DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-06-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.06.2019 um 10.30 UTC



Hitzewelle mit Höhepunkt zur Wochenmitte, teils sehr starke Wärmebelastung,
nachfolgend im Norden und Nordosten etwas kühler. Leicht ansteigendes
Gewitterrisiko.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.06.2019


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Dienstag ist die bereits
vielfach angekündigte Hitzewelle voll in Gang. Auf der Vorderseite eines
Höhentiefs, das über dem nahen Ostatlantik liegt und sich zunächst kaum
verlagert, wird durch kräftige WLA ein Rücken gestützt, der sich von Nordafrika
über das westliche Mittelmeer nach Osteuropa erstreckt. Bodennah dreht die
östliche Strömung allmählich auf Südost. Bis zum Abend erreicht die Temperatur
in 850 hPa Werte zwischen 17 Grad im Norden und Nordosten und 24 Grad im
äußersten Südwesten, so dass einem verbreitet heißen Tag mit Maxima um 35 Grad,
im Süden und Westen auch deutlich darüber, nichts im Wege steht.

Am Mittwoch ändert sich an der großräumigen Geopotentialverteilung nur wenig,
allerdings kann sich der Höhenrücken noch etwas verstärken und nach Norden
ausdehnen, so dass sich die 596 gpdam-Isohypse über den Südwesten schiebt. Am
Boden fällt der Luftdruck von Westen her etwas, die Strömung dreht auf südliche
Richtungen. Der Warmluftvorstoß verstärkt sich nochmals, so werden bis zum Abend
im Norden 17 bis 20 Grad, im übrigen Land 20 bis 24 Grad in 850 hPa erreicht.
Somit wird im Vergleich zum Vortag nochmals ein Schippchen drauf gepackt. Ob
bevorzugt am Dienstag oder Mittwoch die 40-Grad-Marke geknackt wird hängt von
einigen Faktoren wie z.B. der Abschirmung bzw. Eintrübung durch hohe
Wolkenfelder ab, die vor allem durch Saharastaub verursacht werden könnte. Auch
die Frage nach Gewittern, aufgrund allenfalls schwacher Hebungsimpulse auf die
orographische Unterstützung angewiesen, kann nicht abschließend beantwortet
werden. Insgesamt sollten diese aber zunächst nur Gewitter auftreten.

Zum Donnerstag schwenkt ein flacher Trog über Skandinavien hinweg und könnte
nach Lesart des aktuellen IFS-Laufs für etwas Hebung im äußersten Nordosten
sorgen. Der Rücken verlagert sich retrograd nach Westen, seine Achse erstreckt
sich dann über die Britischen Inseln. Während im Süden die 850hPa-Temperatur im
Bereich um 20 Grad verbleibt, geht sie im Nordosten infolge der sich
einstellenden nördlichen Strömung auf 12 bis 14 Grad zurück. Nachfolgend greift
der Trog unter Verstärkung auf Osteuropa über, sodass sich die Achse des Rückens
am Freitag und Samstag wieder mehr über Deutschland positionieren kann. Das
Temperaturgefälle SW-NO bleibt auf ähnlichem Niveau erhalten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die jüngsten IFS-Läufe weisen eine recht gute Konsistenz auf. An der Hitzewelle
gibt es nichts zu rütteln. Richtung Ende der Mittelfrist nehmen die
Unsicherheiten hinsichtlich der Temperaturverteilung zu, was insbesondere der
unterschiedlich simulierten Austrogung über Ost/Nordosteuropa geschuldet ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit GFS und ICON zeigt lediglich bis Wochenmitte eine gute
Übereinstimmung. Während GFS und ICON temperaturmäßig auch bis zum Ende der
Mittelfrist ins gleiche oder zumindest in ein ähnliches Horn blasen, steht IFS
mit seinem recht starken Temperaturrückgang aktuell (heutiger 00UTC-Lauf) recht
alleine da. Es steht und fällt mit der Position des Rückens und somit der
schwachen Austrogung weit über Nordosteuropa (ICON), einem stark ausgeprägten
Rücken über Mitteleuropa (GFS, mit 22 Grad in 850hPa bis in den Nordosten
Deutschlands der "Hitzespitzenreiter") oder einer kräftigen Austrogung über
Osteuropa (IFS).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis zur Wochenmitte
eine gute Bündelung. Nach dem Hitzepeak am Mittwoch nimmt der Spread sukzessive
zu, insgesamt ist aber ein Temperaturrückgang zu verzeichnen, wobei sich Haupt-
und Kontrolllauf eher im unteren Drittel befinden. Dennoch ist auch angesichts
der unterschiedlichen "Modellwelt" hier noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Auch das Geopotential zeigt eine absinkende Tendenz, was vereinzelte Gewitter
zumindest etwas wahrscheinlicher macht. Niederschlagssignale, wenngleich
schwach, sind am Mittwoch und zum Wochenende zu erkennen.
Im Zeitraum +120...168h gibt es 4 Cluster. 3 Cluster beinhalten ein "Wegkippen"
des Rückens nach Westeuropa, wobei in Cluster 3, in dem auch Haupt- und
Kontrollauf zu finden sind, die nördliche Strömungskomponente am stärksten zu
Tragen kommt. Der vierte, eher GFS-lastige Cluster setzt auf einen kräftigen
Rücken über Mitteleuropa.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


HITZE:
Hitzewelle mit verbreitet starker bis sehr starker Wärmebelastung, ab Freitag
zumindest noch in der Südwesthälfte.

GEWITTER:
Vereinzelt Hitzegewitter, bevorzugt über dem Bergland, eventuell auch im
Norden/Nordosten. Dabei räumlich eng begrenzt kräftige Entwicklungen mit
Starkregen, Hagel und Sturmböen (Unwettergefahr).
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX, MOS-IFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peggy Hofheinz