Thema des Tages

14-10-2019 07:50

Glätte

Es ist wieder soweit, die Tage werden kürzer, die Nächte länger und
die Sonne steht nicht mehr so hoch am Horizont. Kurzum: Der Winter
kommt und mit ihm auch wieder die Gefahr von Glätte.

Es gibt ganz verschiedene Arten von Glätte. Eins haben alle
gemeinsam: Auf Straßen und Wegen sollte man sich vorsichtig bewegen,
sonst kann es unschöne "Ausrutscher" geben. Die Unterschiede bei den
Glättearten liegen in der Entstehung. Im Ergebnis bildet sich immer
Eis am Erdboden und es wird glatt. Grundsätzlich unterscheidet man
zwischen Eisglätte, Glatteis, Reifglätte und Schneeglätte.

Am einfachsten zu sehen, und damit auch zu umgehen, ist die
Schneeglätte. Sie bildet sich, wenn der gefallene Schnee
zusammengepresst wird, sich dadurch kurz verflüssigt und diese
Flüssigkeit (Wasser) wieder an der Oberfläche gefriert. Besonders
häufig lässt sich diese Schneeglätte bei altem Schnee finden.

Schon etwas weniger deutlich zu erkennen, vom Prinzip aber ähnlich,
ist Reifglätte. Auch hier wird der Reif durch Kompression kurz
verflüssigt und friert dann an Oberflächen fest. Tückisch ist die
Reifglätte, weil sie oft nicht so flächig auftritt. Zudem entscheiden
die Belagsart sowie der Randbewuchs an Straßen und Wegen über die
Glättebedingungen und können so auf relativ kurzen Wegen zu
verschiedenen Glättesituationen führen. Reif selbst entsteht auf zwei
Arten: durch Strahlung und durch Advektion. Strahlungsreif tritt
nachts bei wolkenlosem oder wolkenarmem Himmel, also nahezu
ungehinderter langwelliger Ausstrahlung auf. Dabei kühlt sich die
Temperatur am Boden oder in Bodennähe unter den Gefrierpunkt ab. Der
in der Luft enthaltene Wasserdampf lagert sich in Form von Eisnadeln
an der Oberfläche ab. Beim Advektionsreif wird feuchte und
verhältnismäßig milde Luft über Flächen geführt, die sich bereits
unter den Gefrierpunkt abgekühlt haben. An der Grenzfläche setzt sich
dann der Wasserdampf als Eis ab.

Glatteis entsteht durch spontanes Gefrieren von Regen oder Sprühregen
am Erdboden oder an Gegenständen. Dabei muss zumindest entweder der
Niederschlag oder aber die Oberfläche unterkühlt sein, damit sich
beim Zusammentreffen Eis bilden kann. Diese Form der Glätte tritt
sehr schnell auf und ist dementsprechend gefährlich. Ist der Regen
verhältnismäßig warm und "nur" die Oberfläche unterkühlt, taut der
weiter fallende Regen die Eisschicht oft schnell wieder auf und die
Glätte ist nur von kurzer Dauer. Beim Fallen von unterkühltem Regen,
also Regen mit einer Wassertemperatur unter 0 Grad, kann sich jedoch
auf dem Erdboden eine dickere Eisschicht bilden, die dann längere
Zeit für glatte Straßenverhältnisse sorgt.
Die wohl gefährlichste Glätteart ist die Eisglätte. Sie lässt sich
schwer vorhersagen und es muss auch nicht unmittelbar vorher Regen
gefallen sein. Eisglätte entsteht, wenn Wasser auf Straßen und Wegen
gefriert. Dabei muss sich die Oberfläche unter den Gefrierpunkt
abkühlen, was durch nächtliche Ausstrahlung oder Zufuhr deutlich
kälterer Luft geschieht. Oft rechnet man nicht mit Eisglätte. Sie
tritt nicht verbreitet auf und hängt von der Art und Menge des
Wassers ab. Da sich aber nicht selten eine ordentliche Eisschicht
bildet, ist die Glättewirkung stärker als bei Reif, der ähnlich lokal
unterschiedlich ausfallen kann.

So oder so kann Glätte unser tägliches Leben beeinflussen. Stau durch
Glätteunfälle im morgendlichen Berufsverkehr oder auch ein deutlich
zeitintensiverer Weg zu Bus oder Bahn können die Folge sein. Ein
Blick in die aktuelle Warnlage des Deutschen Wetterdienstes,
besonders in den Morgen- und Abendstunden, lohnt sich also. So können
Sie der Glätte immer einen Schritt voraus sein. Zudem empfiehlt sich
eine korrekte Ausstattung. Am Auto sollte man auf Winterreifen
umstellen und auch die Schuhe sollten ausreichend Profil haben.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2019

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