DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
20-09-2019 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.09.2019 um 10.30 UTC
Wechselhaft und mäßig-warm, dabei kaum signifikante Wettergefahren.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 27.09.2019
Die ab dem kommenden Montag beginnende Mittelfrist wird dem neuesten EZMW-Lauf
von 00 UTC zufolge geprägt durch eine schon bestehende, aber bereits
modifizierte Omega-Lage, die bei uns kein "astreines" Hochdruckwetter mehr
bringt. Insbesondere gibt es über Mitteleuropa ein Unterwandern des Höhenrückens
durch mehrere Kurzwellentröge/Höhentiefs. Der weit bis ins Nordmeer aufgewölbte
Höhenrücken wird dadurch zeitweilig abgeschnürt. Zudem pirscht sich der westlich
von uns gelegene Langwellentrog des Omegas im Wochenverlauf allmählich an den
europäischen Kontinent heran, um ihn schlussendlich am übernächsten Wochenende
(28./29.9, erweiterte Mittelfrist) einzunehmen. Alle Tage bis dahin versprechen
daher, so wechselhaft zu werden wie die Leistungen der deutschen
Europapokal-Teilnehmer im Fußball in dieser Woche.
Aber der Reihe nach. Am Montag wird das Omega durch besagten Höhenrücken mit
leicht negativ geneigter Achse ausgehend vom südöstlichen Mitteleuropa über
Dänemark bis ins Nordmeer bzw. bis fast nach Grönland reichend sowie durch zwei
ihn flankierende Langwellentröge ausgedrückt. Vom westlichen Langwellentrog über
dem Nordostatlantik hat sich dabei ein kleines Höhentief nach Oberitalien
geschlichen. Es steht in Verbindung mit einem weiteren kleinen Höhentief knapp
nördlich von Irland. Weil zudem im östlichen Langwellentrog über Skandinavien
ein Randtrog nach Süden abläuft, zeigt der Höhenrücken Abtropftendenzen mit der
Bildung eines eigenständigen Höhenhochs. Ein den beiden Höhentiefs vorgelagertes
Frontensystem greift im Tagesverlauf auf Deutschland über, wobei von Westen her
feuchte und kühlere Meeresluft eingesteuert wird. Liegen die T850 hPa zuvor bei
8 bis 12 Grad, so sinken sie dahinter rasch auf 6 bis 8 Grad.
Am Dienstag füllen sich die beiden Höhentiefs sowie das Frontensystem allmählich
auf. Über den Britischen Inseln formiert sich dann ein neues Höhentief, dem am
Boden der Ex-Hurrikan HUMBERTO unterstellt ist. Damit gelangt von Westen her mit
Unterstützung von WLA ein weiteres Frontensystem nach Deutschland. Mit
Rückdrehung der Strömung auf Südwest wird wieder etwas mildere Luft mit T850 hPa
zum Teil über 10 Grad herangeführt.
Am Mittwoch erreichen das neue Höhentief und Bodentief Ex-HUMBERTO die westliche
Nordsee. Beide Gebilde sind in Auflösung begriffen, weil sie auf das
blockierende Höhenhoch bzw. das vom ihm unterstützte Bodenhoch mit Schwerpunkt
über Skandinavien auflaufen.
Am Donnerstag zieht das kleine Höhentief von der Nordsee über Deutschland hinweg
rasch nach Osten weiter und geht über dem Baltikum in einem weiteren Höhentief
auf. Ex-HUMBERTO wird dabei mit nach Polen geschleppt, dort füllt er sich auf.
Zwar zeigt sich nachfolgend ein Rücken, dieser wird aber von WLA überlaufen,
womit sich nachmittags von Westen her schon wieder ein neues Frontensystem
annähern kann und der Zwischenhocheinfluss nur kurz anhält. Das Frontensystem
gehört zu einem Tief, dessen Schwerpunkt südwestlich von Island liegt und vom
Langwellentrog mit Drehzentrum südlich davon unterstützt wird. Im Zuge dessen
sinkt die T850 hPa auf 4 bis 7 Grad.
Am Freitag liegt das Frontensystem des Islandtiefs über Deutschland und kommt
wie das Höhenhoch bei den Britischen Inseln nur langsam nach Osten voran. Im
Warmsektor, in dem es zum Teil nur wenig regnet, strömt aus Südwesten nun erneut
mildere Luft mit T850 hPa zwischen 8 und 14 Grad heran.
Ab Samstag (erweiterte Mittelfrist) greifen Höhen- und Bodentief auf
Mitteleuropa über, sodass Deutschland in deren Einflussbereichen liegt. Dabei
strömt auch wieder leicht kühlere Meeresluft mit T850 zwischen 6 und 12 Grad
ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Am groben Ablauf mit wechselhaftem und mäßig-warmem Wetter gibt es beim
Vergleich des heutigen 00 UTC-Lauf des EZMW zu seinen beiden gestrigen Vorläufen
kaum Zweifel. Details wie beispielsweise die etwas unterschiedliche Verlagerung
von kleinen Höhentiefs bewirken jedoch noch Änderungen am genauen Fahrplan, vor
allem wann es wo regnet. Neben den dafür notwendigen kleinen Abänderungen der
Niederschlagsvorhersagen müssen auch die Temperaturvorhersagen aufgrund
möglicher Phasenverschiebung leicht angepasst werden. Die Quantität der
Niederschläge und das Temperaturniveau bewegen sich aber weiterhin auf dem
Niveau der Vorläufe.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
GFS, ICON und die anderen globalen Modelle bringen keine neuen Ideen auf den
Wettervorhersagenmarkt. Einzig beim ICON ist ein schnelleres Übergreifen des
etwas schwächer ausgeprägten Höhentiefs zum Ende der kommenden Woche zu sehen
(etwa 24 Stunden früher).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles sind für diverse deutsche Städte bis zum
Donnerstag meist eng gebündelt und bestätigen den deterministischen Lauf. Danach
gibt es einen wohldefinierten Median-Bereich, die Streuung dagegen öffnet sich
recht weit. Das liegt aber in erster Linie an wenigen größeren Ausreißern. Der
wechselhafte Charakter wird durch ab Montag überall vorhandene
Niederschlagssignale unterstrichen.
Die Clusteranalyse liefert stattliche 5 Cluster für den Zeitraum Mittwoch, 00
UTC bis Freitag, 00 UTC. Zwar unterscheiden sie sich bezüglich der Höhentiefs im
Detail, im Groben bleibt aber die Aussage des deterministischen Laufs bestehen.
Der größte Unterschied ist in C4 durch einen kräftigeren Rücken mit leicht
stärkerem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag zu sehen. C3 tendiert ebenso etwas
mehr in diese Richtung. Von Samstag, 00 UTC bis Montag, 00 UTC werden 3 Cluster
berechnet. Alle zeigen das Übergreifen eines Höhentiefs/-troges in leicht
unterschiedlicher Ausprägung.
FAZIT:
Die heutige Vorhersage des deterministischen Laufs des EZMW mit wechselhaftem
Wetter, zeitweiligen Niederschlägen bei mäßig-warmen Temperaturen ist belastbar,
einzig die Details müssen noch festgezurrt werden. Darüber hinaus muss auch noch
geklärt werden, wie kräftig das Höhentief bzw. der Höhentrog am übernächsten
Wochenende sein wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI zeigt keine Auffälligkeiten im Mittelfristzeitraum.
Nach COSMO-LEPS ist jedoch eine geringe Wahrscheinlichkeit für Dauerregen am
Alpenrand am Montag gegeben. Zudem können ab Dienstag örtlich Gewitter
auftreten, wobei dann lokal Starkregen gering wahrscheinlich ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZWM-Det., EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler