DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
27-10-2019 12:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.10.2019 um 10.30 UTC
Unbeständig, im Süden teils länger regnerisch, in den Kammlagen starke bis
stürmische Böen, nur vorübergehend etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 03.11.2019
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Mittwoch liegt Deutschland
im Bereich eines Kurzwellentroges, der sich bei Vergrößerung der Amplitude
allmählich mit der Höhenströmung südostwärts verlagert. Von Westen stößt
nachfolgend ein Rücken nach, dessen Achse sich am Freitag etwa von der Biskaya
bis in die südliche Nordsee zieht. Am Boden korreliert der Kurzwellentrog mit
einem Tief über dem zentralen Alpenraum, in dessen Umfeld mit Niederschlägen
gerechnet werden muss. Ansonsten dominieren in Mitteleuropa durch
Hochdruckeinfluss antizyklonale bodennahe Strömungsverhältnisse vor. Westlich
von Irland ist zudem ein weiteres hochreichendes Tief aktiv, dessen Warmfront
nach den neusten Berechnungen am Mittwochmittag England und Frankreich erreichen
soll.
Am Donnerstag soll sich das Höhentief samt Tief am Boden auf dem Weg in die
nördliche Nordsee zunehmend abschwächen. Auch die Warmfront verliert beim
Vordringen gegen das Hoch über Mittel- und Osteuropa an Wetteraktivität und wird
von Westen her zunehmend von dem nachfolgenden System des ehemaligen tropischen
Sturms Pablo geschluckt.
Ab der Nacht zum Freitag übernimmt dann Pablo auch die Herrschaft über
Mitteleuropa. Korrelierend zu einem markanten Kurzwellentrog in der Höhe soll
sich das dann außertropische Tief Pablo vom Meergebiet südlich von Irland bis
Sonntag über den Ärmelkanal und die Mitte Deutschlands hinweg bis nach Polen
verlagern. Einhergehend setzen schon in der Nacht zum Freitag im Südwesten im
Vorfeld der Warmfront durch Übergreifen von WLA Aufgleitniederschläge ein, die
im weiteren Verlauf die Südhälfte des Landes sowie den Osten überziehen.
Gleichermaßen muss im Umfeld des Tiefkerns ebenfalls mit teils kräftigen
Niederschlägen gerechnet werden. Die Kaltfront von Pablo soll schließlich am
Samstagmorgen den Westen und Nordwesten erreichen und mit der Verlagerung des
Tiefs südostwärts das Land überqueren. Rückseitig setzt vorübergehend typisches
Schauerwetter ein, bevor kompensierendes Absinken und entsprechender
Zwischenhocheinfluss am Sonntag für etwas Wetterberuhigung sorgt.
Mit Durchzug des ehemaligen Tropensturms sind auch signifikante
Temperaturunterschiede verbunden. Während im Warmsektor in 850 hPa Temperaturen
zwischen 5 und 11 Grad zu verzeichnen sind, sinken die Werte auf der Rückseite
der Kaltfront im gleichen Niveau im Zustrom polarer Luft auf -2 bis 5 Grad ab.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle 00-UTX-Lauf des EZMW zeigt bis Freitag bezüglich seiner Vorläufe
eine hohe Vorhersagekonsistenz. Erst ab Freitag mit Übergreifen des ehemaligen
tropischen Systems nehmen die Abweichungen vor allem zum gestrigen 00-UTC-Laufes
signifikant zu. Die neusten IFS-Laufe simulieren den Kurzwellentrog am Freitag
intensiver und mit einer schnelleren Verlagerungsgeschwindigkeit. Auch am Boden
wird vom neusten Lauf ein kräftigeres Bodentief nun schon über dem Ärmelkanal
prognostiziert. Diese Phasen- und Intensitätsunterschiede setzen sich auch in
den Folgetagen fort, was wiederum Auswirkungen auf die Niederschlagsverteilung
und auch Niederschlagsintensität hat. Ab Sonntag ist keine Konsistenz mehr zu
erkennen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch werden die großskaligen
Strukturen der Globalmodelle führender Wetterdienste (IFS, ICON, GFS, UKMO, GEM)
noch vergleichbar simuliert, wobei es beim ICON auf dem Atlantik schon erste
größere Unterschiede gibt.
