DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-08-2019 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.08.2019 um 10.30 UTC



Überwiegend unbeständige Westwetterlage mit teils kräftigen Gewittern, lokal
Unwettergefahr, vor allem durch heftigen Starkregen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.08.2019


Am Mittwoch, zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums, befindet sich
Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges über Westeuropa
(Drehzentren östlich Islands und in den Forties), der von einem relativ flachen
Rücken über Osteuropa flankiert wird. Diagonal von Südwest nach Nordost liegt
eine Luftmassengrenze. Diese gehört zu einem Tief über dem Südteil Norwegens.
Sie trennt feuchtwarme Luftmassen in der Südosthälfte (Temperatur im
850-hPa-Niveau zwischen 11 und knapp 15 °C) von etwas kühlerer Luft (T850 um 10
°C) in der Nordwesthälfte. Entsprechend erreichen die Maxima Werte zwischen 24
und 29 °C bzw. 20 bis 25 °C. Aufgrund der Parallelität zur Höhenströmung kommt
diese Luftmassengrenze zunächst nicht wirklich voran - ein Wellen ist die Folge,
wobei an dem oder den Wellenscheitel(n) eine Verstärkung der Niederschläge zu
beobachten ist. In der feuchtwarmen Luftmasse der Südosthälfte entwickeln sich
zudem wiederholt kräftige Schauer oder schauerartige Regenfälle und Gewitter,
wobei durchaus Unwetterpotenzial (vor allem bezüglich heftigen Starkregens, aber
auch wegen größeren Hagels) besteht. Nordwestlich der Luftmassengrenze gibt es
ebenfalls Schauer und einzelne Gewitter, deren Intensität gegenüber den
Entwicklungen in der Südosthälfte aber limitierter sein dürfte.
In der Nacht zum Donnerstag rückt der Trog weiter nach Osten vor, wodurch die
Höhenströmung etwas aufsteilt und die Luftmassengrenze somit "Drive" in Richtung
Südosten bekommt. Entsprechend ziehen sich die Niederschläge - abgesehen von ein
paar Schauern im Norden - allmählich auf die Gebiete südlich der Donau zurück,
wo dann allerdings zum Teil doch recht erkleckliche Mengen fallen können. Ein
lokales Überschreiten der Dauerregenschwellen ist dabei an den Alpen möglich,
wobei abzuwarten bleibt, wie groß der konvektive Anteil ist, der dann ggf. über
Starkregen-/Gewitterwarnungen abgegolten werden kann.

Am Donnerstag verlagert sich das Höhentief, das am Mittwoch in den Forties lag,
nach Südnorwegen. Somit gelangt Deutschlands vollends in den Einflussbereich des
Troges und es kommt verbreitet zu Schauern und einzelnen Gewittern, die
insbesondere an der Nordseeküste (SST der Nordsee um 20 °C, T850 7-8 °C) etwas
kräftiger sein können. Die feuchtwarme Luftmasse ist indes weitestgehend aus
deutschem Territorium verdrängt, nur im äußersten Südosten sind aufgrund des
Schleifens der Front noch Reste davon zu finden (T850 um 12 °C), sodass es dort
noch zu dem ein oder anderen Gewitter mit Starkregen kommen kann. Die
Höchstwerte liegen bei 20 bis 27 °C.
In der Nacht zum Freitag verlässt die Trogachse Deutschland ostwärts. Von Westen
her nähert sich ein Rücken, der am Donnerstagabend noch über den Britischen
Inseln lag und den Aufbau einer Antizyklone am Boden stützt. Entsprechend geht
die Niederschlagsneigung - zum Teil auch tagesgangbedingt - zurück.

