Thema des Tages
05-10-2019 07:20
Das Wechselspiel von Hoch- und Tiefdruckgebieten
Zum Start der Herbstferien in vielen Bundesländern lösen sich Hoch-
und Tiefdruckgebiete über Deutschland immer wieder ab. Somit bleibt
uns das wechselhafte Wettergeschehen erst einmal erhalten.
In vielen Bundesländern war bereits gestern (04.10.) der Startschuss
für die Herbstferien. Lediglich in Hessen und in Rheinland-Pfalz
blieben die Schulen bereits seit dem vergangenen Montag (30.09.)
geschlossen. In Sachsen und Nordrhein-Westfalen müssen sich die
Schüler hingegen noch eine Woche gedulden, in Baden-Württemberg und
in Bayern fallen die Herbstferien Ende des Monats mit vier
schulfreien Tagen verhältnismäßig kurz aus.
Der erste Tag der Ferien, also der gestrige Freitag, lud allerdings
wettertechnisch keineswegs dazu ein, viel Zeit im Freien zu
verbringen. Der mittlerweile deutlich abgeschwächte ehemalige
tropische Wirbelsturm "Lorenzo" schickte eine Luftmassengrenze über
Deutschland hinweg. Bereits im Vormittagsverlauf zogen verbreitet
dichte Wolken auf, die in weiten Teilen Deutschlands für Regen
sorgten. Wenngleich dies nicht zum Spielen an der frischen Luft
einlud, so freute sich sicherlich die Pflanzenwelt über das "kühle
Nass". Immerhin brachte "Ex-Lorenzo" in einem Streifen von
Ostwestfalen über den Harz und die Altmark bis zur Leipziger
Tieflandsbucht und zur Lausitz Regenmengen zwischen 20 und 30 Liter
pro Quadratmeter in 24 Stunden, punktuell lagen die Summen auch noch
höher.
Der Blick aus der Zentrale des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach
in Richtung Frankfurt sorgte dabei fast schon für depressive
Stimmung. Konnte man am frühen Morgen in der Webcam die Europäische
Zentralbank (EZB) erstrahlen sehen (im Hintergrund waren sogar noch
die Ausläufer des Taunus sichtbar), so verschwand das moderne Gebäude
ab etwa 12 Uhr vollständig im grauen Schleier. Denn mit Aufzug der
Luftmassengrenze von "Ex-Lorenzo" wurde die bodennahe Luft zum einen
vom Regen angefeuchtet und abgekühlt, zum anderen aber auch turbulent
durchmischt. Dies führte dazu, dass sich die Temperatur der Luft und
der sogenannte Taupunkt (siehe Einträge im www.dwd.de/lexikon) immer
weiter annäherten. Bemerkbar machte sich dies auch in der Sichtweite.
Denn in der nun gesättigten Luft sankt die Sicht von über 50
Kilometer rasch auf wenige Kilometer ab, es bildete sich Dunst, lokal
konnte sogar Nebel registriert werden. Der Unterschied zwischen Dunst
und Nebel ist dabei recht einfach zu erklären: Beträgt die
horizontale Sichtweite auf Augenhöhe zwischen einem und acht
Kilometern spricht man von Dunst, liegt die Sichtweite niedriger,
herrscht Nebel.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Webcam-Bildes im Anhang an das Thema
des Tages
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/10/5.html) wurde
eine Sichtweite an der Wetterstation im Offenbacher Wetterpark von
3,1 Kilometern gemessen, die Entfernung der DWD-Zentrale zur EZB
beträgt etwa 3,4 Kilometer. Kein Wunder also, dass diese vom Dunst
"verschluckt" wurde.
Aber geht es nun so trist weiter mit dem Wetter in Deutschland?
Aktuell ziehen sich die Niederschläge zunächst in den Süden und Osten
zurück, wo es bei Temperaturen von knapp unter 10 Grad weiterhin
regnet. Im Norden und Nordwesten setzt sich hingegen Hoch "Jennifer"
durch, die mit ihrem Schwerpunkt über Norwegen und dem Europäischen
Nordmeer liegt. Dabei bleibt es trocken und die Sonne kann sich bei
Höchstwerten von bis zu 15 Grad auch immer wieder sehen lassen.
In der Nacht zum Sonntag entsteht ein weiteres kleinräumiges Tief
über den Britischen Inseln und zieht in der Folge mit seinem Kern
über Südwestdeutschland hinweg. So regnet es am Sonntag vor allem im
Westen und Südwesten unter dichten Wolken für längere Zeit. Insgesamt
können dort in 24 Stunden sogar 10 bis 20 l/qm niedergehen. Im Stau
des Schwarzwaldes sowie an den Alpen können sich noch höhere Mengen
akkumulieren. Der Norden und Osten hingegen gehen leer aus, was die
Niederschläge angeht. Dort kann sich auch häufiger mal die Sonne
zeigen. Trotzdem sollte man sich bei Temperaturen von maximal 13 Grad
warm anziehen, wenn man sich draußen aufhält.
In der Nacht zum Montag verlagert sich der Schwerpunkt der
Niederschläge allmählich wieder in Richtung Alpen, so kann es dort
wieder längere Zeit regnen. Sonst lassen die Niederschläge nach und
es baut sich erneut Zwischenhocheinfluss auf.
Am Montag klingen die Niederschläge dann auch im Süden rasch ab.
Nachfolgend lockern dort die Wolken nach und nach auf. Vielerorts
scheint dagegen bei nur wenigen Wolken längere Zeit die Sonne. Die
Luft bleibt jedoch bei einem leichten bis mäßigen Ost- bis Südostwind
bei Temperaturen zwischen 9 und 14 Grad recht frisch. Lediglich am
Oberrhein kann mitunter die 16-Grad-Marke erreicht werden.
Am Dienstag folgen dann die nächsten Ausläufer eines Islandtiefs
namens "Peter", der weiteren Regen im Gepäck hat. Es bleibt also bei
einer wechselhaften Witterung. Für Freiluftaktivitäten muss man somit
entweder Regenpausen abpassen oder einfach gemäß dem Spruch "Es gibt
kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung" mit warmer
Regenkleidung vorsorgen.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.10.2019
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