegen
verwehrt, am vergangenen Montag schaffte es der Sturm aber zumindest
kurzzeitig in den Bereich eines extrem schweren Zyklons (rund 170
km/h). Für mehr reichte es aber nicht, ganz im Gegenteil. MAHA geht
nämlich nun mehr und mehr die Luft aus - zum Glück! Denn der Sturm,
der zunächst in nordwestlicher Richtung unterwegs war, hat seinen
Kurs geändert und zieht nun ostwärts Richtung Nordwestindien. Auch
wenn ihm bis dahin aller Voraussicht nach der Titel "Zyklon" entzogen
sein dürfte und der Wind kein großes Thema mehr ist, muss in den
betroffenen Regionen dennoch mit zum Teil heftigen Regenfällen
gerechnet werden.

Nach MAHA ist dann aber aktuell kein weiterer Zyklon über dem
Arabischen Meer unterwegs. Anders sieht es über dem Golf von Bengalen
aus: Dort hat sich ein Tief entwickelt, das nordwärts Richtung
Nordostindien und Bangladesch zieht und sich dabei nach aktuellen
Prognosen zu einem sehr schweren zyklonischen Sturm mit
Windgeschwindigkeiten von etwa 120 km/h mausern soll.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.11.2019

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