DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
01-08-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.08.2019 um 10.30 UTC
Sommerlich warm und wechselhaft, zum Ende von Westen etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 08.08.2019
Auch während dieser Mittelfrist spüren wir noch (indirekt) die Auswirkungen der
vergangenen Hitzewelle, die über weiten Bereichen West-, Mittel- und Nordeuropas
stattfand. Die sich aus der Warmluftzunge über West-/Mitteleuropa über
Skandinavien in eine eigenständige Antizyklone umgebildete "Wärmeblase" driftete
in der Folge weiter nach Grönland und sorgt dort auch noch zu Beginn dieser
Mittelfrist für anormal hohes Geopotential inklusive unglaublicher
Wärmeanomalien / Folgen (u.a. 2m Temperaturabweichungen von mehr als 15 Kelvin
im Vergleich zum klimatologischen Mittel oder dem am vergangenen Dienstag bisher
größten (allerdings noch nicht offiziell bestätigten) Abschmelzvorgang, der an
einem Tag über dem Grönländischen Eisschild jemals beobachtet wurde etc.). Eine
NAO mit den tiefsten Werten seit Anfang Mai (u.U. gar noch übertreffend) und
eine ebenfalls negative AO stützen dieses Bild. Doch Hoffnung naht mit einer
grundlegenden Umkehr der Druckmuster in dieser Region, wobei
niederstratosphärische Vorhersagen zum Ende der Mittelfrist gar einen recht
symmetrischen schwachen Polarwirbel mit Zentrum über Nordgrönland andeuten.
Die Folge für unsere Mittelfrist ist ein insgesamt sehr eingefahrenes
Strömungsmuster über Mitteleuropa, da sich durch die nur zögernd abbauende
anormale Druckverteilung über Grönland die zahlreichen (den Warmluftkörper
umrundenden) kleinräumigen Kaltluftkörper weiterhin nur geringfügig verlagern.
Zugespitzt kann man gar sagen, dass wir die Mittelfrist über nur die Passage
eines Höhentroges zu erwarten haben.
Allerdings sei schon jetzt darauf hingewiesen, dass die Globalmodelle den
Geopotentialabfall über der Arktis unterschiedlich schnell zeigen und bei den
schnelleren Lösungen breits zum Ende der Mittelfrist über dem Nordatlantik eine
deutliche Zonalisierung der Strömung zu erkennen ist (teils noch ausgeprägter
als es bei IFS bisher berechnet wird). Alles in allem aber verläuft der Großteil
der Mittelfrist zunächst noch eher blockierend mit einer allmählicheren Zunahme
der Dynamik zum Ende der Mittelfrist hin (auch in einem deutlichen Anstieg der
NAO/AO zu sehen). Mit der Dynamik dürfte auch die positive SST Anomalie (0.5 bis
1 Kelvin) über dem Nordostatlantik zunehmend abgebaut werden bzw. sich südwärts
in den Bereich des absinkenden Astes der Hadley-Zelle verlagern (u.U. wichtig
für mögliche atmosphärisch-ozeanische Rückkopplungseffekte und einer
verringerten Blockadewahrscheinlichkeit für Westeuropa). Alles in allem mehren
sich die Signale aus heutiger Sicht, dass auch in der erweiterten Mittelfrist
eine dynamische Lage über West-/Nordeuropa etabliert wird.
Als potentieller Unsicherheitsfaktor sei noch auf die tropischen Stürme
hingewiesen. Allerdings werden sowohl INVEST AL96 im zentralen trop.
Nordatlantik, als auch der Hurrikan ERICK und Tropensturm FLOSSIE im Zentral-
bzw. Ostpazifik durch kräftige Subtropenhochs an einer zeitnahen Einbindung in
die Außertropen gehindert und auch die von der Numerik anvisierten "spin-ups"
aus einem Monsuntrog heraus vor den Küsten Südostasiens (in Form veritabler
Taifune) wirken sich in dieser Mittelfrist noch nicht weiter aus, sodass
wenigstens von hier noch keine Einflussnahme auf die nordhemisphärische
Wetterentwicklung besteht. Die bisher besonders auf die tropischen Bereiche
forcierten "Analyseinkremente" vom EZMW stützen dies ebenfalls.
Die Mittelfrist beginnt am Sonntag, den 04. August 2019, mit einem flachen
Höhenkeil über Deutschland, der weder stabil erscheint noch die Chance einer
Verstärkung erfährt dank abnehmender Amplitude des Troges stromauf (bzw. einer
bereits recht glatten/zonal ausgerichteten Strömung über dem Nordostatlantik).
Zudem wird er von Kurzwellen umrundet bzw. teilweise überlaufen. Alles in allem
kann also zwar ein freundlicher Tag mit Sonnenschein erwartet werden, allerdings
ziehen auch wiederholt ausgedehnte Wolkenfelder durch und es besteht ein
geringes Schauer- und Gewitterrisiko (besonders entlang der Orografie). In der
Nacht zum Montag nähert sich von Westen zudem eine alternde Okklusion mit
dichten Wolkenfeldern, aber vorerst noch keinem Niederschlag.
