Thema des Tages
20-09-2019 09:20
Trockenheit ?Die Schattenseite des Hochdruckwetters
Nach der außergewöhnlichen Dürre 2018 verlief auch dieses Jahr bisher
ungewöhnlich trocken. Seit Ende August hat es in vielen Regionen
Deutschlands kaum mehr geregnet, sodass viel Flüsse wieder
Niedrigwasser führen.
In den vergangenen Wochen dominierte größtenteils trockenes und
sonniges Hochdruckwetter. Während einige Gebiete, wie zum Beispiel
die Alpen, das Alpenvorland und der Norden Schleswig-Holsteins in den
letzten 30 Tagen ausreichend Regen erreicht hat, hat es in vielen
Gebieten Deutschlands nur sehr wenig geregnet. Besonders in der Mitte
fiel mancherorts fast kein Tropfen. (Siehe Abbildung der Regenmengen
der vergangen 30 Tage.). Nun sind lang andauernde Hochdrucklagen im
September nichts Ungewöhnliches und treten häufiger auf. Diese
Wettersingularitäten werden auch "Spätsommer" genannt, der dann im
September nicht selten in den Altweibersommer übergeht. Das Problem
in diesem Jahr ist allerdings, dass bereits der gesamte Sommer
deutlich zu trocken war und es im Sommer immer wieder Hitzeperioden
gab, in denen besonders viel Wasser verdunstete und die Böden
mittlerweile ausgetrocknet sind. Auch solche Sommer sind in der
Vergangenheit immer mal wieder aufgetreten und brachten in der Regel
keine allzu großen Probleme für die Vegetation. Doch dieses Mal ging
eine ausgeprägte Dürre voraus: 2018 wird als DAS Dürrejahr in die
Geschichte eingehen. Langanhaltende Hochdruckphasen sorgten dafür,
dass von Februar bis November 2018 jeder Monat zum Teil deutlich zu
trocken war. Über mehrere Wochen fiel oft überhaupt kein Regen.
So leiden derzeit vielerorts die Pflanzen wieder an Trockenstress.
Besonders deutlich sieht man dies an den Bäumen. Anstatt die
Laubfärbung einsetzt, werden in manchen Regionen viele Blätter
einfach braun. Die Bäume werfen ihre Blätter ab, um sich vor
Verdunstung zu schützen. Bei starker Trockenheit können sogar
Seitenäste nicht mehr mit Wasser versorgt werden, sodass der Baum
diese abwirft. Man spricht auch von Trockenbruch. Besonders zu
schaffen macht die Trockenheit den Fichten. Der Borkenkäfer, der
Erzfeind der Fichte, vermehrt sich bei trockenem Wetter besonders
stark. Die Käfer befallen die Fichten und legen Brutgänge unter der
Rinde an. Normalerweise kann sich der Baum dagegen wehren, indem er
Harz bildet. Ist der Baum allerdings nicht mit ausreichend Wasser
versorgt, kann nicht genügend Harz gebildet werden. Deshalb sterben
nun zum Teil ganze Fichtenwälder ab.
Ursache für die Trockenheit ist die Häufung sogenannter
"Blockadelagen". In der Regel ziehen Tiefdruckgebiete von West nach
Ost über Nordeuropa. Ihre Fronten bringen dann in Mitteleuropa
Niederschläge. Man spricht auch von einer "Westwetterlage". Diese
Westwetterlagen sind in den letzten 20 Jahren aber seltener geworden.
Die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete wird immer häufiger von
Hochdruckgebieten blockiert. Je nachdem, wo das Tiefdruckgebiet zum
Liegen kommt, haben wir längere Zeit Regenwetter, oder es bleibt
unter Hochdruckeinfluss lange sonnig und trocken. Die
Witterungsabschnitte sind beständiger geworden. In den vergangenen
Jahren brachte der Wechsel immer noch genügend Niederschlag. Doch
seit Februar 2018 dominieren die Hochdruckwetterlagen über
Mitteleuropa. Für längere Zeit unterbrochen wurden diese nur von
einer länger andauernden Nordwestwetterlage im Winter und einigen
regnerischen Phasen im März und im Mai 2019.
Doch leichte Entspannung ist in Sicht. Nächste Woche stellt sich eine
Südwestwetterlage ein. Dabei gelangt feuchte und warme Meeresluft
nach Deutschland. Uns erwartet also ein wechselhafter
Witterungsabschnitt, bei dem immer wieder Regen fällt.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.09.2019
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