Ab Donnerstag zeigt vor allem ICON eine zu IFS und GFS deutlich abweichende
Lösung für das Übergreifen und die Verlagerung des ehemaligen tropischen Tiefs
Pablo.
Im Gegensatz zum IFS und GFS ist ICON locker um 12 bis 18 Stunden schneller und
lässt den markanten Kurwellentroge nicht ostwärts, sondern südostwärts über
Mitteleuropa hinwegziehen. Entsprechend würde das korrelierende Bodentief bei
ICON ausgehend vom Meeresgebiet südlich von Irland zwar ebenfalls den Weg über
die Mitte Deutschlands aufnehmen, jedoch rasch an Kraft verlieren und sich
schließlich nahezu komplett auffüllen. Stattdessen soll durch den markanten und
bis in den Mittelmeerraum reichenden Kurzwellentrog über dem nordwestlichen und
zentralen Mittelmeerraum eine Zyklogenese angekurbelt werden. Über Mitteleuropa
würde eine recht stramme nördliche Strömung polare Luft direkt nach Deutschland
führen und die Temperaturen im 850 hPa Niveau verbreitet unter -5 Grad fallen
lassen.
GFS simuliert die Strukturen dagegen ähnlich zum IFS, gleichwohl ergeben sich
deutlich Unterschiede. Im Vergleich zum EZ weist das GFS einen geringen
Phasenunterschied aus. Zudem reicht der Kurzwellentrog nicht soweit nach Süden.
Entsprechend wird das korrelierende Bodentief Pablo am Freitag weiter nördlich
über Irland prognostiziert und soll im weiteren Verlauf über Schottland und die
Nordsee hinweg bis nach Südschweden ziehen. Das zugehörige Frontensystem würde
das Land demnach von Westen her ostwärts überqueren. Da die Strömung durch die
nördliche Zugbahn nicht direkt polare Luft anzapft, beschreibt das GFS zu IFS
und vor allem zum ICON einen deutlich milderen Verlauf.
Das UKMO liefert einen vierten Lösungsvorschlag mit einer deutlich langsameren
Verlagerung der Strukturen. Das ehemalige tropische Tief soll zudem im Gegensatz
zu den anderen Modellen keine signifikante Intensivierung erfahren. Zum Samstag
soll es sich schließlich als ein kleinräumiges Tief in einer Tiefdruckzone,
ausgehend von der Südspitze Grönlands über den Süden Irlands und Englands sowie
Frankreich hinweg bis nach Italien und die Balkanregion reichend, wiederfinden.
Das GEM zeigt eine mittlere Lösung zwischen GFS und IFS.
Zusammenfassend wird mal wieder deutlich, dass die Vorhersage eines ehemaligen
tropischen Tiefs in die Strömungsstrukturen der gemäßigten Breiten sehr
schwierig ist und entsprechend mit einer eher geringen Konsistenz sowie
Vorhersagegüte einhergeht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen ausgewählter Städte in Deutschland zeigen für den Norden und die
Mitte am Mittwoch, zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums, noch einen geringen
Spread und somit eine hohe Vorhersagegüte. Im Süden simulieren einzelne Member
ein schnelleres Übergreifen von WLA von Westen her. Der größte Teil der
Ensemble-Läufe zeigt aber einen vergleichbaren Verlauf wie die Plumes der Städte
aus dem Norden und der Mitte. Ab Donnerstag nehmen bei deutlich steigendem
Spread die Unsicherheiten zu. Die höchste Vorhersagegüte von Donnerstag bis
Samstag ist noch in der Mitte zu verzeichnen. Ab Samstag spreizt sich der
Ensembleraum landesweit weiter auf, sodass eine sinnvolle Aussage kaum noch
möglich scheint, wenngleich sich eine größere Anzahl an Mitgliedern mittig
bündelt. Haupt- und Kontrolllauf repräsentieren das Ensemble gut, indem sie
überwiegend im Bereich mit der größten Vorhersagewahrscheinlichkeit liegen. Die
Meteogramme stützen die Aussagen der Rauchfahnen und zeigen bei kleinen Boxplots
bis einschließlich Mittwoch eine hohe Vorhersagegüte. Danach spiegeln sich die
signifikant zunehmenden Unsicherheiten auch in einer deutlichen Spreizung der
Boxplots wieder.
