DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-10-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.10.2019 um 10.30 UTC



Zunächst recht ruhiges und kaltes Hochdruckwetter. Zum Ende der Woche wieder
milder, windiger und regnerisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 02.11.2019


Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS ein
Langwellentrog über dem Nordosten Europas, der eine nach Südwesten
zurückhängende Spitze besitzt, welche im Laufe des Dienstages Deutschland
südostwärts überquert. Bodennah dominiert bei uns dagegen Hochdruckeinfluss, wir
befinden uns nämlich am südöstlichen Rand eines Hochs mit Schwerpunkt im Norden
Schottlands in einer nördlichen Bodenströmung. Dieses Hoch wird durch einen
Rücken über dem nordwestlichen Europa gestützt. Über den Alpen liegt noch eine
Luftmassengrenze, die am unmittelbaren Alpenrand etwas Regen bringt. Ansonsten
vermag der Trog in der Osthälfte vielleicht mal einen kurzen Schauer auszulösen,
meist ist es aber trocken und die Bewölkung teils aufgelockert. Die
eingeflossene Luftmasse ist aber mit Werten in 850 hPa zwischen 0 Grad am
Schrofenpass und -6 Grad über dem Kap Arkona recht kalt, so dass die Temperatur
auch tagsüber vielfach unter 10 Grad bleibt.
Am Mittwoch zieht der Trog nach Südosten ab und Deutschland gelangt auf die
Vorderseite eines schwachen Rückens. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
nach Mitteleuropa. Die letzten Niederschläge hören auf und nach zunächst teils
klarer und frostiger, später teils nebliger Nacht stellt sich ein ruhiger und
recht kalter Tag ein. Dabei dürfte sich teils die Sonne durchsetzen, teils
dürfte in den Niederungen aber auch der Nebel zäh sein, so dass die Höchstwerte
mitunter sogar unter 5 Grad liegen.
Am Donnerstag befinden wir uns unter einer leicht antizyklonalen westlichen
Höhenströmung, wobei das Bodenhoch seinen Schwerpunkt nach Südosteuropa
verlagert. Dadurch kann schwacher südlicher Wind aufkommen und der Weg wird frei
für wieder etwas mildere Luftmassen. Da auch die Nebelneigung etwas abnimmt,
dürfte sich vielerorts schon wieder eine leichte Milderung durchsetzen.
Am Freitag wird die Höhenströmung etwas glatter und stärker und im
Bodendruckfeld sticht jetzt ein umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem
Nordwesten Europas ins Auge. Auf dessen Vorderseite verstärkt sich der Gradient
und der südliche Wind nimmt zu, während das Hoch sich zur Ukraine zurückzieht.
Auf den Westen greift das teilokkludierte Frontensystem des Tiefs mit
Regenfällen über und erreicht am Abend schon die Osthälfte Deutschlands. Die
Temperatur steigt weiter und in 850 hPa werden am Abend schon über 8 Grad
westlich des Rheins und 2 Grad in Nordvorpommern erreicht.
Am Samstag erreicht ein Trog die Nordsee und Frankreich und der Tiefkomplex
erreicht die Nordsee. Bei mitunter frischem südwestlichem Wind gelangt dann
weiter feuchtmilde Luft nach Deutschland und es kommt zu Regenfällen.
In der erweiterten Mittelfrist lässt IFS das Tief nach Osten abziehen und es
setzt sich vorübergehend Hochdruckeinfluss und etwas kühlere Luft durch. Zum
Dienstag kommt es dann zu einer starken Austrogung über Westeuropa und folglich
wieder zur Zufuhr deutlich milderer Luft. Zudem soll dann eine Front über
Nordwestdeutschland schleifen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist nur bis
Dienstag gut. Danach ist sie fürchterlich. Zwar zeigen die letzten drei Prognose
alle, dass von Westen ein Tief übergreifen soll, nur alle zu völlig
unterschiedlichen Zeitpunkten. Während der aktuelle Lauf den Regen im Laufe des
Freitags aufziehen lässt, sollte dies nach dem gestrigen 12-UTC-Lauf schon am
Donnerstag geschehen, nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf dagegen erst in der Nacht
