DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-08-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.08.2019 um 10.30 UTC



Vielfach Fortdauer des sonnigen und heißen Spätsommerwetters
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 30.08.2019


Zu Beginn der neuen Woche wölbt sich zwischen einem Cut-Off über Portugal und
einem weiteren Höhentief über der Adria ein Rücken von Nordafrika über das
westliche Mittelmeer, Frankreich bis in den Südwesten Deutschlands auf. Das
Strömungsmuster in der Höhe erinnert also in seinen Grundzügen an eine stabile
Omegalage. Bei genauerer Betrachtung muss man allerdings festhalten, dass über
Deutschland am nordöstlichen Rand des "Omegas" selbst bei vergrößerter Auflösung
mit Isohypsenabständen von 1 gpdm kaum Linien gleichen Geopotentials zu finden
sind. Gleichwohl zeichnet sich in der flachen Druckverteilung ein schwaches
Höhentief über Sachsen ab. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ein
ungleich markanteres Höhentief zeitgleich über England liegt, das aber auf der
Vorderseite des umfassenden Nordatlantiktroges in der Folge nordostwärts
gesteuert wird und somit für unser Wettergeschehen kaum eine Rolle spielt.
Bodennah befinden wir uns weiterhin im Randbereich eines Hochs über Westrussland
in einer schwachen südöstlichen Strömung. Dabei lagert weiterhin heiße
Subtropikluft mit 850 hPa Temperaturen um 15 Grad über Deutschland, die in der
Osthälfte (auch bedingt durch das Höhentief mit lokalen Schauern und Gewittern
in den Vortagen) leicht angefeuchtet ist. Während es also von der Nordsee bis
zum Bodensee erneut strahlungsreiches Spätsommerwetter mit mehr als 30 Grad in
der Spitze gibt, entwickeln sich weiter östlich lokale Schauer und Gewitter.
Aufgrund der nur schwachen Antriebe sollte sich die räumliche Ausdehnung aber
arg in Grenzen halten. Vielerorts wird es abermals trocken bleiben. Bezüglich
der Begleiterscheinungen muss man bei niederschlagbaren Wassergehalten der
Luftmasse um die 40 mm und nur langsamer Verlagerung der Zellen vor allem den
Starkregen im Fokus haben, der lokal unwetterartige Ausmaße annehmen kann.
Vereinzelt ist auch größerer Hagel denkbar.
Mit Einbruch der Dunkelheit sollten die Gewitter rasch zusammenbrechen und vor
allem dort wo es tagsüber geregnet hat, können sich dichtere Nebelfelder bilden.


Am Dienstag orientiert sich das o.e. Höhentief über England allmählich zur
Nordspitze Jütlands. An dessen Südrand greifen im Nordseeumfeld vorübergehend
dichtere Wolkenfelder über, die vorrangig auf den Inseln auch etwas Regen
bringen. Das ohnehin nur sehr schwach ausgeprägte Höhentief im Osten wird von
dem sich nähernden Höhentief über der Nordsee "geschluckt", womit nur noch
äußerst vereinzelt Schauer und Gewitter im Grenzbereich zu Polen und Tschechien
(vor allem mithilfe der Orographie) auftreten. Der große Rest des Landes
verbleibt unter der Omega-Achse des Rückens im Spätsommerfeeling.

Am Mittwoch wird das Omega durch einen progressiv zu den Balearen vorstoßenden
Kurzwellentrog in seinem Südteil abgeschnürt. Daher steigt über Mitteleuropa das
Potential an und nimmt schließlich Kontakt zum Hoch über Russland auf. Unter
leichter PVA formiert sich über Frankreich zögernd eine flache Tiefdruckrinne,
die aber noch außen vor bleibt. Demzufolge stehen hierzulande weiterhin viel
Sonnenschein, Höchstwerte um oder knapp über 30 Grad bei nur schwacher
Luftbewegung in Aussicht.

