Thema des Tages
07-07-2016 14:40
Frankreich vs. Deutschland - das Wetter spielt mit
Wer erinnert sich nicht an den 29.05.2016, als in einem
EM-Vorbereitungsspiel der deutschen Mannschaft gegen die Slowakei in
Augsburg das Wetter das Geschehen auf dem Platz in eine Nebenrolle
drängte und wolkenbruchartige Regenfälle, Hagel und Blitzschlag
eigentlich zu einem Spielabbruch hätten führen müssen? Nun, es wurde
zu Ende gespielt, die Löw-Elf verlor 1:3, was knapp einen Monat
später in Frankreich aber korrigiert werden konnte (3:0).
Am heutigen Donnerstagabend nun kommt es in Marseille zu einem
weiteren, ungleich wichtigeren Spiel der DFB-Auswahl. Gegen Gastgeber
Frankreich geht es um den Einzug ins EM-Finale, das am kommenden
Sonntagabend in Paris ausgetragen wird. Fragen zu diesem Spiel gibt
es gefühlt tausende: lässt Löw Dreier-, Vierer- oder Fünferkette
spielen, wer kommt für Khedira (der Verfasser würde für Weigl
plädieren, das aber nur am Rande), wer spielt im Sturm, trifft Müller
endlich und, und, und.
Wichtig ist aber noch eine ganz andere Frage - und da wären wir
wieder beim Eingangsstatement -, nämlich, was macht das Wetter: in
Frankreich, speziell in Marseille, aber natürlich auch in
Deutschland, wo viele Fans ein Public-Viewing der klassischen
Betrachtung aus der Couch- und Sesselperspektive den Vorzug geben?
So viel vorweg, die Natur bzw. die Atmosphäre meint es gut mit den
Fußballern und Fans, was ja beileibe keine Selbstverständlichkeit ist
in diesem Sommer 2016. Sowohl unser südwestliches Nachbarland als
auch wir profitieren am heutigen Donnerstag von einer Hochdruckzone,
die sich ausgehend vom berühmten Azorenhoch bis weit auf den
europäischen Kontinent erstreckt und sogar einen eigenen Namen trägt
- Hoch ZACHARIAS. Er - respektive das Hoch - sorgt in beiden Ländern
tagsüber für viel Sonnenschein und vor allem für trockene
Verhältnisse, die auch während des Spiels sowie in der Nacht zum
Freitag andauern.
Einen kleinen Schönheitsfehler hat das ganze Wetterkonstrukt aber
doch. Über Nord- und Nordostdeutschland ziehen dichtere Wolkenfelder
hinweg, deren Entstehung dem Tief SCHEKIBA in die Schuhe geschoben
werden dürfen, das von Schottland aus gen Norwegen unterwegs ist.
Immerhin ist die "Dame" so gnädig, beim Regen deutlich weniger
offensiv an die Sache heranzugehen als bei der Bewölkung. So kann es
hier und da gelegentlich zwar mal etwas regnen oder nieseln, vor
allem im äußersten Norden, die ganz großen Regengüsse oder gar
Wolkenbrüche stehen allerdings nicht auf der Karte, so dass bei
vielen die innere Flüssigkeitszufuhr die äußere um Längen übertreffen
dürfte.
Und was machen die Temperaturen? In Marseille steigen sie heute
Nachmittag auf knapp über 30 Grad. Während des Spiels wird es nicht
mehr ganz so heiß sein, im vergleichsweise engen Stadionkessel dürfte
die Temperatur aber immer noch in den hohen bis mittleren
"Zwanzigern" liegen - recht mollig also, aber eigentlich kein Problem
für eine Mannschaft, die im überwiegend tropischen Klima Brasiliens
nach sieben Spielen Weltmeister geworden ist.
Bei uns in Deutschland wird es tagsüber nicht so heiß wie in
Südfrankreich, so dass auch die Abendtemperatur niedriger ist. Als
Faustregel gilt für den Spielbeginn um 21 MESZ: Im Süden und Westen
um oder etwas über 20 Grad, wobei es in den Metropolen allgemein
etwas wärmer ist (und in der Nacht auch bleibt) als "auf dem Land".
Nach Norden und Osten hin liegen die Anpfiffwerte bei 16 bis 19 Grad,
was aber durch ein hoffentlich erwärmendes Spiel kaschiert wird. Die
beigefügte Abbildung zeigt die Verhältnisse einiger ausgewählter
deutscher Großstädte um 21 MESZ.
Also, das Wetter spielt heute Abend mit, nun sind Jogi´s Jungs
gefordert -schwierig aber machbar, vor allem wenn Müller mal treffen
würde. Schaun mer mal...
Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.07.2016
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