zum Samstag. Nachfolgend sollte nach dem gestrigen 12-UTC-Lauf wieder maritime
Kaltluft zu uns stoßen, während die 00-UTC-Läufe beide zu milden Varianten
tendieren.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit anderen Modellen offenbart die gleichen Unterschiede: ICON
lässt schon am Donnerstag ein Sturmtief über Skandinavien ostwärts ziehen,
nachfolgend soll am Freitag und vor allem Samstag wieder polare Meeresluft
einfließen. Bei GFS kommt dagegen nach Hochdruckeinfluss bis Freitag erst in der
Nacht zum Samstag wieder Regen auf, in der Folge stellt sich aber eine
südwestliche Lage ein, somit ähnelt GFS vom Timingunterschied abgesehen eher
IFS. Bei GEM soll es am Freitag wieder deutlich milder werden, der Regen zieht
aber erst am Samstag auf und ist zudem nur mit einem recht schwachen Tief
verbunden. Immerhin: auch bei GEM bleibt es dann mild.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-EPS verteilt sich im Zeitraum Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00 UTC auf
drei Cluster. Diese zeigen interessanterweise alle in etwa das gleiche Timing
für die Wetteränderung, nämlich zum Freitag dürfte diese stattfinden. Allerdings
soll nach C1 (20 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) zunächst noch eine
Südwestströmung entstehen und dann das Tief von Südwesten übergreifen. Bei C2
(20 Mitglieder) ist die Westströmung dagegen recht glatt. Bei C3 (11 Mitglieder)
kommt es insgesamt zu einer stärkeren Austrogung und das Tief greift eher von
Westen über. Insgesamt erscheinen die Unterschiede zwischen den Clustern aber
ziemlich diffus, sie helfen allerdings dabei, den Wetterwechsel auf den Freitag
zu terminieren. Die drei Cluster in der erweiterten Mittelfrist wechseln zwar
munter zwischen den Wetterregimen hin und her, offenbaren aber für Mitteleuropa
eines: Die Luft kommt im Wesentlichen aus dem Sektor Südost bis Südwest zu uns.
Wirklich kalte Lagen, wie in den Vortagen noch vermutet, sind damit vom Tisch.
Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Situation aktuell insgesamt doch
sehr unsicher ist, so sollte es nicht verwundern, wenn wir morgen schon wieder
gänzlich andere Lösungen bekommen würden.
Die Rauchfahnen für die Mitte Deutschlands sind am Dienstag bei allen Parametern
noch eng gebündelt. Nachfolgend zeigt sich ein Potenzialanstieg bis
Mittwoch/Donnerstag, danach wieder ein Rückgang, den bei zunehmender Streuung
fast alle Läufe irgendwie mitmachen. Auch bei der Temperatur zeigen fast alle
Läufe einen Anstieg bis Freitag/Samstag, um dann auf höherem Niveau (um 5 Grad
in 850 hPa) zu verharren. Es gibt zwar kalte Ausreißer, deren Anzahl ist aber
gering. Der Hauptlauf liegt dagegen am warmen Rand des Ensembles. Der
Frontdurchgang mit der deutlichsten Niederschlagsspitze ist in der Mitte
Deutschlands (Erfurt) erstaunlich gut auf den Freitag fokussiert.
Was die Temperatur und das Potenzial angeht, ähneln die GFS-Rauchfahnen jenen
des IFS. Allerdings ist die Streuung geringer. Es fällt aber auf, dass die
Mehrheit der Ensemblemitglieder den Regen in der Mitte Deutschlands erst am
Samstag aufziehen sieht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI zeigt ein Kältesignal in weiten Teilen Deutschlands am Mittwoch und
Donnerstag.

Sturm:
Cosmo-LEPS zeigt am Donnerstag eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische
Böen an der See. Am Freitag und Samstag zeigt das IFS-EPS auch geringe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen im Binnenland, die allerdings noch
nicht überzeugen.

Regen:
Von Freitagmittag bis Samstagmittag zeigt IFS-EPS eine geringe
Wahrscheinlichkeit für Dauerregen im südwestlichen Bergland.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Peter Hartmann