Am Montag ändert sich am Strömungsmuster wenig. Weiterhin verbleiben wir unter
einem flachen Höhenkeil, der jedoch von mehreren Okklusionen (bzw. einer
Okklusion und weiteren Frontenresten) durchquert wird. Daher verläuft der Tag
neben gelegentlichem Sonnenschein mit vielen Wolken und wiederholt auftretenden
Schauern und Gewittern. Zeitweise kann es auch in Okklusionsnähe über
Norddeutschland in der Nacht zum Dienstag schauerartig verstärkt für längere
Zeit regnen, wobei jedoch dank der nur schwachen Dynamik keine größeren
Niederschlagsmengen erwartet werden (meist unter 10l/qm/24h). Die
Temperaturwerte liegen von Nord nach Süd in 850 hPa zwischen +9 und +16 Grad.
Am Dienstag nähert sich der Trog über dem Nordostatlantik soweit an, dass die
Höhenströmung deutschlandweit auf Südwest kippt und was in einer Ostverlagerung
der Keilachse in Richtung Polen resultiert. Deutschlandweit setzt hochreichende
Warmluftadvektion der Marke "mäßiger Natur" ein, sodass die Temperaturwerte in
850 hPa überall rund 2-3 K zulegen und Deutschland unter einem großräumigen
Warmsektor zu liegen kommt. Dichte WLA-Bewölkung dürfte die Sonne zeitweise
verdecken und im Tagesverlauf muss zunehmend mit Schauern und Gewittern
gerechnet werden. In der Nacht zum Mittwoch deutet sich nach diesem Lauf eine
kräftigere Frontpassage aus Südwesten an, die verbreitet schauerartig verstärkte
Niederschläge zu Folge haben könnte.
Am Mittwoch erfasst der Höhentrog England und Nordfrankreich und Deutschland
gerät immer weiter in seinen Einflussbereich (Fortdauer bzw. weitere Aufsteilung
der Südwestströmung, Abkühlung in der Höhe und zahlreiche Kurzwellenpassagen
über einer noch labil geschichteten Luftmasse). Alles in allem also genau das,
was die Natur benötigt: sommerliche Wärme und zahlreiche Niederschläge, teils in
Schauerform, teils aber auch skaliger und konvektiv verstärkter Natur (besonders
über Süddeutschland mit der Tendenz zu einer schleifenden Frontpassage). Die
Temperaturwerte in 850 hPa gehen deutschlandweit von Nord nach Süd auf +10 bis
+14 Grad zurück.
Zuletzt sei noch der Donnerstag erwähnt, wo sich der Höhentrog mit seiner Achse
bis zum Abend in Richtung Benelux-Vogesen voran arbeitet und 12 Stunden später
(Freitag 06Z) mitten über Deutschland liegt. In diesem zyklonal geprägten
Einfluss dauert die Schauer- und Gewitterneigung weiter an, wobei tagsüber die
Sonnenanteile in der KLA geprägten Strömung insgesamt zunehmen sollten. Die 850
hPa Temperaturwerte liegen von Nordwest nach Südost zwischen +7 und +11 Grad.
Betrachtet man sich die 2m Temperaturentwicklung, so überwiegt bis
einschließlich Dienstag der hochsommerliche Eindruck mit 24 bis 29 Grad, entlang
des Oberrheins teilweise um 30 Grad. In der Folge gehen die Höchstwerte auf rund
25 Grad zurück mit noch kühleren Maxima, wo es längere Zeit regnet. Die
Tiefstwerte pendeln je nach Bewölkung und Niederschlagsverteilung grob um 15
Grad.
Die Niederschlagsentwicklung zeigt in diesem Lauf einen Höhepunkt zur
Wochenmitte. Nach nur gedämpfter konvektiver Niederschlagsaktivität am Sonntag
und Montag nimmt ab Dienstag die Wahrscheinlichkeit für zumindest strichweise
skalige Niederschlagsereignisse zu. Es macht allerdings noch keinen Sinn über
deren Platzierung und Intensität zu spekulieren, wenngleich die Luftmasse an
sich für kräftige Niederschläge gut sein sollte (totales niederschlagbares
Wasser jenseits von 30 mm und mäßige Labilitätswerte sowie u.U. zur Wochenmitte
die Anbindung an einen sog. "Atmosphärenfluss" aus dem Bereich der Azoren).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bezüglich der Übereinstimmung der letzten Modellläufe vom EZMW ist bis
einschließlich Mittwoch nur eine geringfügig schnellere Ostverlagerung des
Troges über dem Nordostatlantik auszumachen, die jedoch bisher keine
signifikanten Auswirkungen auf die Wetterentwicklung in Deutschland zeigt.
Allerdings setzt sich in der Folge die Tendenz einer immer stärker ausgeprägten
Verwellung der Strömung über dem Nordostatlantik fort, sodass sich die Amplitude
des Troges bei ihrer Annäherung an Deutschland ab Donnerstag immer weiter
vergrößert. Das deutet darauf hin, dass die Trogpassage in der Folge verzögert
ablaufen könnte (mit der Trogachse im letzten Lauf über Ostdeutschland (Freitag
18Z) und nicht wie in den Vorläufen über Weißrussland gelegen).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Blick auf die weiteren Globalmodelle zeigt, dass die gesamte Entwicklung
während der Mittelfrist als recht sicher angesehen werden kann, wenn es um die
großskalige Verlagerung der Keile und Tröge über Europa geht. Allerdings nimmt
zur Wochenmitte die Unsicherheit auf mehreren Skalen zu:
- der Höhentrog soll nach GFS zügiger nach Deutschland schwenken als z.B. ICON
und IFS es zeigen mit einer 180 Grad Phasenverschiebung zum Donnerstag zwischen
GFS und IFS
- die kurzwelligen Anteile, die den Höhentrog umrunden, werden von der Numerik
insgesamt noch unsicher erfasst mit Blick auf zeitliche und räumliche Passagen.
Fazit:
Alle Modelle stützen einen zunehmend wechselhaften und zunächst (sehr) warmen,
zum Ende zunehmend kühleren Wetterabschnitt. Allerdings können Feinheiten (z.B.
Niederschlagsschwerpunkte) aus heutiger Sicht noch nicht herausgearbeitet
werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Mittelfrist beginnt mit einem Cluster (negative NAO) und dauert bis zum
Mittwoch mit eben diesem einen Cluster an. Dabei wird der Bereich mit positiver
Geopotentialanomalie über Grönland weiter abgebaut, während gleichzeitig
negative Anomaliewerte von Neufundland über den Nordatlantik bis nach
Skandinavien reichen. Alles in allem stellt sich also eine zunehmend zonal
geprägte Strömung ein. Der flache Keil über Mitteleuropa wird dabei im Zuge der
Annäherung des Troges von Westen sukzessive abgebaut.
Zum Ende der Mittelfrist gibt es zwei Cluster (überwiegend negative NAO) mit dem
Kontroll- und det. Lauf jeweils im ersten Cluster. Die Unsicherheiten bilden
sich durch die variablen Amplituden der Tröge über dem Nordatlantik und
Nordeuropa ab, die jedoch während dieser Mittelfrist auf das Wetter in
Deutschland kaum einen Einfluss haben und eher auf den Freitag und Samstag
hinzielen, wie schnell der Trog nach Osten abziehen soll und wie rasch sich ein
Keil von Westen über Mitteleuropa aufwölben könnte.
Die Meteogramme in Deutschland zeigen von Nord nach Süd einen recht eng
gebündelten T2m Tagesgang mit für diese Jahreszeit meist normalen (nach Süden zu
zeitweise etwas zu hohen) Temperaturwerten. Dies stützen ebenfalls die 850 hPa
Rauchfahnen der Temperatur, die meist eng gebündelt durch die Mittelfrist laufen
und zum Mittwoch und Donnerstag von Westen sukzessive zurückgehen. Dabei liegen
sie zum Beginn der Mittelfrist über Süddeutschland etwas über dem
klimatologischen Mittel und gehen in der Folge auf leicht negative Werte zurück.
Ein Niederschlagsmaximum wird dabei am Mittwoch und Donnerstag angedeutet, wenn
die feucht-warme und labile Luftmasse langsam nach Osten abgedrängt wird.
Zahlreiche extreme Memberspitzen deuten dabei auf die hauptsächlich konvektiv
geprägte Natur des Niederschlags hin (wobei aber auch einzelne größere
HRES-Amplituden auf das Potential von skaligen Regen hindeuten).
Die GFS-ENS zeigen ebenfalls einen zunächst etwas zu warmen, zum Ende etwas zu
kalten Wetterabschnitt (bezogen auf die 850 hPa Temperatur) mit ähnlichen
Niederschlagsspitzen, die jedoch zeitlich leicht variieren. Der
Niederschlagsschwerpunkt ist aber auch hier der Mittwoch und Donnerstag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt keine Signale für von der Modellklimatologie abweichende
Parameter. Zwar nimmt der EFI-Niederschlag zum Mittwoch und Donnerstag
sporadisch zu, deutet aber eher auf das Potential von Starkregen innerhalb
größerer Gewittercluster hin. Insgesamt muss natürlich gesagt werden, dass bei
Gewittern allgemein Starkregen teils bis in den Unwetterbereich zu erwarten ist,
bevor dieses Potential zum Donnerstag nachlässt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, IFS, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy