Thema des Tages

18-06-2019 07:50

Schon wieder Gewitter? ? Ein paar Verhaltensregeln

Bereits in der vergangenen Woche kam es zu kräftigen Gewittern und
auch in dieser Woche liest man in den Wetterberichten wieder davon,
teilweise sogar bis in den Unwetterbereich. Höchste Zeit, über ein
paar Verhaltensregeln bei Gewittern zu sprechen.

Nachdem Hoch "Tale" am gestrigen Montag, dem 17.06.19, für ruhiges
Wettergeschehen sorgte, gelangt Deutschland nun allmählich wieder auf
die Vorderseite eines Tiefdruckkomplexes, der sich heute vom
Europäischen Nordmeer über die Britischen Inseln bis nach Frankreich
und Spanien erstreckt. Dabei wird mit einer südwestlichen Strömung
wieder feuchte und energiereiche Luft zu uns geführt. In der Folge
bilden sich bereits heute am internationalen Tag des Picknicks von
den westlichen Mittelgebirgen bis nach Schleswig-Holstein sowie vom
Schwarzwald bis zu den Alpen einzelne Gewitter. Während dabei die
Gefahr von unwetterartigen Entwicklungen nur gering ist, nimmt die
Unwettergefahr am morgigen Mittwoch wieder deutlich zu.
Dann kann sich in den auftürmenden Gewitterwolken, wie bereits im
Thema des Tages vom 15.06.19 beschrieben (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/6/15.html),
aufgrund von Ladungsunterschieden an Wolkenober- und Untergrenze eine
Spannung von über einer Million Volt aufbauen. Der Abbau dieser
Spannung erfolgt dann in Form von Blitzen, vor denen man wohl besser
in Deckung geht. Aber wie verhalte ich mich denn am besten, wenn ich
mich bei aufziehenden Gewittern im Freien befinde?
Natürlich wäre die beste Lösung, Schutz in Gebäuden mit
Blitzableitern oder Fahrzeugen mit metallener Karosserie zu suchen.
Diese leiten nach dem Prinzip des Faraday'schen Käfigs den Blitz in
den Boden ab, sodass die Gefahr von Verletzungen minimiert werden
kann. Hat man im Moment des Gewitteraufzugs allerdings kein Gebäude
oder Fahrzeug "zur Hand", ist man dann dem Gewitter hoffnungslos
ausgeliefert?
Der Volksmund rät im Allgemeinen dazu, "vor Eichen zu weichen und
Weiden zu meiden". Stattdessen sollte man "Buchen [auf]suchen". Davon
ist allerdings abzuraten. Blitze suchen sich häufig hohe Objekte als
Ziel aus, vor allem, wenn diese frei stehen. Dabei macht es keinen
Unterschied, ob es sich dabei nun um eine Eiche oder eine Buche
handelt. Die zerklüftete Oberflächenstruktur der Eiche ist im nassen
Zustand besonders empfänglich für Blitzentladungen, die auch ihre
sichtbaren Spuren in Form von abgesprengter Rinde oder Ästen
hinterlassen, die glatte Buchenrinde leitet hingegen den Blitz eher
direkt in den Boden ab, ohne dass dabei sichtbare Schäden entstehen.
Die Gefahr für den Schutzsuchenden ist in beiden Fällen jedoch gleich
groß.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt,
sich von offenem Gelände, Berggipfeln sowie frei stehenden Objekten
wie Bäumen, Antennen, etc. fernzuhalten. Zu Überlandleitungen sollte
ein Mindestabstand von 50 Metern unbedingt eingehalten werden. Schutz
findet man möglichst in Bodensenken, sozusagen am niedrigsten Punkt
der Umgebung. Hier empfiehlt es sich, mit eng zusammengestellten
Füßen in die Hocke zu gehen, da so verhindert wird, dass besonders
viel Strom durch den Körper fließen kann. Außerdem sollte man den
Kopf und Nacken schützen, da Gewitter unter Umständen Hagelschlag
verursachen. In leeren Flussläufen oder engen Schluchten sollte man
jedoch bedenken, dass hier womöglich die Gefahr von Überschwemmungen
aufgrund von Starkregen besteht. Außerdem empfiehlt es sich, nach
Möglichkeit metallische Gegenstände vom eigenen Körper zu entfernen
(z. B. Regenschirme, Golfschläger, Wanderstöcke, etc.).
Und falls ich mich nun zufällig in einem Wald befinde, wenn mich das
Gewitter überrascht? Am besten suche ich dann tiefer gelegene
Bereiche auf, an denen jüngere und kleinere Bäume stehen. Aber auch
hier gilt, einen möglichst großen Abstand zu den Bäumen einzuhalten.
Denn dort kann nicht nur der Blitz einschlagen, kräftige Böen können
Bäume auch durchaus zu Fall bringen.
Grundsätzlich sollte man bei Aufenthalten in der Natur immer
aufmerksam sein und bei den ersten Anzeichen eines Gewitters, d.h.
bei aufziehenden dunklen Wolken mit Blitz und Donner in der Ferne,
möglichst einen sicheren Zufluchtsort suchen. Denn auch wenn sich das
Gewitter nicht direkt über dem eigenen Standort befindet, ist
Vorsicht geboten. Zum einen können Gewitterwolken eine große
horizontale Ausdehnung erreichen und theoretisch ist darunter überall
Blitzschlag möglich, zum anderen kann auch in mehreren Kilometern
Entfernung zum eigentlichen Gewitter ein Blitz auftreten. Denn Blitze
suchen sich immer den Weg des geringsten (Luft-) Widerstands, und
dieser stellt nicht zwangsläufig den kürzesten Weg zwischen dem Kern
der Gewitterwolke und dem Erdboden dar. Daher kann es auch in
seltenen Fällen passieren, dass am Himmel die Sonne scheint und
trotzdem ein Blitz aus dem Randbereich einer Gewitterwolke
einschlägt. Bevor man sich nach einem Gewitter wieder ins Freie wagt,
sollte man entsprechend möglichst so lange warten, bis sich die Wolke
verzogen hat und man keinen Donner mehr hört.
Alternativ empfiehlt es sich für den Ausflug ins Freie natürlich,
sich bereits im Vorfeld über mögliche Wettergefahren unter www.dwd.de
zu informieren. Unterwegs lassen sich Wetterwarnungen auch bequem mit
dem Smartphone über die DWD-Warnwetter-App abrufen.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.06.2019

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