Thema des Tages
09-08-2019 08:50
YAP hält Deutschland auf Trab!
Ein Sturmtief im Sommer in unseren Breiten? Eher unüblich. YAP ist
das egal und sorgt für Trubel in der Wetterküche.
Etwas herbstlich mutet der Blick auf die Luftdruckverteilung über
Westeuropa am heutigen Freitag schon an. Ein Tief mit einem Kerndruck
von rund 980 hPa knapp südwestlich von Irland lässt eher auf das
letzte Jahresquartal als auf die erste Augustdekade schließen. Doch
die bei manch einem möglicherweise nun eingetretene jahreszeitliche
Desorientierung löst sich spätestens beim Blick auf die für heute
prognostizierte Höchsttemperatur schnell wieder auf. Denn an der
Südostflanke dieses Tiefs, das übrigens kurz und knackig YAP getauft
wurde, wird sehr warme Luft aus Südwest nach Deutschland geführt, was
sich heute vielerorts in 25 bis 33 Grad äußern wird.
Rein von der Luftmasse her könnte es im Prinzip auch noch wärmer bzw.
heißer werden, allerdings verhindert YAP das mit seiner Warmfront,
die er heute nordostwärts über Deutschland steuert. Hört sich
vielleicht zunächst paradox an, aber mit dieser Warmfront ist neben
der warmen Luft auch viel Gewölk verbunden, das die
Sonneneinstrahlung und damit auch die Temperaturentwicklung hemmt.
Nun ist die bei uns einfließende Luft allerdings nicht nur warm,
sondern konnte auf ihrem Weg über den nahen Ostatlantik auch extrem
viel Feuchtigkeit aufnehmen. Vermutlich ahnen Sie schon, was jetzt
kommt. Genau, Schauer und Gewitter! Auf YAPs Warmfront folgt nämlich
rasch seine Kaltfront. Heute Nachmittag können so schon vor allem im
Westen und Nordwesten einzelne kräftige Gewitter mit Unwettergefahr
dabei sein, später dann auch in der Mitte sowie im Südwesten.
Heftiger Starkregen, Sturm- oder sogar schwere Sturmböen und Hagel
können dann als Begleiterscheinungen mit von der Partie sein. Der
Osten und Nordosten bekommt davon wohl erst am Abend und in der Nacht
zum Samstag etwas mit, dann voraussichtlich aber in abgeschwächter
Form.
Auch der Süden bleibt gewittertechnisch erst einmal außen vor, dort
stehen dann aber ebenfalls am Abend bzw. in der Nacht zum Samstag
mitunter schwere Gewitter auf der Karte. Entlang von YAPs Kaltfront
kann es dort stellenweise auch wiederholt kräftig schütten. Selbst
ein sogenannter MCS (mesoskaliges konvektives System, s. Thema des
Tages vom 07.08.2019), also ein aus mehreren Gewittern
"zusammengeschmolzener" Gewitterkomplex, kann über dem Süden für die
Nacht zum Samstag nicht ausgeschlossen werden. Dann wären neben
großflächigem Starkregen auch orkanartige Böen drin. Dahinter stehen
aber noch mehrere Fragezeichen, es empfiehlt sich also die Warnlage
im Auge zu behalten, z.B. unter www.dwd.de oder über die
WarnWetter-App.
Ausgenommen aus diesem Wettertrubel im Süden bleibt wohl
hauptsächlich ein Streifen vom Alpenrand zum Bayerischen Wald. Am
Samstag drängt die Kaltfront die Regenfälle dann aber genau dorthin,
wenngleich sich diese langsam abschwächen.
Doch damit gibt sich YAP noch nicht zufrieden! Mit seinem Kern -
mittlerweile voraussichtlich knapp östlich von Schottland angekommen
- greift sein Wind- bzw. Sturmfeld bereits am Samstagvormittag auf
Deutschland über. Vor allem in der Nord- und Nordwesthälfte weht der
Wind dann stark böig, im Westen und Nordwesten wird es sogar
stürmisch. Noch etwas doller pfeift es - quasi standesgemäß - im
Nordseeumfeld und in den Hochlagen der Mittelgebirge. Doch schon
wieder irgendwie herbstlich. Die Temperatur erhält am Samstag zwar
auch einen kleinen Dämpfer, 23 bis 28 Grad sind dann aber immer noch
meist sommerlich.
Am Sonntag wird sich YAP nach Skandinavien verzogen haben, wo ihm
langsam die Luft ausgeht. Ganz im Norden Deutschlands macht er zwar
noch etwas Wind, ansonsten ruht sich das Wetter unter
Zwischenhocheinfluss bei oftmals viel Sonnenschein und sommerlichen
Temperaturen kurz aus, bevor am Abend im Südwesten bereits neue
Schauer und Gewitter aufziehen.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.08.2019
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