Thema des Tages
20-10-2019 08:20
Heftige Starkregenfälle über Südwesteuropa
Heftige Starkregenfälle werden in den kommenden Tagen in Teilen
Spaniens, der Balearen, Südfrankreich und Nordwestitalien erwartet,
die gebietsweise zu großen Überschwemmungen führen. Im Folgenden
werden die Details erläutert, welche Regionen besonders betroffen
sind.
Einige Bundesländer haben zurzeit Herbstferien - ein guter Zeitpunkt
also für einen kurzen Urlaub: vielleicht am Mittelmeer, um den trüben
Tagen in Deutschland zu entkommen?! Wer aber eine Reise in die
Regionen rund um den westlichen Mittelmeerraum gebucht hat, muss mit
heftigen Unwettern rechnen.
Eine großräumige Tiefdruckzone erstreckt sich aktuell von
Südskandinavien über Frankreich bis zur Iberischen Halbinsel. An
ihrer Südostflanke wird mit einer südlichen Strömung sehr feuchte und
milde Mittelmeerluft Richtung Mitteleuropa geführt. Dabei kommt es in
mehreren Schüben in Südwesteuropa gebietsweise zu kräftigen,
konvektiv durchsetzten Regenfällen und Gewittern mit
Starkregenpotenzial.
Im Laufe des Montags bildet sich über der Iberischen Halbinsel ein
ausgeprägtes und eigenständiges Tiefdruckgebiet in der Höhe,
korrespondierend dazu am Dienstag auch ein Bodentief über dem
westlichen Mittelmeer. Infolge dessen kommt es immer wieder zu
heftigen Schauern und Gewittern, die länger anhalten bzw. mehrfach
über die gleiche Region ziehen können.
Am heutigen Sonntag und am Montag sind folgende Regionen besonders
betroffen: Rhonetal/Zentralmassiv, Provence, Ligurien, Nordpiemont
und Tessin. Innerhalb von 24 bis 48 Stunden werden Regenmengen
zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter erwartet. Durch
wiederholte Gewitter und Staueffekte wie z. B. im Tessin sind
gebietsweise auch über 300 Liter pro Quadratmeter wahrscheinlich. Ab
der Nacht zum Montag setzt über dem westlichen Mittelmeer
schauerartiger, teils gewittriger Regen ein, der dann Richtung
Balearen und Südküste Spaniens ziehen wird.
Mit der Ausbildung des Tiefs über dem westlichen Mittelmeer nimmt das
Starkregenpotenzial weiter zu. Vor allem die Balearen, Nordostspanien
und Südfrankreich sind am Dienstag und Mittwoch besonders betroffen.
Kräftige Schauer und Gewitter, die länger anhalten bzw. mehrfach über
die gleiche Region ziehen, bringen in 24 bis 48 Stunden verbreitet
Regenmengen von 100 bis 300 Liter pro Quadratmeter. In Katalonien,
Andorra und Okzitanien (Südwestfrankreich) sind auch Mengen zwischen
300 und 500 Liter pro Quadratmeter wahrscheinlich. Bei Gewittern
fallen solche enormen Mengen auch in deutlich kürzerer Zeit!
Großräumige Überschwemmungen, Ausuferungen von Flüssen und Erdrutsche
sind die Folge. Wer sich in den betroffenen Regionen befindet bzw.
dorthin verreist, vermeidet möglichst bei heftigem Starkregen
jegliche Unternehmungen im Freien. Von Unterführungen, Tiefgaragen
und der Nähe zu Gewässern sollte man sich fernhalten.
Zum heftigen Starkregen können die Gewitter auch mit schweren
Sturmböen und Hagel einhergehen, und am Mittwoch frischt der
Südostwind am Golf von Lion deutlich auf, dann sind an der Südküste
Frankreich schwere Sturmböen um 100 km/h möglich. Außerdem werden an
die Südküste Frankreichs, Kataloniens und der Balearen 4 bis 6 m,
stellenweise bis 9 m hohe Wellen peitschen.
Wer noch die Möglichkeit hat umzubuchen oder als Reiseziel die
Regionen um den zentralen und östlichen Mittelmeerraum wählt, wird
mit spätsommerlichen Temperaturen um 26 Grad und sonnigem Wetter
(abgesehen von den vereinzelten Gewittern im türkischen Bergland)
verwöhnt.
Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.10.2019
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