Am Freitag ziehen die Reste des Troges weiter nach Osten ab (im äußersten Osten
Deutschlands kann es in der ersten Tageshälfte noch einzelne Schauer geben) und
machen somit dem weiter vorankommenden Rücken Platz, dessen Achse abends den
Westen und Nordwesten Deutschlands erreicht. Dieser Rücken wird im Westen
flaniert von einem Langwellentrog über dem Atlantik, der Drehzentren über
Ostisland und südwestlich von Irland aufweist. Am Boden und auch
niedertroposphärisch etabliert sich schwacher Hocheinfluss, wobei mit der wieder
auf Südwest drehenden Strömung zunehmend wieder wärmere Luftmassen herangeführt
werden (T850 abends im Süden und Südwesten um 15 °C). Somit werden in weiten
Teilen der Mitte und des Südens 25 °C und mehr erreicht. Interessant erscheint,
dass bedingt durch die nordwestliche Strömung über der Kimbrischen Halbinsel ein
Temperaturanstieg im 850-hPa-Niveau auf Werte um 11 °C und gleichzeitig ein sehr
starker Rückgang der äquivalentpotenziellen Temperatur (im Drucklevel 850 hPa)
zu verzeichnen ist, was ein Indiz für das Einsetzen eines Skandinavienföhns ist,
der dann auch Teile Schleswig-Holsteins sonnenscheintechnisch begünstigen
könnte.
In der Nacht zum Samstag erreicht die Achse des sich noch etwas amplifizierenden
Rückens den Nordosten. Auch die Bodenantizyklone verlagert ihren Schwerpunkt ins
östliche Mitteleuropa. Dadurch klopft im äußersten Westen bereits der Ausläufer
eines Tiefs über Irland bzw. bei den Hebriden mit ersten Niederschlägen an.

Am Samstag verliert der Rücken und das korrespondierende Bodenhoch weiter
Einfluss auf das Wettergeschehen, wobei aber die Südosthälfte noch begünstigt
bleibt. In der Nordwesthälfte macht sich hingegen der Ausläufer des mittlerweile
nach Nordostschottland gezogenen Tiefs mit teils kräftigen Schauern und
Gewittern bemerkbar. Indes steigt die Temperatur im 850-hPa-Niveau weiter an:
Sie erreicht abends in weiten Teilen des Landes über 15 °C (ausgenommen der
äußerste Norden), im Südwesten sind es sogar um 22 °C. Auch wenn sich diese
wegen der wohl aufkommenden (Quell-)Bewölkung nicht mit der bekannten
Faustformel eins zu eins nach unten projizieren lassen, wird sicherlich
gebietsweise die 30-Grad-Marke überschritten.
In der Nacht zum Sonntag kommt die Front und mit ihr die Niederschläge weiter in
die Südosthälfte voran. Auch wenn der Direct Model Output keine Signale für
kräftige Niederschläge über Deutschland mehr bringt, sind diese durchaus
vorstellbar. In den Nordwesten und Norden gelangt dagegen kühlere Luft, in der
es gebietsweise zu Schauern kommt.

