Thema des Tages
26-06-2019 07:50
Wird heute ein neuer Temperaturrekord aufgestellt?
Seit Tagen kommt Deutschland ganz schön ins Schwitzen. Dazu wird in
diversen Medien diskutiert, ob zum Höhepunkt der Hitzewelle am
heutigen Mittwoch die höchste in Deutschland gemessene Temperatur
erreicht wird oder nicht. Ist das möglich?
Zurzeit erlebt Deutschland eine ausgeprägte Hitzewelle. Zwischen
einem umfangreichen Tiefdruckkomplex über dem nahen Nordostatlantik
und kräftigem Hochdruck über Mittel- bzw. Osteuropa wird heiße bis
sehr heiße Subtropikluft aus dem Norden Afrikas und der Sahara zu uns
geführt. In der Folge stiegen die Temperaturen bereits in den
vergangenen Tagen sukzessive an. Am gestrigen Dienstag, dem 25. Juni
2019, wurden stellenweise Höchstwerte jenseits der 35 Grad Celsius
gemessen. Spitzenreiter war dabei die Station in Düsseldorf
(Nordrhein-Westfalen) mit 36,8 Grad. Aber auch im
rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach wurden 36,7 Grad registriert. An
einigen Stationen wurden dabei auch neue Monatsrekorde oder zumindest
Dekadenrekorde aufgestellt.
Am heutigen Mittwoch soll die Hitzewelle mit Ausnahme des Nordwestens
vorübergehend ihren Höhepunkt erreichen. In den vergangenen Tagen
wurde bereits wiederholt diskutiert, ob dabei auch der absolute
Temperaturrekord in Deutschland fallen könnte. Dieser wurde sowohl am
05. Juli als auch am 07. August 2015 in Kitzingen am Main (Bayern)
mit 40,3 Grad aufgestellt, und überholte damit die Stationen Freiburg
und Bad Mergentheim-Neunkirchen in Baden-Württemberg, die jeweils
40,2 Grad "aufs Thermometer" brachten (am 13. August 2003 bzw. am 07.
August 2015).
Allerdings wurde die für heute vorhergesagte Höchsttemperatur in den
letzten Modellläufen etwas zurückgerechnet. Zum einen liegt dies an
der von Norden her einfließenden Meereskaltluft, die eine weitere
Zufuhr heißer Subtropikluft in weite Teile Deutschlands unterbricht
und diese in die Südhälfte Deutschlands zurückdrängt. Darüber hinaus
deuten die Prognosen eine erhöhte Konzentration an Saharastaub in der
Luft über Deutschland an. Diese bleibt bei der modellseitigen
Temperaturvorhersage meist unberücksichtigt, kann aber durchaus die
Einstrahlung mindern. Dies macht sich folglich auch bei den
Höchstwerten bemerkbar.
So liegt das vorhergesagte Maximum in den Flussniederungen des
Westens und Südwestens, also an Rhein, Main, Saar und Nahe sowie
vereinzelt an der Unterelbe bei bis zu 39 Grad und damit etwa ein
Grad unterhalb des deutschlandweiten Allzeitrekordes aus dem Jahr
2015. Deshalb ist es heute wenig wahrscheinlich, dass ein neuer
Allzeitrekord aufgestellt wird.
Allerdings ist durchaus ein anderer Rekord "in Gefahr". Die höchste
im Juni gemessene Temperatur liegt aktuell bei 38,5 Grad und wurde
bereits am 27. und 28. Juni 1947 an der Station im Bühlertal
(Baden-Württemberg) gemessen. Auf den weiteren Plätzen folgen Bad Ems
(Rheinland-Pfalz) mit 38,3 Grad (27. Juni 1947), Herten
(Nordrhein-Westfalen) mit 38,3 Grad (18. Juni 2002) und Frankfurt am
Main/Feldbergstraße mit 38,2 Grad (27. Juni 1947). Somit wird am
heutigen Mittwoch doch noch der eine oder andere Temperaturrekord
aufgestellt werden.
Wie bereits angesprochen fließt von Nordwesten her bereits im
heutigen Tagesverlauf "kühlere" Meeresluft ein, die in den beiden
Folgetagen die Temperaturen von Norden her etwas dämpft. Wer also
genug von der Hitze hat, findet im Küstenumfeld bei Temperaturen um
20 Grad sicherlich ein kühles Plätzchen. Zum Samstag hin dreht die
Strömung jedoch wieder auf südliche Richtungen und es wird erneut
heiße Saharaluft zu uns geführt. Vielleicht nimmt die Temperatur dann
sogar bei Höchstwerten von bis zu 38 Grad erneut Anlauf auf einzelne
Rekordwerte.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.06.2019
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