In der zweiten Wochenhälfte setzt über Skandinavien starke WLA ein, womit sich
der Hochschwerpunkt retrograd westwärts und damit tendenziell zu uns verlagert
(High-over-Low Lage). So verwundert es nicht, dass sich die erwähnte
Tiefdruckrinne im Bodenfeld mit Erreichen der Landesgrenze im Westen auf seinem
Weg ostwärts rasch auffüllt, womit flächendeckende Niederschläge mit hoher
Wahrscheinlichkeit mittelfristig illusorisch bleiben. Inwieweit aus Nordwesten
kühlere Luft einfließt (Azorenhochkeil mit Winddrehung auf Nordwest) oder ob
sich das Hoch einfach regeneriert, bleibt aus heutiger Sicht fraglicher denn je.
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass in diesen Zeiten im Zweifel Trockenheit und
Hitze die Oberhand behalten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Obwohl relativ konsistent liegt der Teufel bei der vorherrschenden flachen
Druckverteilung natürlich im Detail. So wird das Höhentief über der Nordsee und
damit einhergehend auch die Niederschläge stärker (wohl etwas zu stark) im
jüngsten Lauf betont. Die zur Wochenmitte von Frankreich übergreifende
Tiefdruckrinne wird von Lauf zu Lauf schwächer gerechnet und erreicht
mittlerweile keinen Druck mehr unterhalb 1015 hPa über Deutschland. Entsprechend
nehmen die damit verbundenen Niederschlagssignale weiter ab. Neu ist die
Regeneration des Hochs ohne Einbezug eines Azorenhochablegers, wodurch die
Abkühlung zumindest im Mittelfristzeitraum bis nächsten Freitag vorerst
ausbleibt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Tendenz der sich immer weiter abschwächenden Tiefdruckrinne geht das GFS
mit, ICON bleibt da noch etwas forscher. Eine ausbleibende Abkühlung zeichnet
sich modellübergreifend zumindest mal für die Südhälfte Deutschlands deutlich
ab. Im Norden haben sie das kanadische GEM und auch GFS weiterhin im Programm.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Höhepunkt der spätsommerlichen Hitzewelle wird recht einheitlich von den
Rauchfahnen für den kommenden Mittwoch simuliert mit landesweiten T850 hPa
Temperaturen um 18 Grad. Da die Luftmasse zeitgleich etwas feuchter wird,
schlägt sich dieser Anstieg so gut wie nicht in den Höchstwerten nieder, die
verbreitet zwischen 28 und 33 Grad liegen sollten. Danach nimmt die Streuung
deutlich zu, womit die Vorhersage sehr unsicher wird. Während die Mehrzahl der
Member weiterhin einen Rückgang zum Wochenende auf rund 10 Grad in 850 hPa
präferiert, weicht der Kontroll- und insbesondere der deterministische Lauf des
EZ deutlich nach oben ab. Im Norden reicht er mitunter sogar aus der Memberschar
heraus. Die Niederschlagssignale sind entsprechend der diskutierten Wetterlage
sehr verhalten.

Den kühleren Einschlag aus Nordwest sieht aktuell nur noch das 3. Cluster mit 12
Membern. Die übrigen 2 Cluster bevorzugen die Regeneration und Westverlagerung
des für uns dann einflussreicheren Hochs über Russland respektive dem Baltikum.
In der erweiterten Mittelfrist sieht man alles - nur so gut wie keine Hinweise
kühles und regenreiches Wetter. Blocking scheint weiterhin Trumpf zu sein.

FAZIT:
Bis weit in die neue Woche hinein Fortdauer des heißen und sonnenscheinreichen
Spätsommerwetters. Dabei nur sehr vereinzelt Schauer und Gewitter, vielfach
trocken. Zum Wochenende hin leichte Abkühlung am ehesten in der Nordhälfte, aber
noch sehr unsicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Typ und Ausprägung obliegen den Verfahren des Nowcastings. Das synoptische Setup
wurde im Text bereits diskutiert. Erhöhte Unwettergefahr ist vor allem am
Sonntag und Montag in der Osthälfte des Landes gegeben und primär durch heftigen
Starkregen und zum Teil auch größeren Hagel/Ansammlungen zu erwarten.

HITZE:
Trotz der spätsommerlichen Hitzewelle mit Höchstwerten verbreitet um oder knapp
über der 30 Grad-Marke hält sich die Wärmebelastung in der fortgeschrittenen
Jahreszeit durch die längeren und damit vergleichsweise kühleren Nächte in
Grenzen. Ein weitaus größeres "Thema" dürfte in vielen Regionen erneut die
TROCKENHEIT sein/werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen