DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
16-09-2019 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.09.2019 um 10.30 UTC
Anfangs noch kühle Nordwestströmung, anschließend antizyklonal mit steigender
Temperatur. Keine nennenswerten Niederschläge oder signifikanten
Wettererscheinungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 23.09.2019
Am Donnerstag zeigt die Höhenströmung ein stark amplifiziertes Muster mit einem
Trog über Osteuropa und einem Rücken mit Achse bei Island. Deutschland liegt
zwischen den beiden Schwergewichten in einer nordwestlichen Strömung. Damit
werden recht kalte Luftmassen polaren Ursprungs über die Nordsee nach
Deutschland geleitet. So liegt die 850 hPa Temperatur nur um 0 Grad.
Mit der Nordwestströmung wird die Luft über der Nordsee angefeuchtet, sodass
feuchte Luftmassen und dichte Bewölkung mit etwas Niederschlag bis zu den
zentralen und östlichen Mittelegebirgen ausgreifen. Im Nordosten gibt es
trogbedingt einzelne Schauer, es kann gebietsweise auch länger die Sonne
scheinen (Skandiföhn). Auch im Südwesten ist es häufig sonnig (Nähe zum Rücken).
Die Maxima liegen zwischen 14 und 20 Grad.
Am Freitag kommt die Achse des Höhenrückens ostwärts voran, sodass der
antizyklonale Einfluss in Deutschland weiter zunimmt. Das Bodenhoch liegt dann
mit Kern über der Nordhälfte des Landes. Damit stellt sich eine gradientschwache
Lage ein. Damit bilden sich aus der Nacht heraus teils dichte Nebelfelder. Diese
können sich vornehmlich im Norden und Osten in Form von Nebel oder Hochnebel
längere Zeit halten.
Durch die weiterhin nordwestliche Strömung und der anhaltenden Zufuhr kalter
Luftmassen kommen die Höchstwerte nach kalter Nacht (im Südosten bis 2 Grad mit
Bodenfrost) nur langsam in Fahrt. Meist liegen die Werte unter 20 Grad, nur im
Südwesten werden bis 22 Grad erwartet.
Am Samstag erreicht die Achse des stark amplifizierten Höhenrückens allmählich
den Westen Deutschlands, sodass nachfolgend die nordwestliche Höhenströmung sich
immer mehr abschwächt. Damit können von Westen auch wärmere Luftmassen
übergreifen. So steigt die 850 hPa Temperatur in den westlichen Landesteilen
wieder auf 10 Grad.
Begleitet wird der Warmluftvorstoß von einer Warmfront, die den äußersten Norden
und Nordosten Deutschlands aber nur mit vorübergehend dichteren Wolkenfeldern
tangiert. Sonst gibt es viel Sonne und überall bleibt es trocken bei 18 bis 25
Grad.
Am Sonntag wandert der sich langsam abflachende Rücken über Deutschland hinweg
und zieht am Montag ostwärts ab. Dann gelangt Deutschland auf die Vorderseite
eines Troges mit eigenem Höhentiefzentrum bei Irland. Während der Sonntag noch
vielfach sonnig ist, machen sich am Montag von Westen kommend dichtere
Wolkenfelder mit Schauern und Gewittern bemerkbar. Die Höchstwerte erreichen
gebietsweise wieder Sommerniveau mit 19 bis 27 Grad und auch die Nächte werden
wieder milder.
In der erweiterten Mittelfrist rückt der kräftige Trog Deutschland immer mehr
auf die Pelle, sodass das Wetter zunehmend wechselhaft wird und die wärmsten
Luftmassen allmählich ostwärts abgedrängt werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn der Mittelfrist zeigt sich das EZMWF-Modell sehr konsistent, sodass
sich keine größeren Unterschiede bis zum Wochenende ergeben.
Die Unterschiede nehmen dann ausgangs des Wochenendes zu, wenn es um die Frage
geht, wie rasch der nachfolgende Trog nach Deutschland ausgreifen kann.
Vergleicht man den heutigen 00 UTC Lauf mit dem gestrigen 00 UTC Lauf, so sieht
man, dass die Entwicklung in den neusten Berechnungen deutlich progressiver
vorhergesagt wird. Das liegt vor allem daran, dass das Höhentief an der
Südflanke des Troges im neuesten Lauf kräftiger und weiter nördlich vorhergesagt
wird.
Davon abgesehen, zeigen aber alle Modellläufe, dass bis zum Ende des
Vorhersagezeitraums der Trogeinfluss deutlich zunimmt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die verschiedenen Globalmodelle verlaufen bis zum Wochenende in guter
Übereinstimmung. Wie auch schon modellintern beim EZWMF zeigt sich auch im
Modellvergleich die steigende Unsicherheit ab Sonntag bezüglich der
Ostwärtsverlagerung des Rückens. So ist ICON nochmal deutlich rascher, als das
EZMWF. Schon am Montag würde Deutschland damit in den Trogbereich gelangen. GFS
ist insgesamt dem EZMWF recht ähnlich und zeigt ein zögerndes und allmähliches
Übergreifen in Schüben.
Angesichts der Vorhersagezeitraums kann man aber von wirklich guter
Übereinstimmung sprechen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Beim Blick auf die Rauchfahnen des EZMWF bestätigt sich die verhältnismäßig
geringe Vorhersageunsicherheit im Mittelfristzeitraum. So verlaufen bei
Temperatur, wie auch bei Geopotential Haupt- und Kontrolllauf recht eng
beieinander und bewegen sich Bereich des Medians aller Ensemblemember. Zudem ist
die Streubreite des Ensembles bis fast zum Ende der Vorhersage relativ gering.
Die ersten Niederschlagssignale sind demnach auch erst am Montag zu finden,
verbleiben aber auch dann insgesamt gering.
Das Clustering des EZMWF gibt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Sa00 bis Mo00)
etwas überraschend insgesamt fünf Szenarien. Schaut man aber auf Europa und
Deutschland, so sieht man schnell, dass die einzelnen Cluster doch ziemlich
ähnlich sind. Unterschiede sind nur, wie sehr der Rücken abflacht und wo genau
sich dessen Achse befindet.
Im Zeitraum +192 bis +240h (Di00 bis Do 00) werden vier Cluster angeboten. Nun
lassen sich schon klarere Unterschiede identifizieren. So gibt es Cluster, bei
denen noch recht lange der Rücken wetterbestimmend ist und andere, wo der Trog
komplett übergreift. Auch gibt es eine Option, dass die Höhenströmung sich
glättet und zonalisiert (Westwetterlage). Haupt- und Kontrolllauf befinden sich
in Cluster 2, wonach ein breiter und kräftiger Trog auf Deutschland übergreift.
Das Ensemble des GFS zeigt ein vergleichbares Bild mit nur geringer Streubreite
bis Mitte kommender Woche und den ersten nennenswerten Niederschlagssignalen ab
Dienstag. Danach nimmt die Schwankungsbreite deutlich zu. Allerdings wirken die
Amerikaner beim Betrachten der prognostizierten nur schwachen
Niederschlagssignale stärker antizyklonal, als das EZMWF.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Es werden zunächst keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet. Zu Beginn
der kommenden Woche steigt dann das Gewitterpotential von Westen her an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMWF, EZMWF-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer