Thema des Tages

25-07-2019 08:20

Hitzige Königsetappe

Pünktlich zum erwarteten Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle steht die
Königsetappe der Tour de France an. Ein kurzer Ausblick.

Hitze, das bestimmende Wort, wenn momentan über das Wetter gesprochen
wird. Klar, einerseits haben viele mit der zum Teil extremen
Wärmebelastung zu kämpfen, andererseits wurde am gestrigen Mittwoch
tatsächlich die 40-Grad-Marke geknackt, wobei die Kollegen der
Bundeswehr in Geilenkirchen mit gemessenen 40,5 Grad sogar über dem
bisherigen Deutschlandrekord (40,3 Grad in Kitzingen am 05.07.2015)
lagen. Dieser Wert könnte am heutigen Donnerstag allerdings schon
wieder überboten werden, denn im Südwesten und Westen werden erneut
Höchstwerte um 40 Grad erwartet.

Aber nicht nur bei uns in Deutschland, auch bei unseren französischen
Nachbarn ist bei rund 40 Grad erbarmungsloses Schwitzen angesagt. Die
Sicherheitsempfehlungen bei einer solchen extremen Wärmebelastung
sind vielfältig und erschließen sich dem gesunden Menschenverstand:
viel trinken (natürlich alkoholfrei), luftige Kleidung tragen,
sportliche Aktivitäten und falls irgendwie möglich auch längere
Aufenthalte im Freien vermeiden.

Dem geneigten Sportfan wird bekannt sein, dass derzeit das größte
Radrennen der Welt, die Tour de France, stattfindet. Kombiniert man
damit nun die letzten zwei genannten Sicherheitshinweise, so wird man
recht schnell feststellen: Das passt überhaupt nicht zusammen! Und
gerade am heutigen Donnerstag, an dem der Höhepunkt dieser Hitzewelle
erwartet wird, steht bei den Radprofis die Königsetappe der
diesjährigen Tour an: 208 km durch die französischen Alpen
(Streckenverlauf zu sehen unter
https://www.sportschau.de/tourdefrance/etappe-achtzehn-100.html)!

Gestartet wird in Embrun auf einer Höhe von 785 m (alle Angaben stets
über Meeresniveau). Danach geht es peu à peu nach oben, bis die
Fahrer nach etwa 75 km auf knapp 1500 m Höhe am Fuße des Col de Vars
ankommen. Nach rund 8 km erreichen die Fahrer diesen Pass auf einer
Höhe von 2109 m, bevor es ca. 1100 Höhenmeter bergab geht. Kurz
darauf steht schon die nächste Kletterei an. Es gilt, den auf 2360 m
gelegenen Col d?Izoard zu erreichen, einen Berg der höchsten und
damit schwierigsten Kategorie. Erneut steht eine rasante Abfahrt bis
auf 1220 m bevor, die letztlich in den Anstieg zum letzten Berg
(abermals höchste Kategorie) der Etappe, dem Col du Galibier mündet.
Der auf 2642 m gelegene Pass stellt aber nicht das Etappenziel dar,
denn das liegt im 20 km entfernten Valloire auf 1419 m. Eine
halsbrecherische Abfahrt ist vorprogrammiert.

Wie man sieht, bewegen sich die Fahrer nahezu ausschließlich in Höhen
über 1000 m. Zu ihrem Glück sollte die Temperatur daher meist unter
der 30-Grad-Marke, auf dem Col du Galibier (2642 m) sogar unter der
20-Grad-Marke liegen. Nichtsdestotrotz: Wenn die Sonne den Fahrern
beim "Erstrampeln" der Gebirgspässe auf die Helme brutzelt, wird aus
der Tour schnell eine Tortur. Da heißt es trinken, trinken, trinken!
Bis zu 1,5 Liter pro Rennstunde "schütten" die Fahrer in sich hinein.


"Schütten" ist ein gutes Stichwort. Nachmittags könnten nämlich
Schauer und Gewitter für eine Abkühlung von oben sorgen. Allerdings
kann es dann natürlich auch schnell gefährlich werden, einerseits
aufgrund von Blitzschlag, andererseits aufgrund der erhöhten
Sturzgefahr auf den nassen Straßen bei den Abfahrten. Da bleibt nur
noch zu wünschen: "Hals- und Beinbruch!" (hoffentlich nicht!).

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.07.2019

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