Bei der Clusteranalyse des EZMW werden die Unsicherheiten in den Geopotential-
und Luftdruckstrukturen im Zeitraum 72 bis 96h in insgesamt 3 Grundmuster
aufgeteilt. Die Cluster 1 und 2 sind dabei über dem gesamten betrachteten
Zeitraum in das Schema eines atlantischen Rückens eingeordnet und sind mit 25
bzw. 19 Mitgliedern beide stark vertreten. Cluster 3 wechselt dagegen zu
blockierenden Verhältnissen über dem europäischen Kontinent, ist aber mit nur 7
Membern unterpräsentiert.
Entsprechend des Schemas lassen sich die Cluster 1 und 2 sehr gut auch von
Cluster 3 abtrennen. Insgesamt ist bei Cluster 3 die Blockierung nur recht
schwach ausgeprägt, sodass es dort eine Tendenz zu zonalen Strukturen gibt. Bei
Cluster 1 und Cluster 2 dominieren dagegen stärker mäandrierende Verhältnisse
und somit meridional Komponenten. Unterschiede zwischen den ersten beiden
Clustern sind am stärksten bei der Lage und Intensivierung des Troges sowie des
korrelierenden Bodentiefs Pablo über dem Atlantik zu verzeichnen.
Im Zeitraum 120 bis 168h werden die Abweichungen in sechs Muster
aufgeschlüsselt. Das Cluster 1 ist mit 16 Mitgliedern deutlich stärker als alle
anderen Cluster vertreten und beschreibt zunächst weiter die Strukturen eines
atlantischen Rückens und wechselt erst zum Ende zu blockierenden Verhältnissen
über dem Kontinent. Diese führen auch dazu, dass der Kurzwellentrog mit der
Höhenströmung südöstlich verlagert und dabei stärker amplifiziert, teils sogar
einen Abschnürungsprozess startet. Entsprechend der Höhenstrukturen soll dann
auch das ehemalige tropische Tief Pablo vom Meeresgebiet südlich von Irland über
Deutschland hinweg bis in die Balkanregion ziehen. Gleichzeitig soll sich
rückseitig ein schmaler markanter Rücken über dem Ostatlantik aufbauen und am
Sonntag von der Iberischen Halbinsel zum Nordmeer reichen. Dabei ist ein
eigenständiges Höhenhoch über Schottland zu verzeichnen.
Die Cluster 2 bis Cluster 5 sind alle in etwa gleichverteilt und werden von 7
bis 9 Membern gestützt. Dabei wechseln alle Muster früher oder später von
blockierenden Verhältnissen hin zu zonalen Strömungsverhältnissen über dem
Atlantik und Westeuropa. Die Unterschiede sind dann schließlich über
Mitteleuropa zu finden. Bei Cluster 2 schwenkt Pablo unter starker Abschwächung
über Deutschland hinweg nach Osten. Die Musik spielt allerdings bei den
britischen Inslen, wo sich ein Langwellentrog intensiviert und zunehmend nach
Süden ausdehnt. Deutschland würde demnach auf die Trogvorderseite in eine
hochreichend südwestliche bis südliche Strömung geraten.
Das Cluster 3, dem auch der Haupt- und der Kontrolllauf zugeordnet werden, lässt
Tief Pablo über die Nordhälfte des Landes hinwegziehen, ohne groß an Kraft
einzubüßen. Gleichzeitig wird über dem nördlichen Mittelmeerraum eine
Zyklogenese ausgelöst. Der auf Pablo bzw. dem Kurzwellentrog in der Höhe
nachstoßende Rücken ist bei dieser Interpretation nur sehr schwach auf der
Brust, sodass keine durchgreifende Wetterberuhigung zu erwarten wäre.
Das Cluster 4 zeigt nur einen schwachen Kurzwellentrog, der auf seinem Weg nach
Osten weiter an Amplitude verliert. Entsprechend wird auch das Bodentief um den
ehemaligen Tropensturm Pablo nur als Randtief geführt, das sich über dem
Kontinent rasch auffüllt und somit an Wetteraktivität verliert. Insgesamt ähnelt
dieses Cluster den Strukturen des det. Laufes vom UKMO.
Auch bei Cluster 5 nimmt der Kurzwellentrog keine Fahrt auf, sodass auch das
Bodentief Pablo keine große Intensivierung erfährt. Zudem wird es auf der
Vorderseite des steuernden hochreichenden Tiefs über dem Atlantik schon über den
Britischen hinweg Richtung Skandinavien geführt und kratzt dabei nur knapp den
deutschen Raum im Nordseeumfeld. Die Cluster 4 und 5 kommen dabei den
Interpretationen des GFS am nächsten.
Das Cluster 6 zeigt über dem gesamten Zeitraum weiter einen atlantischen Rücken.
Dabei werden die Druckmuster insgesamt intensiver gerechnet. Der Kurzwellentrog
samt korrelierendem Bodentief um Pablo würden stark ausgeprägt über Deutschland
hinweg gesteuert und von einem kräftigen Hoch gefolgt. Insgesamt ist dieses
Cluster von stärkeren meridionalen Strömungsverhältnissen geprägt.
Schon die große Anzahl der Cluster zeigt, dass die Einbindung eines tropischen
Systems in die Zirkulation der gemäßigten Breiten mit Problemen in der
Vorhersage verknüpft ist. Eine Vorhersage vor allem für den mitteleuropäischen
Raum gestaltet sich entsprechend schwierig.
In der erweiterten Mittelfrist von 192 bis 240h werden die Unsicherheiten im
Geopotential- und Luftdruckmuster in insgesamt fünf Cluster wiedergegeben.
Sowohl die Anzahl an Cluster als auch das Schwanken zwischen den
unterschiedlichen Grundstrukturen (Schemas) und die nahezu gleichverteilten
Ensemblemitglieder lassen eine seriöse Aussage für diesen Zeitraum nicht mehr
zu. Als Gemeinsamkeit kann aber festgehalten werden, dass alle Cluster mehr oder
weniger stark ausgeprägt milde Witterungsbedingungen zeigen. Von einem
Wintereinbruch fehlt daher nach den derzeitigen Berechnungen jede Spur!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Vom EFI gibt es lediglich am Freitag für den Westen des Landes zaghafte Hinweise
auf überdurchschnittliche Regenmengen bezüglich des Modellklimas. Ansonsten sind
aus Sicht des EFI keine außergewöhnlichen Verhältnisse zu erwarten. Auch die
Probabilistik zeigt von Donnerstagabend bis Freitagabend in den Staulagen der
westlichen Mittelgebirge geringe Wahrscheinlichkeiten bis 10% für Mengen über 30
l/qm/24h, im Südwesten, den Vogesen und dem Schwarzwald sowie Teilen der Alb
stützen bis zu 40% beim C-LEPS entsprechende Mengen. Im Südschwarzwald gibt es
beim C-LEPS sogar geringe Hinweise bis 20% für unwetterartige Regenmengen über
50 l/qm/24h. Dort muss zudem auch der 48h bzw. der 72h-Zeitraum berücksichtigt
werden, da die Niederschläge dort bis in die Nacht zum Sonntag mit
unterschiedlicher Intensität anhalten sollen. Beim EZMW gibt es entsprechend bei
Wahrscheinlichkeiten bis 25% Signale für Mengen über 40 l/qm.
Der Wind frischt mit Durchzug des Tiefs Pablo ebenfalls auf, für stürmische Böen
oder Sturmböen gibt es aber von der Probabilsitik nur in den Kammlagen bevorzugt
in der südhälfte des Landes geringe Hinweise.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund der größeren Unsicherheiten EZ-EPS, bei den Temperaturen auch MOSMIX.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel