Thema des Tages

21-06-2019 09:50

Wie extrem wird die kommende Hitzewelle?


In den Medien wurde in den vergangenen Tagen eine extreme Hitzewelle
für kommende Woche angekündigt. Dabei war von "Killerhitze",
"Sahara-Keule" und sogar von "dauerhaft 40 Grad" die Rede. Doch was
ist dran an diesen Meldungen?


Mitteleuropa erwartet nächste Woche tatsächlich eine ausgeprägte
Hitzewelle, die durchaus als extrem bezeichnet werden kann. Schuld
daran ist ein Ausgeprägtes Tief über dem westlichen Atlantik, das zu
Beginn der neuen Woche ungewöhnlich weit südlich, westlich der
iberischen Atlantikküste liegt und seinen Einfluss sogar bis Madera
ausdehnt. Normalerweise befindet sich dort das Azorenhoch. Auf der
Ostseite des Tiefs stellt sich eine kräftige südliche Strömung ein.
Dadurch wird heiße Luft aus der Sahara über das westliche Mittelmeer
nach Norden zunächst nach West-, später dann auch nach Mitteleuropa
transportiert.

Los geht die Hitzewelle bereits am Montag. Dann werden verbreitet
über 30 Grad erreicht. Die Hauptstoßrichtung der heißesten Luft ist
allerdings noch westlich von uns über Frankreich nach Groß
Britannien. Dort werden sicherlich einige Rekorde fallen. Erst im
weiteren Verlauf breitet sich die ganz heiße Luft auch über dem
Westen Deutschlands aus. Dort erreicht die Hitzewelle je nach Modell
wahrscheinlich am Mittwoch oder am Donnerstag ihren Höhepunkt. Dabei
wird es dort verbreitet über 36 Grad heiß.

Die Frag ist, ob die 40 Grad Marke und der deutschlandweite
Allzeitrekord fallen werden. Die bisher höchste je in Deutschland
offiziell registrierte Temperatur wurde am 5.juli und am 7. August
2015 im fränkischen Kitzingen mit 40,3 Grad gemessen. Damals
herrschte eine ähnliche Wetterlage. Dieser Rekord könnte nächste
Woche durchaus in Gefahr sein, sollte die heiße Luft noch etwas nach
Osten vorankommen. Allerdings gibt es diesbezüglich noch größere
Unsicherheiten. So geht nach den neusten Modellen die heißeste Luft
eher westlich an Deutschland vorbei. Auch gibt es Unsicherheit
bezüglich des Saharastaubes in der Luft, der die Sonnenstrahlung
etwas dämpfen oder zur Wolkenbildung führen könnte. Auch wenn der
Rekord fallen sollte, von dauerhaft 40 Grad, wie es einige Medien
verkündet haben, kann auch dann nicht die Rede sein. Solch extrem
hohen Temperaturen werden allenfalls nur an wenigen Orten für eine
kurze Zeit erreicht.

Ob nun 40 Grad oder nicht, richtig heiß mit über 35 Grad wird es auf
alle Fälle. Denn die außergewöhnliche Hitzewelle scheint in den
Prognosen recht sicher zu sein. Unsicher ist noch deren Andauer. Ab
Donnerstag gibt es erheblich Unterschiede in den Wettermodellen. In
älteren Modelläufen sollte die Hitzewelle mit einer Kaltfront und
heftigen Gewittern gegen Ende der Woche beendet werden. Jetzt
tauchen zunehmend Modellrechnungen auf, die nur eine kurze
Unterbrechung zeigen.

Um die Hitze besser zu überstehen, sollte man auf alle Fälle viel
trinken und sich möglichst im Schatten aufhalten. Auf sportliche
Aktivitäten im Freien sollte am Nachmittag möglichst verzichtet
werden, denn diese sind bei solchen Temperaturen auch für einen
gesunden Körper sehr belastend. So ist es besser, die Laufschuhe
gegen die Badehose zu tauschen.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.06.2019

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