Thema des Tages

24-10-2019 08:20

Der eine Herbst geht, der andere kommt

Dass der Herbst ? rein wettertechnisch - diverse Facetten aufweist,
ist nicht neu. Aktuell fahren wir die ruhige, teils graue, teils
sonnige, vor allem aber milde Schiene. Das dürfte sich am Wochenende
allerdings ändern.

Eines kann man derzeit sicherlich nicht behaupten, egal, ob man den
Tag im Dauernebel respektive unter geschlossener hochnebelartiger
Bewölkung verbringt oder das Glück hat, die Sonne genießen zu dürfen:
Kalt ist es mitnichten. Nimmt man den gestrigen Mittwoch als
Referenz, so wurde in weiten Teilen des Landes die 15°C-Marke
überschritten, selbst an Orten, wo nicht ein Fitzelchen Sonne
registriert wurde. Und dort, wo es nicht ganz gereicht hat, war es
mit 12 bis 15°C alles andere als kalt, besonders, wenn man bedenkt,
dass wir uns in der letzten Oktoberdekade befinden. Spitzenreiter in
Deutschland war übrigens Garmisch-Patenkirchen, wo mit
Föhnunterstützung aus den Alpen heraus satte 25,2°C Höchsttemperatur
am Ende des Tages gemessen werden konnte, also ein glatter Sommertag
(per definitionem Tage ab 25°C aufwärts).

Gründe für die ruhige und milde Herbstwitterung sind vor allem milde
Luftmassen aus Südeuropa, die den Weg über und um die Alpen herum zu
uns gefunden haben. Diese Luft arbeitet sehr gut mit
Hochdruckgebieten zusammen, von denen das eine (NICOLA) am Donnerstag
über Osteuropa, das andere (MAJLA) über Südwesteuropa positioniert
ist. Dazwischen hat das schwache Mittelmeertief VLAD eine kleine
Bresche bis nach Deutschland geschlagen, in der sich einige
Wolkenfelder tummeln, die dem Südwesten hier und da sogar ein paar
marginale Tropfen Regen bringen können. Ansonsten ändert sich
zunächst aber nichts am Wetter, will heißen, teilweise bleibt es
längere Zeit (nicht selten sogar den ganzen Tag) hochnebelartig
bedeckt oder neblig trüb, teils setzt sich die Sonne durch. Der Föhn
in den Alpen stellt allerdings seinen Betrieb ein, wodurch es am
Alpenrand auch nicht mehr ganz so warm wird.

Am Freitag schiebt sich Hoch MAJLA bis nach Mitteleuropa vor, um
schließlich eine Liaison mit NICOLA über Osteuropa einzugehen. Damit
bleibt uns der Hochdruckeinfluss mit den typischen Merkmalen
erhalten: auf der einen Seite Dauergrau mit der Chance (aber keiner
Garantie) auf Auflockerungen im Laufe des Tages. Auf der anderen
Seite längere Zeit Sonnenschein, wobei die Wahrscheinlichkeit dafür
in den östlichen Bundesländern am größten ist. Dazu
Höchsttemperaturen zwischen 14 und 20°C, nur bei ganztägig ?trüber
Sauce? etwas darunter.

Am bevorstehenden Wochenende wird nicht nur die Uhr von Sommer- auf
Winterzeit zurückgestellt. Es deutet sich zudem eine Umstellung der
Großwetterlage an ? nicht rasant und mit voller Attacke, sondern peu
á peu. Verursacher sind ein ganzes Konglomerat an Tiefdruckgebieten
über Nord- und Nordwesteuropa, die der Meinung sind, über
Mitteleuropa müsste sich mal was ändern. Einer der Hauptdarsteller in
diesem Konglomerat ist WILHELM, der sich am Samstagmittag unweit der
Färoers aufhält, um von dort unter Abschwächung gen Nordsee zu
ziehen. Wesentlicher für uns als WILHELM selbst ist aber die
zugehörige Kaltfront, die am Samstag von der Nordsee her auf
Nordwestdeutschland übergreift, am Sonntag die Mitte überquert
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/10/24.html) und am
Montag schlussendlich den Süden erreicht.

Neben einem schmalen Regenband und einem vor allem an der Küste
zeitweise stürmisch auffrischenden, von Süd auf West springenden Wind
führt die Kaltfront ?nomen est omen ? auch einen Schwall kälterer
Meeresluft polaren Ursprungs ins Land, die gegenüber den Vortagen
nicht nur eine spürbare Abkühlung sondern auch wechselhafteres Wetter
bringt. Nun wird es aber nicht gleich so sein, dass wir uns am Montag
nur noch mit Fäustlingen, langer Unterhose und dicken Stiefeln auf
die Straße trauen können. Erstens ist es dafür jahreszeitlich
betrachtet noch zu früh, zweitens kann sich die Luftmasse auf ihrem
langen Weg von Norden über die vorgelagerten Seegebiete, insbesondere
über der Nordsee, Ende Oktober noch ausreichend erwärmen.

Immerhin, bis Dienstag geht es deutschlandweit runter auf maximal nur
noch 7 bis 12°C, im höheren Bergland um 5°C oder etwas darunter.
Gerade für den Süden, wo es am Sonntag südlich der Donau vor
Eintreffen der Kaltfront noch mal einen sonnigen und warmen Tag mit
über 20°C gibt, steht somit ein regelrechter Temperatursturz ins
Haus. Wie es temperaturmäßig im Laufe der Woche weitergeht, ist
ebenso offen wie die genaue Wetterentwicklung. Fest steht nur, dass
wir den Monat wechseln ? bienvenue November.

Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.10.2019

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