Am Sonntag lagert die feuchtwarme und labile Luftmasse noch in der Südosthälfte,
wo es mit Unterstützung durch den sich langsam nähernden Trog zu kräftigen und
gewittrigen Niederschlägen, teils mit Unwetterpotenzial kommt. Im übrigen Land
entwickeln sich gebietsweise Schauer.
In der Nacht zum Montag wird die feuchtwarme Luft allmählich vollends aus
Deutschland verdrängt, sodass das Potenzial für kräftige Entwicklungen immer
weiter zurückgeht. Niedertroposphärisch liegen die T850 am Morgen nur noch bei 5
bis 10 °C.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Großen und Ganzen lässt sich die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes
gegenüber seinen Vorgängern über den gesamten mittelfristigen Prognosezeitraum
als sehr gut bis gut bezeichnen, wobei die Unterschiede am Freitag und Samstag
zunehmen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zunächst zeigen die anderen Globalmodelle eine ähnliche Entwicklung wie das IFS,
wobei allerdings der donnerstägliche Trog bei den externen Modellen nicht so
stark ausgeprägt ist. Bei ICON wird die Warmluft niedertroposphärisch auch nicht
ganz so stark abgedrängt. Am Freitag und Samstag zeigt IFS den am stärksten
amplifizierten Rücken. Beim GFS ist dieser nur ansatzweise zu erkennen, bei ICON
und GEM ist er moderat, wobei er beim GEM leicht phasenverschoben ist. Durch den
schwächeren Rücken und die schwächere und schneller nach Osten abwandernde
Bodenantizyklone kann sich von Westen her schneller Tiefdruckeinfluss
durchsetzen als beim IFS. Interessant ist vor allem die Entwicklung, die das GFS
für den Samstag zeigt: Dort befindet sich über der Nordsee ein markanter Trog,
der mit einem Sturmtief über der Deutschen Bucht korrespondiert, in dessen
Einflussbereich vor allem der Norden und Teile der Mitte geraten würden. Dieses
Sturmtief wird seit dem gestrigen GFS-00-Lauf gerechnet, ist in seiner Lage
allerdings nicht konsistent.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen einer repräsentativen Auswahl deutscher Städte zeigen von
Mittwoch bis Freitag bezüglich der T850 einen allmählichen bei recht gebündeltem
Verlauf. Der danach erfolgende Anstieg gilt als sicher (alle Member zeigen das),
wenngleich die Streuung zunimmt und somit nicht sicher ist, wie stark der
Anstieg der niedertroposphärischen Temperatur ausfällt Haupt- und Kontrolllauf
liegen zunächst mittig bis am unteren Ende, am Samstag eher mittig bis am oberen
Ende der Schar der Einzellösungen.
Die gleiche Aussage lässt sich im Grunde genommen auch für das
500-hPa-Geopotenzial treffen (sinkendes Geopotenzial bis Donnerstag, danach mit
dem sich nähernden Rücken ein Anstieg).
Die Niederschlagskurvenscharen zeigen für alle Städte mit Ausnahme des Freitags
durchweg deutliche Niederschlagssignale. Lediglich für Hamburg (weniger für
Essen und Leipzig) gibt es auch für Freitag seitens einiger Member schwache
Peaks, was für eine gewisse Unsicherheit spricht, wie schnell der neue
Tiefausläufer übergreifen wird.
Beim Clustering gibt es durchweg nur einen Cluster, der dem Regime "R1 positive
NAO" zugeordnet ist, was zur Westwinddrift passt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch gibt es in der feuchtwarmen Luftmasse vor allem in der Südosthälfte
schauerartige Regenfälle und kräftige Gewitter mit Starkregen und Sturmböen.
Dabei besteht Unwetterpotenzial durch heftigen Starkregen und größeren Hagel,
vereinzelt auch durch schwere Sturmböen. Auch in der Nordwesthälfte gibt es
Gewitter, deren Intensität aber geringer ausfallen dürfte. Zwar gibt es an den
Alpen schwache Signale für ein Überschreiten der markanten
Dauerregen-Warnschwelle, aufgrund des konvektiven Charakters der Niederschläge
kann man wohl aber eher auf Starkregenereignisse abstellen.
Auch am Donnerstag stehen Gewitter mit Starkregen und Sturmböen auf dem
Programm. Im Süden ist das in den Resten der feuchtwarmen Luftmasse der Fall, im
Norden am ehesten im Nordseeküstenumfeld, da die Nordsee eine SST um 20 °C
aufweist.

Am Freitag sind hingegen wahrscheinlich keine markanten Wetterereignisse zu
erwarten, bevor es am Samstag zunächst bevorzugt in der Nordwesthälfte zu
starken Gewittern mit Starkregen und Sturmböen kommt. Unwetter sind dabei nicht
ausgeschlossen. In der Nacht zum Sonntag verlagert sich dann der
Niederschlagsschwerpunkt allmählich in die Südosthälfte.

Am Sonntag gibt es dann in der Südosthälfte verbreitet schauerartige
Niederschläge mit teils kräftigen Gewittern, wobei durchaus Unwetterpotenzial
besteht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / M.Sc. Met. Stefan Bach